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TODESFÄLLE – Stand Dezember 2015

07.12.2015 | Allgemein, Todestage

TODESFÄLLE – STAND DEZEMBER 2015

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

Eleonora ENĂCHESCU ist am 2.9.2015 verstorben

 ELEONORA ENACHESCU

Geboren am 12. August 1952 in Cluj; Biographie der rumänischen Sopranistin auf Rumänisch: https://ro.wikipedia.org/wiki/Eleonora_En%C4%83chescu

 Cornel STAVRU ist am 17.9.2015 verstorben

Cornel_STAVRU

 Geboren am 31. August 1929 in Constanța; er besuchte zunächst das Polytechnikum in Bukarest, um Eisenbahnbauingenieur zu werden, wandte sich aber dann dem Gesangstudium zu, das am Nationalkonservatorium von Bukarest bei Aurel Costescu-Duca und Alexander Colfescu stattfand. Debüt 1958 an der Bukarester Nationaloper als Manrico im »Troubadour«. Er hatte seither große Erfolge in den heldischen Partien für Tenor, u.a. als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Canio im »Bajazzo«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Don José in »Carmen«, als Tannhäuser, als Otello und in vielen anderen Partien. Zahlreiche Gastspiele brachten ihm an den führenden Theatern in Deutschland, in Belgien, Griechenland, Jugoslawien, Polen, Ungarn, in Bulgarien und in der Sowjetunion große Erfolge. Er gab u.a. Konzerte in mehreren chinesischen Großstädten.

Seine strahlende Heldentenorstimme erklingt auf Platten der rumänischen Marke Electrecord (u.a. vollständige Opern »Cavalleria rusticana«, »Bajazzo«, »Il trovatore«). Davon wurde der »Bajazzo« auf Philips übertragen.

 Alfred KAINZ ist am 30.9.2015 verstorben

 Geboren am 9. Juni 1942 in Wien; er war langjähriges Ensemblemitglied der Volksoper Wien, wo er unzählige Auftritte absolvierte, u.a. als Herr Reich in »Die lustigen Weiber von Windsor«, als 2. Geharnischter in der »Zauberflöte«, als Crespel wie als Luther in »Hoffmanns Erzählungen«, als Kromow wie als Pritschitsch in Lehárs »Die lustige Witwe«, als Oberpriester in »Das Land des Lächelns«, als Sándor von Kiss in Kálmáns »Die Csárdásfürstin«, als Tschekko in »Gräfin Mariza« und als Major von Wangenheim in Millöckers »Der Bettelstudent«. 1984 sang er bei den Bregenzer Festspielen den Schließer in »Tosca«. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1985 als Samuel in »Saul« und 1986 als Zebul in »Jephta« in szenischen Aufführungen dieser Händel-Oratorien mit. 1992 debütierte er in mehreren Rollen in der Oper »Baal« von Fr. Cerha an der Wiener Staatsoper, an der er dann auch 1999 mehrmals als Kromow auftrat.

Arda AYDOĞAN ist am 25.10.2015 in Istanbul verstorben

arda-aydogan

 Biographie des 1963 in Ankara geborenen türkischen Bassisten auf Türkisch:

https://tr.wikipedia.org/wiki/Arda_Aydo%C4%9Fan

 Guido MASANETZ ist am 5.11.2015 in Berlin verstorben

Geboren am 17. Mai 1914 in Friedeck (Österreichisch-Schlesien); er war eine der bedeutendsten und erfolgreichsten Musikerpersönlichkeiten der ehemaligen DDR. Er stammte aus einem musizierfreudigen Elternhaus und erhielt vom achten Lebensjahr an Unterricht in Klavier und Musiktheorie. Bald stand sein Berufsziel Konzertpianist fest. Nach der Volksschule in Friedeck und dem Gymnasium in Mährisch Ostrau erhielt er dazu eine Ausbildung an der Städtischen Musikschule in Mährisch Schönberg. Während seines Militärdienstes beim 35. Infanterie-Regiment der tschechoslowakischen Armme in Pilsen konnte er seine Ausbildung in Musiktheorie und Komposition bei Prof. Josef Barovský fortsetzen. Den Schwerpunkt seines Wirkens bildete aber recht bald die Tätigkeit als Kapellmeister und die Komposition. 1938/39 hatte er ein Engagement als Ballett-Repetitor am damaligen deutschen Brünner Stadttheater, wo 1941 auch seine Operette Barbara erstmals aufgeführt wurde. Ab 1940 arbeitete er im Protektorat Böhmen und Mähren als Konzertpianist beim Sender Brünn und als Zensurbeauftragter, bevor er 1941 zum 172. Infanterie-Regiment der Wehrmacht nach Bautzen eingezogen wurde, wo er vor allem als Militärmusiker tätig war. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit der Kriegsgefangenschaft wirkte er 1945-49 als Kapellmeister am Stadttheater Zittau sowie als Dozent für Musiktheorie am Johanneum. 1951-55 war er in Berlin Musikalischer Oberleiter des Staatlichen Volkskunstensembles der DDR. Anschließend arbeitete Masanetz bis 1960 als Sekretär für Unterhaltungsmusik beim Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. 1962-66 war er Musikdramaturg im Verlag „Lied der Zeit“, bevor er freischaffender Pianist, Komponist und Dirigent wurde. Über drei Jahrzehnte war er als Dirigent am Metropol-Theater Berlin tätig und leitete dort auch die Uraufführungen seiner Werke. Masanetz komponierte zahlreiche Lieder, Schlager, Operetten, Musicals und Filmmusiken, insbesondere auch für Märchenfilme. Er schuf das langjährig erfolgreich gespielte Musical In Frisco ist der Teufel los. Aus seiner Feder stammen unter anderem die bekannten Lieder Bunte Lampions (1946 für Rudi Schuricke) und 1962 Seemann hast du mich vergessen?. 2005 wurde er bei den Elblandfestspielen in Wittenberge mit dem Ehrentitel „Musikdirektor“ durch Manfred Stolpe ausgezeichnet. Sein künstlerisches Credo war stets „… die Stärkung und Ausschöpfung der Vielfalt der harmonischen Melodie“. Seit 1986 war der Komponist in vierter Ehe mit Sybille verheiratet. Er starb am 5. November 2015 im Alter von 101 Jahren in Berlin.

Andrei ESCHPAI ist am 8.11.2015 in Moskau verstorben

 Geboren am 15. Mai 1925 in Kosmodemjansk (Republik Mari El, Russland); er erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem Vater Jakow Andrejewitsch Eschpai, der ebenfalls Komponist und ein bedeutender Folkloresammler war. Seit 1928 lebte die Familie in Moskau. 1934-41 erhielt er Klavierunterricht am Gnessin-Institut. 1943 zog er als Freiwilliger in den Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende studierte er zunächst an der Moskauer Musikfachschule. Ab 1948 besuchte er das Moskauer Konservatorium, wo er Unterricht bei so prominenten Lehrern wie Wladimir Sofronizki (Klavier), Nikolai Mjaskowski, Jewgeni Golubew und Nikolai Rakow genoss. 1953 schloss er seine Studien ab, blieb jedoch bis 1956 im Rahmen einer Aspirantur bei Aram Chatschaturjan am Konservatorium. Danach war Eschpai überwiegend als freischaffender Komponist tätig. Lediglich in den Jahren 1965 bis 1970 nahm er eine Lehrtätigkeit am Moskauer Konservatorium wahr. Er wirkte sowohl im russischen als auch im sowjetischen Komponistenverband als hoher Funktionär, unterstützte jedoch oft jüngere Komponisten, deren Werke von moderner Tonsprache geprägt sind. Eschpai genoss in Russland hohe Anerkennung und neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er 1975 den Titel Volkskünstler der RSFSR, 1981 den Titel Volkskünstler der UdSSR und 1986 den Leninpreis.

Eschpai gehörte dem Volke der Mari an, was seine Musik entscheidend prägte. Nicht nur seine explizit auf die Musik dieses Volkes verweisenden Werke, sondern fast sein gesamtes Œuvre greift auf Mari-Folklore zurück. Damit trat Eschpai in die Fußstapfen seines Vaters, der sich in besonderem Maße für diese Kultur einsetzte. Andere Komponisten, die Eschpai beeinflussten, waren Béla Bartók, Aram Chatschaturjan, Sergej Prokofjew und Nikolai Mjaskowski. Doch gerade in der prägnanten Rhythmik vieler Werke lassen sich auch Elemente von Jazzmusik feststellen. Insgesamt ist seine Musik sehr vital, oft tänzerisch und besitzt eine konzertante Schreibweise, die sich in Eschpais ausgiebiger Beschäftigung mit der Gattung des Konzerts manifestiert. Spätere Werke greifen zum Teil auf religiöse Thematik zurück, wie sich in den Kompositionen nach 1990 überhaupt eine größere Schroffheit und ein höherer Dissonanzgrad feststellen läßt. Dennoch ist seine Musik immer der Tonalität verpflichtet, auch wenn manchmal deren Grenzen ausgelotet werden. Neben seiner Komponistentätigkeit machte Eschpai auch als Pianist auf sich aufmerksam, beschränkte sich allerdings auf die Interpretation eigener Werke.

 Robert CRAFT ist am 10.11.2015 in Gulf Stream (Florida) verstorben

Geboren am 20. Oktober 1923 in Kingston (New York); er war ab 1948 und bis zu dessen Tod Sekretär, Assistent und „Eckermann“ von Igor Strawinsky, dem er seit den 1960er Jahren zahlreiche Veröffentlichungen widmete. Craft, der sich bereits früh für die Zweite Wiener Schule interessierte und einsetzte – auch gegenüber seinem ursprünglich mit Arnold Schönberg verfeindeten Mentor –, galt dirigentisch als Spezialist der klassischen Moderne, nahm jedoch auch Werke von Gesualdo, Monteverdi und Johann Sebastian Bach auf.

Richard COWAN ist am 16.11.2015 in Pittsburgh (PA) verstorben
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 Geboren am 24. Dezember 1957 in Euclid (Ohio); er studierte an der Indiana State University. Er trat bereits 1983 an der Chicago Lyric Opera in einer kleinen Partie in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch auf. Hier hörte man ihn bis 1991 auch als Masetto im »Don Giovanni«, als Escamillo in »Carmen« (1990) und als Anthony in »Anthony and Cleopatra« von Samuel Barber (1991). 1985 und 1987 gastierte er jeweils in Los Angeles und an der Miami Opera, 1985 auch an der Connecticut Opera als Valentin im »Faust« von Gounod. 1985 wirkte er beim Maggio Musicale von Florenz als Tierbändiger in »Lulu« von Alban Berg mit, 1988 nochmals in der Uraufführung der Oper »L’Inspirazione« von S. Bussotti. 1986 übernahm er bei den Festspielen von Aix-en-Provence die Partie des Masetto und trat 1987 während des Festivals von Orange in einem Konzert auf. 1987 spielte und sang er in dem »La Bohème«-Film von Luigi Comencini den Schaunard. 1988 und 1989 sang er am Théâtre Châtelet Paris im »Freischütz« bzw. im »Fidelio«. Seit 1988 bestand ein Gastvertrag mit dem Stadttheater von Bonn. In der Spielzeit 1990-91 debütierte er an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Schaunard in »La Bohème«); hier sang er dann in dieser und der nachfolgenden Spielzeit in insgesamt 19 Vorstellungen auch den Don Giovanni und den Guglielmo in »Così fan tutte«. Gastspiele trugen dem Sänger 1991 am Teatro Regio Turin, an der Oper von Vancouver (als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss) und am Teatro Municipale Rio de Janeiro (als Don Giovanni) Erfolge ein. In den USA setzte er seine Karriere mit Auftritten bei der Connecticut Opera (1987), der San Francisco Opera (1989 als Tierbändiger und als Athlet in Alban Bergs »Lulu«), der Michigan Opera Detroit (1990), der Oper von Chicago (1995 als Paolo in »Simon Boccanegra« von Verdi) und beim Opernfestival von Santa Fé (1990 als Guglielmo) fort. 1993 gastierte er in Lausanne als Ernesto in »Il Pirata« von Bellini, 1994 an der Komischen Oper Berlin, 1995 am Grand Théâtre Genf in der Titelrolle von »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók. 1997 übernahm er an der Opera Pacific Costa Mesa den Don Giovanni. Weitere Opernpartien: der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Creon in »Medea« von Cherubini und der Sharpless in »Madame Butterfly«. 1990 heiratete er in erster Ehe die amerikanische Sopranistin Constance Hauman.

Schallplatten: Erato (Schaunard in »La Bohème« von Puccini).

 Jerzy KATLEWICZ ist am 16.11.2015 in Krakau verstorben

Geboren am 2. April 1927 in Bochnia; er studierte an der Musikakademie Krakau Klavier sowie Komposition und Dirigieren bei Artur Malawski. 1949-52 war er musikalischer Leiter des Groteska-Theaters in Krakau. 1952-57 war er musikalischer Leiter und Dirigent der Philharmonie Krakau, 1958-61 künstlerischer Leiter der Philharmonie Posen, 1961-68 Direktor der Philharmonie Danzig. 1968-81 war er Direktor der Krakauer Philharmonie, dann Direktor des Nationalen Rundfunkorchesters in Krakau. 1979-82 war er künstlerischer Leiter des Noordhollands Phliharmonisch Orkest, Haarlem, Holland. Als Gastdirigent leitete er Orchester in allen europäischen Ländern, sowie in Japan, der Mongolei, China, Australien, Neuseeland und Mittelamerika (Kuba, Mexiko) und im Nahen Osten (Libanon und Irak).

Katlewicz übernahm 1972 eine Dirigentenklasse an der Musikakademie Krakau. 1983 erhielt er den Titel eines Professors.

Daniel FERRO ist am 18.11.2015 verstorben

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 Geboren am 10. April 1921 in New York; Biographie des amerikanischen Bass-Baritons auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Daniel_Ferro

Jacques van OORTMERSSEN ist am 21.11.2015 in Heemstede verstorben

Geboren am 28. Juni 1950 in Rotterdam; er studierte am Rotterdams Conservatorium und schloss mit Solistendiplomen in Orgel und Klavier ab. Er vertiefte seine Orgelstudien bei Marie-Claire Alain in Paris und erhielt 1976 den „Prix d’ Excellence“. Beim niederländischen Nationalen Improvisationswettbewerb in Bolsward gewann er 1977 den ersten Preis. Seit 1979 unterrichtete er Orgel als Hauptfach am Conservatorium van Amsterdam. 1982 wurde er als Nachfolger von Gustav Leonhardt zum Titularorganisten der Waalse Kerk in Amsterdam ernannt. Jacques van Oortmerssen war Gastdozent an internationalen Musikhochschulen und Universitäten. 1994/95 hatte er eine außerplanmäßige Professur an der Sibelius-Akademie in Helsinki inne, die ihm am 2. Juni 2012 einen Ehrendoktor verlieh. Als Mitglied im Beirat des Göteborg Organ Art Centre (GOArt) der Universität Göteborg engagierte er sich für den Orgelbau und leitete dort das Bach Research Project. Als Solist trat van Oortmerssen auf internationalen Festivals auf. Er spielte mehr als 50 CDs ein, unter anderem die kompletten Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach und Johannes Brahms an bedeutenden historischen Orgeln in Europa.

Joseph SILVERSTEIN ist am 22.11.2015 in Boston verstorben

Geboren am 21. März 1932 in Detroit;  er wurde zunächst von seinem Vater Bernard Silverstein unterrichtet, der als Musiklehrer tätig war. Später studierte er am Curtis Institute of Music bei Efrem Zimbalist, William Primrose, Josef Gingold und Mischa Mischakoff. Durch den Gewinn der Silbermedaille beim Königin Elisabeth Wettbewerb 1959 und des Naumburg-Preises der Walter W. Naumburg-Stiftung 1960 wurde er einem größeren Publikum bekannt. 1962 wurde er Konzertmeister des Boston Symphony Orchestra, 1971 wurde er zum Assistenzdirigenten ernannt. Anschließend war er 1983-98 als Musikdirektor des Utah Symphony Orchestra tätig. Von 2001 bis zur Auflösung des Orchesters 2003 war er kommissarischer Musikdirektor des Florida Philharmonic Orchestra und in der Saison 2007/08 künstlerischer Berater des Portland Symphony Orchestra. Zudem trat er weltweit als Solist auf. Als Violinprofessor unterrichtete er am New England Conservatory in Boston und am Curtis Institute of Music in Philadelphia.

Jouni KAIPAINEN ist am 23.11.2015 in Tampere verstorben

Geboren am 24. November 1956 in Helsinki; er studierte an der örtlichen Sibelius-Akademie bei Aulis Sallinen und Paavo Heininen. 1981 gewann er in Paris mit Trois morceaux de l’aube für Cello und Klavier den ersten Preis im internationalen Rostrum der Unesco für junge Komponisten. Während seine frühen Werke einer modernen Ästhetik verpflichtet sind, sind später auch Einflüsse von Komponisten wie Debussy und Ravel in seinem Schaffen zu erkennen. Zu seinen bekannteren Werken zählen das Klarinettenkonzert Carpe diem!, das Oboenkonzert op. 46 und seine vier Sinfonien. Die Fünfte Sinfonie, ein Auftragswerk des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters, konnte der Komponist vor seinem Tod nicht mehr beenden. Der Dirigent Hannu Lintu brachte viele seiner Kompositionen zur Uraufführung und Erstaufnahme. Kaipainen zeichnete sich durch einen Stil zwischen Expressionismus und Klassizismus aus, sein kompositorisches Schaffen umfasst alle Bereiche von der großbesetzten Sinfonik, über die Vokal- bis zur Kammermusik. Außerdem war er als vielbeachteter Musikschriftsteller tätig.

Luc BONDY ist am 28.11.2015 in Zürich verstorben

Geboren am 17. Juli 1948 in Zürich; er stammte aus einer bekannten Theater- und Literatenfamilie; er war der Sohn des österreichisch-ungarischen Publizisten und Essayisten François Bondy und ein Enkel des Autors und Dramaturgen N.O. Scarpi. Bondy hatte eine schwierige Kindheit, wuchs zeitweise in einem südfranzösischen Kinderheim auf, besuchte ein Internat und absolvierte später die Pariser Pantomimenschule von Jacques Lecoq. 1969 erhielt er eine Anstellung als Regieassistent am Hamburger Thalia Theater, wo er unter anderem bei Gustav Mahler assistierte. 1971 zeigte er in Göttingen seine erste eigene Inszenierung, Der Narr und die Nonne von Stanislaw Ignacy Witkiewicz. 1973 gelang ihm mit Edward Bonds Die See am Residenztheater München der Durchbruch. Es spielten unter anderem Siegfried Lowitz und Walter Schmidinger. Die Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. In den folgenden Jahren war er als Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt engagiert und prägte – neben Peter Palitzsch – den Stil des Hauses und des Ensembles. An diesem Haus präsentierte er 1975 erstmals ein Stück des in Deutschland damals völlig vergessenen Rokoko-Dichters Pierre Carlet de Marivaux – Die Unbeständigkeit der Liebe – und konnte damit einen großen Erfolg erringen. Auch diese Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen, sowie in der Folge noch elf weitere Arbeiten des Regisseurs. Er inszenierte aber auch am Schauspiel Köln, am Hamburger Schauspielhaus und an den Münchner Kammerspielen. 1976 begann seine Zusammenarbeit mit der Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer, mit Else Lasker-Schülers Die Wupper. 1977 folgte dort Alfred de Mussets Man spielt nicht mit der Liebe. 1976 debütierte er an der Hamburgischen Staatsoper als Opernregisseur – mit dem Wozzeck. 1978 folgte am selben Haus die zweite Alban-Berg-Oper – Lulu. Auch in der Oper reüssierte der Regisseur auf Anhieb, seine Operninszenierungen waren in den folgenden Jahrzehnten in Wien, München, New York, Brüssel und Paris, sowie bei den Festspielen von Salzburg, Aix-en-Provence und Edinburgh zu sehen. 1984 folgte seine erste Regie in Frankreich – Schnitzlers Das weite Land in Nanterre mit Michel Piccoli und Bulle Ogier als Ehepaar Hofreiter – und der große Erfolg dieser Produktion führte zu stets wiederkehrenden Einladungen nach Paris. Unter dem Titel Terre etrangère verfilmte der Regisseur Schnitzlers Werk auch im Jahr 1987, in einer österreichisch-deutsch-französisch-italienischen Koproduktion, wiederum mit Piccoli und Ogier (Ehepaar Hofreiter), sowie mit Milena Vukotic, Jutta Lampe, Wolfgang Hübsch, Dominique Blanc, Gabriel Barylli sowie Paulus Manker als Komponist Alexander Korsakow.

Nach dem Rücktritt Peter Steins von der Direktion der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz wurde Luc Bondy – gemeinsam mit den Dramaturgen Dieter Sturm und Christzoph Leimbacher – für viele überraschend 1985 in das Leitungsgremium berufen. Er blieb dort zwar nur bis 1988 Ko-Direktor, inszenierte aber bis 1995 weiterhin an diesem Haus. In Berlin brachte er 1985 wiederum ein Marivaux-Stück heraus, Der Triumph der Liebe, erneut eingeladen zum Berliner Theatertreffen – eine Aufführung, die auch verfilmt wurde. Die Besetzung mit Jutta Lampe, Corinna Kirchhoff, Thomas Holtzmann, Libgart Schwarz, Ernst Stötzner, Matthias Gnädinger und Paul Burian war hochkarätig. Außerdem inszenierte er an der Schaubühne Stücke von Cami, Guitry, Handke, Molière und Ostrowskij, sowie Shakespeares selten gespieltes Wintermärchen und er befasste sich ausführlich mit dem dramatischen Œuvre von Botho Strauß: Kalldewey (1982), Die Fremdenführerin (1986), Die Zeit und das Zimmer (Uraufführung 1989) und Schlußchor (1992, ausgezeichnet als Inszenierung des Jahres durch die Kritikerumfrage von Theater heute). Auch nach seiner Zeit an der Schaubühne sollte Botho Strauß eine wichtige Achse seiner Arbeit bleiben. Beispielsweise inszenierte er 2002 am Berliner Ensemble die Uraufführung von Unerwartete Rückkehr und 2005 ebendort – mit Edith Clever und Jutta Lampe – Die eine und die andere. Am Théâtre de l‘Odéon in Paris präsentierte er, ebenfalls 2005, Schändung, eine Titus-Andronicus-Bearbeitung von Botho Strauß. Als weitere zeitgenössische Autoren, für die sich Luc Bondy engagierte, sind die Französin Yasmine Reza und der Österreicher Peter Handke zu nennen. Bondy inszenierte zwei Uraufführungen von Reza – Drei Mal Leben (Akademietheater Wien, 2000) und Une pièce espagnole (Théâtre de la Madeleine in Paris, 2004) – sowie eine von Handke – Die schönen Tage von Aranjuez (Akademietheater, 2012).

Bondy kam mit Marivaux und Mozart nach Wien. Die damalige Intendantin der Wiener Festwochen, Ursula Pasterk, sprach zwei Einladungen aus: 1985 gastierte die Berliner Schaubühne mit Marivaux’s Triumph der Liebe in Wien, 1986 das Brüsseler Théâtre de la Monnaie mit Mozarts Così fan tutte. Mit diesen zwei außerordentlichen Erfolgen Bondys war die Grundlage für langjährige Zusammenarbeit in Schauspiel und Oper gelegt. 1990 folgte die Einladung der Wiener Staatsoper an Bondy – im Rahmen der Festwochen – gemeinsam mit GMD Claudio Abbado im Theater an der Wien da Pontes und Mozarts Don Giovanni zu erarbeiten. Parallel zu seiner Berliner Arbeit gastierte er weiterhin an deutschen und französischen Bühnen und wurde 1992 von Gérard Mortier eingeladen, bei den Salzburger Festspielen die Salome von Richard Strauss mit Catherine Malfitano in der Titelrolle zu inszenieren. Es dirigierte Christoph von Dohnányi. Die Inszenierung war derart erfolgreich, dass sie vom Royal Opera House Covent Garden in London übernommen und noch im Jahr 2007 an der Mailänder Scala gezeigt wurde, nunmehr mit Nadja Michael in der Titelpartie. 1993 folgte in Salzburg die Uraufführung von Botho Strauß‘ Das Gleichgewicht, 1995 eine Neuinszenierung von da Pontes und Mozarts Le nozze di Figaro mit Nikolaus Harnoncourt am Pult der Wiener Philharmoniker. 1993 begann eine langjährige Zusammenarbeit mit dem belgischen Komponisten Philippe Boesmans und dem Brüsseler Théâtre de la Monnaie. Luc Bondy adaptierte und verantwortete die Libretti von Shakespeares Wintermärchen und drei Klassikern der Moderne – Schnitzlers Reigen, Strindbergs Fräulein Julie und Gombrowicz‘ Yvonne, die Burgunderprinzessin. Boesmans schrieb die Musik und Bondy inszenierte die Uraufführungen in Brüssel bzw. an der Opéra National de Paris. Julie (2005) wurde auch beim Festival d’Aix-en-Provence gezeigt, Yvonne (2009) auch bei den Wiener Festwochen.

Ab 1997 prägte Bondy siebzehn Jahre lang die Wiener Festwochen in Leitungsfunktion und führte sie – gemeinsam mit seinen Schauspieldirektorinnen Marie Zimmermann (2002–07) und Stefanie Carp (2008–13) – zu internationaler Anerkennung. Ab 1997 lag die künstlerische Verantwortung fünf Jahre lang bei einem Dreierdirektorium, wobei Bondy für den Schauspielbereich verantwortlich zeichnete, Klaus-Peter Kehr für Musiktheater und Hortensia Völckers für Tanz und Sonderprojekte. Die Bestellung erfolgte durch Ursula Pasterk, die nunmehr als Stadträtin für Kultur zuständig war. 2002-13 zeichnete Luc Bondy als Intendant allein verantwortlich. Das Verhältnis von Luc Bondy zu Wien war stets ambivalent. Einerseits wurden seine Inszenierungen von Publikum und Presse schnell gefeiert und bejubelt, andererseits wurde er selbst wegen seiner langen Abwesenheiten von Wien zum Teil heftig kritisiert und musste eine Reihe von subtilen und weniger subtilen Demütigungen hinnehmen. Die erste erfolgte schon nach seiner ersten in Wien erarbeiteten Inszenierung im Jahr 1990. Obwohl seinem Don Giovanni von Publikum und Presse heftig applaudiert wurde, kam es nur zu den ursprünglich geplanten sechs Festwochenaufführungen. Die Inszenierung wurde weder wieder aufgenommen, noch ins Haus am Ring übernommen. Dort spielte man lieber weiterhin die konventionelle und gefällige Version Franco Zeffirellis aus dem Jahr 1972. Die wohl letzte war, dass das Burgtheater seine hochgelobte Lear-Inszenierung mit Gert Voss aus dem Jahr 2007 nur selten ansetzte, jedoch unmittelbar nach Ende von Bondys Wiener Vertrag Peter Stein und Klaus Maria Brandauer einen neuen Lear erarbeiten ließ. „Mit Wien habe ich eine Hassliebe, doch die Liebe ist größer“, sagte er zwei Jahre vor seinem Tod. Luc Bondy hat nur einmal in New York inszeniert – Puccinis Tosca an der Metropolitan Opera im Jahr 2009 – aber diese Inszenierung geriet zu einem veritablen Skandal. Im Theater und außerhalb. Das Premierenpublikum pfiff und buhte den Regisseur erbarmungslos aus, und Franco Zeffirelli attackierte seinen Kollegen massiv: „He’s not second rate. He’s third rate.“ Bondy konterte: „I’m a third-rate director, and he is a second assistant of Visconti.“ Auch versuchte er Zeffirelli „darüber aufzuklären, wem eine Oper wie Tosca gehört. Nach meinem Verständnis gehört sie Puccini, bei einem Konzertabend gehört sie dem Interpreten, jedenfalls gehört sie nicht Franco Zeffirelli allein.“ Hier gingen die Exponenten von Werktreue und Regietheater in direkte Konfrontation. Die New Yorker Tosca war eine Koproduktion der Met mit der Bayerischen Staatsoper in München und dem Teatro alla Scala in Mailand. Sie erwies sich seit dem Skandal des Premierenabends als äußerst robust und langlebig, steht nach wie vor am Spielplan der drei Opernhäuser und wurde auch am Todestag von Luc Bondy in New York aufgeführt. Im Jahr 2012 übernahm er die Leitung des Pariser Théâtre de l‘Odéon und verlagerte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Frankreich. Bondy hatte lange Jahre mit Krankheiten zu kämpfen. Trotzdem setzte er sich immer wieder ans Regiepult.

Seine letzte Inszenierung galt Tschechows Iwanow, die Proben mussten bei Luc Bondy zu Hause beginnen, weil er nach einer Operation rekonvaleszent war. Die Premiere im Februar 2015 wurde von Publikum und Presse ebenso begeistert aufgenommen, wie viele seiner Arbeiten zuvor. Philippe Tessin, der Kritiker des Le Figaro, titelte Iwanow in seiner brutalen Wahrheit und lobte Vergänglichkeit, Melancholie und Eleganz der Aufführung. Im Nachruf derselben Zeitung wird der Regisseur als Phoenix gewürdigt und seine letzte Arbeit als „Meisterwerk der Feinheit und Tiefe“. Luc Bondys letzter öffentlicher Auftritt fand Mitte Juli 2015 im Rahmen des Tschechow-Festivals in Moskau statt. Seine letzte Marivaux-Inszenierung – Les fausses confidences – mit erlesener Besetzung (Isabelle Huppert, Manon Combes, Louis Garrel, Yves Jacques, Sylvain Levitte, Jean-Pierre Malo, Bulle Ogier und Bernard Verley) war nach hundert ausverkauften Pariser Vorstellungen nach Moskau eingeladen worden und wurde dort begeistert willkommen geheißen. Diese Produktion wurde auch, bereits 2014, in Athen, Luxemburg, Lyon und Rennes, sowie bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen gezeigt. Die für Januar 2016 geplante große Neuinszenierung von Shakespeares Othello am Théâtre de l’Odéon, mit Philippe Torreton als Othello, Marina Hands als Desdemona und Micha Lescot als Iago, wurde wenige Wochen vor seinem Tod auf die nächste Spielzeit verschoben. Bondy hatte sich verwehrt, die Rolle des Mohren von Venedig nach dem Kriterium der Hautfarbe zu besetzen: „Muss denn die Natur mit der Bühne zusammenfallen?“ Bereits im Jahr 2014 hatte er Shakespeares Text gemeinsam mit Daniel Loayza neu übersetzt. Im Sommer 2014 war er der Uraufführungsregisseur der Oper Charlotte Salomon von Marc-André Dalbavie bei den Salzburger Festspielen. Eleonore Büning pries diese Produktion in der FAZ als „ein zartes Gesamtkunstwerk“ und als „funkelnde[s] Juwel der diesjährigen Festspiele“. Die Oper war der jungen jüdischen Künstlerin Charlotte Salomon gewidmet, die mit ihren Großeltern vor dem NS-Regime nach Frankreich geflüchtet war, im südfranzösischen Nizza jedoch „im September 1943, frisch verheiratet und im fünften Monat schwanger, […] denunziert, verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet“ wurde. Bondy, Dalbavie und die Librettistin Barbara Honigmann entschieden sich, die Rolle der Charlotte Salomon doppelt zu besetzen – mit der Sängerin Marianne Crebassa und mit der Schauspielerin Johanna Wokalek. In die Produktion integriert wurden sowohl Texte, als auch Gouachen der Künstlerin. Büning: „Ja, man kann ohne Übertreibung sagen: Knapp zweieinhalb Stunden lang wurde das Publikum in Bann geschlagen.“ Im Sommer 2015 sollte er bei den Salzburger Festspielen Wolfgang Rihms Eroberung von Mexico in der Felsenreitschule inszenieren. Er musste absagen, sein Kollege Peter Konwitschny übernahm. Bondy war auch als Uraufführungsregisseur der einzigen Oper von György Kurtag – Fin de partie nach Beckett – vorgesehen, die für November 2016 an der Mailänder Scala geplant ist.

Luc Bondy starb am 28. November 2015 im Alter von 67 Jahren in Zürich. Er hinterlässt seine ebenfalls am Theater arbeitende Frau Marie-Louise Bischofberger und die gemeinsamen Zwillingskinder, eine Tochter und einen Sohn.

GMD. Prof. Heinz FRICKE ist am 7.12. 2015  in Berlin verstorben

 

Am vergangenen Montag, dem 7. Dezember 2015, ist Professor Heinz Fricke, GMD der Berliner Staatsoper von 1961 bis 1992, im Alter von 88 Jahren in Berlin verstorben. Er war nicht nur ein überaus vielseitiger Dirigent, sondern im wahrsten Sinne des Wortes eine „Säule“ des Hauses, immer zur Stelle, immer kompetent, nie eitel, stets dem Komponisten und dem Werk verpflichtet. Er strahlte Ruhe aus und provozierte gerade dadurchSpannung, er atmete mit den Sängern und den Instrumenten, er schlug mit der Präzision eines Seismographen an, wenn er merkte, dass eine Oboe, ein Horn oder ein Sänger den Atem heute nicht hat, aber er konnte ebenso in der Schönheit eines Violinsolos schwelgen und träumen oder einem gut aufgelegten Tenor Fermaten „gönnen“, ohne den musikalischen Ausdruck oder die Gesamtkonzeption des Abends zu gefährden.

Der am 11.Februar 1927 in Halberstadt Geborene begann sofort nach dem 2. Weltkrieg am Theater seiner Heimatstadt als Korrepetitor (und dirigierte auch bereits) ehe er überhaupt studiert hatte.Erst 1948 ging er nach Weimar, um bei Hermann Abendroth zu studieren, bereits am 12.1.1951 dirigierte er – noch keine 24 Jahre alt – in Leipzig Puccinis „Butterfly“ und wurde sofort als Kapellmeister engagiert. Bis 1960 hat er in der nun schon legendären „Dreilinden“-Oper mindestens 43 verschiedene Opern an fast 1000 Abenden dirigiert, das gesamte Repertoire von der deutschen Spieloper über das italienische Fach bis zur „Großen Oper“, darunter eigene Einstudierungen von Werken, die ihm besonders am Herzen lagen und ein Leben lang begleiteten wie u. a. Lortzings „Wildschütz“, Verdis „Aida“, Puccinis „Tosca“, Wagners „Fliegender Holländer“ und Bizets „Carmen“. Seine Ruhe und Sicherheit waren auch bei kurzfristigen „Übernahmen“ damals schon sprichwörtlich – bereits in Leipzig übernahm er „Meistersinger“, „Salome“ und „Rosenkavalier“, Werke also, mit denen er später auch international gefragt war. Ein kurzes Intermezzo führte ihn 1960 zur Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin (wo er seinen ersten „Tristan“ einstudierte!) und 1961 begann er seine „Lebensarbeit“ an der Berliner Staatsoper, an der er vorher schon gastiert und bei Erich Kleiber nochmals assistiert und gelernt hatte. Er hat dort über dreißig Jahre lang alles dirigiert, was zu dirigieren war – das gesamte Opernrepertoire, große Ballettabende und natürlich Sinfoniekonzerte. Neben Wagner und Richard Strauss, die sehr bald seine Domänen wurden, war er besonders zeitgenössischen Werken ein zuverlässiger Sachwalter: Schostakowitschs „Nase“ und „Katerina Ismailowa“ wären hier ebenso zu nennen, wie eine Reihe von Werken Prokofjews, nicht zu vergessen seine Ur-Aufführungen von Ernst Hermann Meyers „Reiter der Nacht“, Günther Kochans „Karin Lenz“ oder Siegfried Matthus‘ „Graf Mirabeau“. Neben diesem vielfältigen Arbeitspensum fand er Zeit, international zu gastieren, kaum ein großes Opernhaus in Europa und Übersee hat er „ausgelassen“. Neben der Berliner Tätigkeit war er Chef der Norske Opera in Oslo (1984 bis 1990) und führte sie mit einem fulminanten Gastspiel der „Elektra“ in sein Stammhaus Berlin sowie mit Wagners „Ring des Nibelungen“ nach Großbritannien; zehn Jahre war er ständiger Gastdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und spielte einige Werke mit ihnen für die Schallplatte ein. Als er 1992 die Berliner Arbeit infolge „Altersgrenze“ beendete, lag bereits der neue Vertrag als Musikdirektor der Washington National Opera unterschriftsreif auf dem Tisch – bis 2008 war er dort (ab 1996 auch unter dem „ArtisticDirector“ Placido Domingo) tätig.

Wir erinnern uns aber auch mit besonderer Dankbarkeit an den Hochschul-Lehrer, der nicht nur eine stattliche Anzahl Dirigenten ausgebildet hat sondern auch vielen angehenden Instrumentalisten das nötige Rüstzeug für den Beruf mitgab, indem er ihnen die praktische Arbeit des Orchestermusikers mit Geduld und Freundlichkeit vermittelte. Vielen Sängern hat er immer wieder hilfreich zur Seite gestanden, manche Karriere wäre ohne ihn nicht möglich gewesen. Bei aller Strenge in der Arbeit war er stets ein aufgeschlossener und kollegialer Mensch. Allen, die mit bzw. unter ihm arbeiten oder seine Dirigate genießen durften, wird er in liebenswürdiger Erinnerung bleiben.

Werner P. Seiferth

Prof. Herbert PRIKOPA ist am 8.12.  verstorben

Prof. Herbert Prikopa ist am 8. Dezember 2015 kurz nach seinem 80. Geburtstag nach langer schwerer Krankheit in Wien verstorben.

Geboren wurde Herbert Prikopa am 30. November 1935 in Wien. Nach einem Studium in Harmonielehre, Komposition und Dirigieren trat der Künstler 1955 ein Engagement als Korrepetitor an der Volksoper an. Daneben stellte er als Sänger der Wiener Kammeroper, Schauspieler am Theater in der Josefstadt und als Kabarettist in Gerhard Bronners „Brettl vorm Klavier“ seine vielfältigen Talente unter Beweis. Ab 1957 war er an der Volksoper als Solosänger tätig und spielte hier mehr als 90 Hauptrollen in rund 3.500 Aufführungen. Wichtige Partien waren u. a. die Knusperhexe in Hänsel und Gretel, Napoleon in Kodálys Háry Janos, Jack O’Brien in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Ollendorf in Der Bettelstudent, Zsupán in Der Zigeunerbaron, Pappacoda in Eine Nacht in Venedig, Kagler und Fürst Ypsheim in Wiener Blut, Lambertuccio in Boccaccio, Bobinet in Pariser Leben, Basil in Der Graf von Luxemburg, Feri Bácsi in Die Csárdásfürstin (Foto), Fürst Populescu in Gräfin Mariza, Doolittle in My Fair Lady, Maxl Green in der Österreichischen Erstaufführung von Show Boat, Mr. Snow in der Deutschsprachigen Erstaufführung von Karussell und Sullivan in der Uraufführung von Lida Winiewicz‘ Revue Gilbert & Sullivan. Zusätzlich übernahm der Künstler die musikalische Leitung von Boccaccio, Die Fledermaus, Pariser Leben, Die lustige Witwe und Der Barbier von Sevilla.
Internationale Auftritte als Sänger, Schauspieler und Dirigent sowie eine vielseitige Tätigkeit für Fernsehen und Hörfunk rundeten Herbert Prikopas Schaffen ab.
1986 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Seit 1987 ist er Ehrenmitglied der Volksoper Wien und wurde 2005 zum Professor ernannt.

Volksoperndirektor Robert Meyer zum Tod von Prof. Herbert Prikopa:
Herbert Prikopa war ein unglaublich vielseitiger Künstler, er war Schauspieler und Sänger, hat Klavier gespielt und dirigiert. Er war ein großartiger Komödiant, der die Volksoper in 3500 Aufführungen sehr geprägt hat. Die Volksoper trauert um einen geschätzten Kollegen.

 

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