Liederabend Anita Rachvelishvili (Mezzosopran)/
Vincenzo Scalera (Klavier)-
Kleiner Saal im Festspielhaus Erl-
23. Juli 2025
Klingende Juwelen aus goldener Kehle!
Im Kleinen Saal des Festspielhauses Erl war ein intimer und hochemotionaler Liederabend der georgischen Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili mit Vincenzo Scalera am Klavier beeindruckend zu erleben. Die beiden hochkarätigen Künstler begannen den eindrucksvollen Abend mit Liedern von Peter Iljitsch Tschaikowski (1840-1893). Stimmgewaltig interpretierte die emotionsgeladene Sängerin die gefühlvollen Lieder „Nur wer die Sehnsucht kennt“ op. 6/6, „Nachts“ op. 73/2 und „Versöhnung“ op. 25/1 in russischer Sprache. Souverän und pastos am Klavier begleitet von Vincenzo Scalera. Fortgesetzt wurde der erste Teil des Abends, mit den, ebenso auf Russisch gesungenen, Liedern von Sergej Rachmaninow (1873-1943). „Du bist wie eine Blume“ op. 8/2, „Ich entbrannte, zu meinem Kummer“ op. 8/4, „Hier ist es schön“ op. 21/7, „O sing, du Schöne, sing mir nicht…“ op. 4/4 und „O, sei nicht traurig“ op. 14/8. Sehr getragen, erfüllt von tief gehender Melancholie und Gefühlsschwere durchlebte Anita Rachvelishvili das Rachmaninow‘sche Oeuvre, maßgeblich unterstützt von Vincenzo Scalera am Klavier. Der zweite Teil des Liederabends begann mit einem mitreißenden Werk des georgischen Komponisten Otar Taktakischwili (1924-1989), „Mzeo Tibatvis“ (Sonne im Monat Juni), das beide Künstler mit der entsprechenden Empathie darbrachten. Mediterranes Flair verbreiteten drei Lieder von Francesco Paolo Tosti (1846-1916), „Non t‘amo più“ (Ich liebe dich nicht mehr), „Ideale“ (Ideal), „Tristezza“ (Traurigkeit), von Anita Rachvelishvili mit großer Sensibilität, raumfüllend und der richtigen Italianità vorgetragen. Vincenzo Scalera zauberte am Klavier eine profund elektrisierende Klangmagie. Der letzte Liederzyklus des faszinierenden Konzerts war Manuel de Falla (1876-1946) gewidmet. „Siete canciones populares españolas“ (Sieben spanische Volkslieder). „El paño moruno“ (Das maurische Tuch), „Seguidilla murciana“ (Seguidilla aus Murcia), „Asturiana“ (Asturierin), „Jota“, „Nana“ (Wiegenlied), „Canción“ (Lied), „Polo“. Erfüllt von bodenständiger Urkraft, dramatischem Impetus und uriger Authentizität präsentierte die Mezzosopranistin diese berühmten Volkslieder in der Originalsprache. Das bei ihr in der Tiefe sehr starke Brustregister zog sie in diesen Liedern so weit hoch, dass ihre Stimme streckenweise sehr maskulin klang. Vincenzo Scalera profilierte sich am Klavier mit feuriger Verve und entfachte gemeinsam mit der Sängerin ein loderndes, leidenschaftliches, musikalisches Feuer. Tosender Applaus und stehende Ovationen des hingerissenen Publikums führten zu zwei Zugaben. In der fantastisch gesungenen Arie der Dalila „Mon coeur s‘ouvre à ta voix“ aus der Oper „Samson et Dalila“ von Camille Saint-Saëns zeigte Anita Rachvelishvili das gesamte Spektrum ihrer Stimme und ihres Könnens. Mit enormer Ausdruckskraft, Sinnlichkeit und pastoser Klangfülle zog sie das Auditorium in ihren Bann. Ein veritabler Höhepunkt dieses außergewöhnlichen Abends! Einfühlsam begleitet am Klavier von Vincenzo Scalera. Mit der verführerisch interpretierten „Habanera“ aus der Oper „Carmen“ verabschiedeten sich die beiden, wohlverdient, gefeierten Künstler vom jubelnden Publikum.
Ein wunderbarer Liederabend, der bewies, dass auch in kleinerem Rahmen etwas Großes entstehen kann!
Marisa Altmann-Althausen