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TORINO/ Teatro Regio: I PURITANI. Derniere

27.04.2015 | Allgemein, Oper

Derniere von I Puritani im Teatro Reggio Turin am 26.04.2015

Weshalb Vincenzo Bellinis Werk trotz der verschwenderischen Fülle schöner Melodien einschliesslich einer Wahnsinnszene für Sopran nicht öfter aufgeführt wird, mag mit den Schwierigkeiten erklärbar sein, die wichtigsten Protagonisten adäquat besetzen zu können.

Dass das Teatro Regio in Turin die Aufführung auf den Spielplan nehmen konnte, dürfte mit der Besetzung zusammenhängen. Für die Tenorrolle des Arturo stand Dimitry Korchak zur Verfügung. Als Elvira Olga Peretyatko, die in der Zwischenzeit ein gefragter Star geworden ist. Ihr Sopran zeichnet sich durch Koloraturgeläufigkeit, Höhensicherheit und perfekte Phrasierungen aus.

Dimitry Korchak klingt als Arturo nicht so leichtfüssig wie erwartet. Seine kernige Stimme verströmte zwar eine jugendliche Aura, aber man erlebte einen eher etwas stimmlich verkrampften Tenor. Die Parameter des Belcantos beherrschte der Tenor recht gut. Stimmlich schön hebt er die Arie „Ate, o cara“ an, doch die gefürchteten Intervallsprünge wollen nicht recht gelingen.

Nicola Ulivieris schlanker Bassbariton wird flexibel geführt und entwickelt in den bewegten Passagen, etwa im Duett des ersten Aktes, belcantesken Fluss.

In Nicola Alaimo findet die Partie des Riccardo eine weniger prominente Besetzung. Sein stimmliches Material ist attraktiv. Er ist ein gut fokussierter Bariton mit einer satten Farbe und einem kräftigen oberen Register.

Kleinere Partien sind mit Samantha Korbey als Enrichetta und Fabrizio Beggi als Gualtiero in besten Händen, wie denn alle überhaupt gut aufgehoben sind beim Dirigenten Michele Mariotti, der einer Realisation gesanglicher Details hinreichend Raum gewährt.

Hingegen ist die Inszenierung nichtssagend. Die Darsteller sind in Blau und Grau gekleidet, das Bühnenbild ist dunkel gehalten und teilweise sind die Darsteller geschminkt, als kämen sie wie Zombies aus den Gräbern.

I Puritani ist gewiss nicht einfach zu inszenieren, aber hier ist dem Regisseur Fabio Ceresa und Bühnenbildner Tiziano Santi nichts Gescheites in den Sinn gekommen.

Das Publikum hat die Aufführung sehr geschätzt und mit Ovationen belohnt

Marcel Paolino

 

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