Georges Desrues / Erich Bernard
TRIEST FÜR FORTGESCHRITTENE
192 Seiten, Styria Verlag, 2ß21
Bücher, die sich an „Fortgeschrittene“ wenden, müssen vorsichtig sein, denn es ist anzunehmen, dass sich viele Leser bei den angebotenen Themen selbst schon recht gut auskennen. Und „Triest“ liegt ja den Österreichern immer noch vor der Nase, eine Stadt, die Habsburgische Vergangenheit atmet und dabei wunderbar soignierte italienische Gegenwart bietet.
So manch einen zieht es immer wieder hinunter, und der weiß dann auch, wo er seinen Kaffee trinkt, wo er den Strehler-Gedenkraum und sein Grab findet, wo er James Joyce guten Tag sagt, wo man ganz besonders guten Schinken einkauft und wo man Pasta isst.
Georges Desrues und Erich Bernard allerdings wissen tatsächlich noch das bisschen mehr, das aus ausführlicher Kenntnis (nicht nur gelegentlichen Besuchen) erwächst. Die beiden Autoren, der Franzose und der Österreicher, leben immer wieder in Triest, der eine Fachmann für Essen und Trinken, der andere für Architektur- und Kulturgeschichte. Man kann sie nicht auseinander dividieren, sowohl Text wie Fotos stammen von beiden.
Es ist ein Stadtführer, zwar größer als die üblichen Reiseführer, aber nicht so unhandlich, dass man ihn nicht bei sich tragen kann. Für Rundgänge gibt es immer wieder Stadtpläne, wo die einzelnen Ziele mit Nummern eingezeichnet sind (ob man wirklich danach gehen kann, scheint ungewiß, aber die Stadt ist nicht so groß, dass man etwas nicht finden würde).
Die einzelnen Kapitel orientieren sich an Stadtvierteln und historischen oder künstlerischen Schwerpunkten, wobei auch der Text „spazieren führt“ (den liest man am besten zuhause und merkt sich, was man davon sehen und überprüfen will). Die Autoren plaudern sich durch Gegenwart und Vergangenheit, wie man es von einem guten Reisebegleiter hören würde. Dankbar ist man für die Übersicht über Museen oder auch Spezialaspekte (etwa das Jüdische Triest).
Aber weil heutzutage das „Ausgehen“ längst denselben Stellenwert erreicht hat wie der kulturelle Aspekt, sind hier in Fülle Kaffeehäuser (ganz österreichisch!), Restaurants, Pizzerien, auch Märkte und Weingüter angeführt.
Definitiv schade ist, dass der Verlag ein Register eingespart hat: Sowohl viele Personen, die immer wieder kehren (beispielsweise Erzherzog Maximilan…), wie auch eine Übersicht über Straßen, Plätze, Kirchen, Gebäude, Denkmäler, Institutionen wäre solcherart gegeben (während man im Buch, wenn man etwas Bestimmtes sucht, ziemlich suchen muss…)
Die Aussage auf der Buchrückseite „Triest ist Wien am Meer“ hat man schon selbst festgestellt, findet sie aber hier aufs schönste bestätigt. (Und warum Maria Theresia in Triest kein Denkmal hat, wissen auch die Autoren nicht.)
Renate Wagner