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Marc Rohde

KIEL/ Theater Kiel: DER FREISCHÜTZ

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In der Wolfsschlucht (Foto: Olaf Struck)

 

KIEL/ Theater Kiel: Der Freischütz
27. Oktober 2024

Schon zum Ende der vergangenen Spielzeit hatte diese Produktion in Kiel Premiere und ist in der laufenden Spielzeit als Wiederaufnahme zu sehen. Inszenierung und Bühne stammen vom französischen Regisseur Jean-Romain Vesperini, der mit diesem Werk sein Deutschland-Debüt gibt. Das Phantastische an diesem Stoff reizt den Franzosen sehr und entsprechend bietet er dem Publikum ein ständiges Wechselbad zwischen Realität und einem gruseligen Albtraum. Zu Beginn sieht man Max auf einem Tisch (dies könnte genau so gut eine Liege in der Psychiatrie oder sein Bett, in dem er seine Visionen durchlebt, sein). Gerade in der Zeit um Halloween passt diese Interpretation hervorragend und insgesamt habe ich eine Aufführung erlebt, in der traditionelle Sehgewohnheiten ebenso bedient werden, wie der Anspruch, mitreißendes zeitgemäßes Musiktheater zu erleben.

Statt auf ausgeprägten Aktionismus setzt Vesperini in Kiel auf stilisierte Bewegungen und große Gesten, die die plakativen und surreal überzeichneten Charaktere zum Besten geben. Dabei wird uns Zuschauern eine Gruselgeschichte in bester Horror-Manier erzählt, die durch die meist dunklen und optisch stets ansprechenden Videoinstallationen von Étienne Guiol und Wilfrid Haberey, und die sensible Lichtgestaltung von Christophe Chaupin hervorragend untermalt wird. So kommt das Regie-Team auf der Bühne mit nur drei Baumstämmen und wenigen Requisiten aus und muss dennoch keine Abstriche in puncto Opulenz machen. Die Kostüme von Alain Blanchot sind hingegen sehr aufwändig gestaltet und äußerst phantasievoll. Die Maske hat in dieser Produktion auch sehr viel zu tun, denn die die meisten Akteure auf der Bühne erwecken den Eindruck, sie seien gerade aus dem Zombie-Land oder der Geisterbahn entsprungen. 

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Michael Müller-Kastelan zu Beginn des 1. Aktes (Foto: Olaf Struck)

Gesanglich überzeugen mich in dieser sehr gut besuchten und stark beklatschten Nachmittagsaufführung vor allem die hohen Stimmen. Allen voran Michael Müller-Kasztelan als Max, dessen jugendlicher Heldentenor stets präsent und nie forciert klingt. Dabei trumpft er nicht durch eine übertriebene Lautstärke auf, sondern überzeugt souverän durch klugen Einsatz seines vokalen Materials, mit dem er auch in großen Ensembleszenen stets präsent bleibt. Als Agathe sprang kurzfristig Adréana Kraschewski in die Produktion ein. Sie begeistert mit ihrem sehr schönen warm klingenden Sopran. Trotz ihres angenehm samtigen Klangs kann sie sich auch in dramatischen Momenten mühelos behaupten. Ebenfalls ein absoluter Pluspunkt dieser Besetzung ist Bryndís Guðjónsdóttir als Ännchen. Wie die zuvor genannten Protagonisten auch, überzeugt sie durch unforcierten Gesang, der stets über das Orchester strahlt. Darüber hinaus darf sie schauspielerisch etwas lebhafter agieren als Agathe, der eine recht statische Interpretation auferlegt wird. 

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Agathe (im Bild die erkrankte Agnieszka Hauzer) und Ännchen (Bryndís Guðjónsdóttir) mit den Brautjungfern (Foto: Olaf Struck)

Die übrigen Solisten haben es manchmal schwer, sich gegen die Musiker im Graben zu behaupten. Kaspar ist bei Matteo Maria Ferretti in guten Händen, jedoch wäre es manchmal schön, wenn das Dämonische in seiner Stimme noch mehr Durchschlagkraft hätte. Dies würde auch den vom Schnürboden herab erscheinenden Eremiten (Oleksandr Khralamov) aufwerten, dem schauspielerisch keinerlei Möglichkeiten gegeben sind, zu punkten. Den Ottokar gibt Samuel Chan, Kilian wird von Konrad Furian gesungen. Junggeun Choi erleben wir als Kuno und Schauspieler Achim Buch spielt den Samiel. 

Homogen und optisch erfrischend singen und spielen Sophia Bamberg, Carolina Glander, Karlotta Godenir, Hilke Lohmann, Marie Florine Rickers, Lisann Rickert, Beke Schnack und Julie Thode die Brautjungfern. Der Opern- und Extrachor des Theaters Kiel in der Einstudierung von Gerald Krammer trägt signifikant zum vokalen Erfolg bei und das Philharmonische Orchester Kiel spielt konzentriert und mit einer gesunden, nicht ins Kitschige abgleitenden Portion Waldromantik unter der Leitung von Daniel Carlberg.

Unbedingt sehenswert.

Marc Rohde

NINO MACHAIDZE: Die doppelte Desdemona. Nino Machaidze verkörpert innerhalb weniger Tage auf der selben Bühne die „Desdemona“ in Rossinis und in Verdis „Otello“

Das dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit noch keine Sängerin auf der Welt vor ihr getan haben: Die georgische Star-Sopranistin Nino Machaidze verkörpert innerhalb weniger Tage auf der selben Bühne Desdemona in Rossinis und in Verdis Otello. In beiden Opern ist Desdemona ein lyrischer Sopran mit ähnlichen, aber leicht unterschiedlichen Stimmcharakteristiken. Bei Rossini zeigt sie eine größere Beweglichkeit, während bei Verdi eine ausgeprägtere dramatische Seite gefragt ist. Der innigste Moment in beiden Opern ist das Weidenlied. Überraschenderweise haben sowohl Rossini als auch Verdi einen archaischen Stil gewählt, um die Verwirrung, Sehnsucht, Einsamkeit und Schwäche zu vermitteln, die Desdemona allein in ihrem Zimmer empfindet, bevor sie getötet wird.

Unmittelbar vor ihrer ersten musikalischen Probe zu Verdis Otello traf ich die Sängerin in Frankfurt zu einem Gespräch.

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Nino, wie kam es dazu, dass sie diese beiden Rollen in diesem Sommer singen? 

Ich habe Rossinis Desdemona erstmals im Jahr 2016 gesungen und mochte das Stück damals schon sehr. Gleichzeitig hatte ich den Wunsch auch Verdis Version zu singen. Insbesondere in den letzten zehn Jahren bewegte ich mich nach einer Phase im reinen Belcanto-Fach zwischen Rossini und Verdi hin und her. 

Ich habe bereits im Alter von 16 Jahren an der Oper in Tiflis debütiert und genieße es nach 25 Jahren meiner Karriere, immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. Es handelt sich hierbei aber nicht um irgendwelche Verrücktheiten, sondern um Aufgaben, die ich vollständig kontrollieren kann. 

Vor fünf Jahren hatte ich als Rossinis Desdemona mein Hausdebüt an der Oper Frankfurt und der Intendant Bernd Loebe hatte mir damals schon angeboten, beide Rollen später in diesem wunderbaren Opernhaus zu singen. 

Was gefällt Ihnen an der Frankfurter Oper besonders? 

Die Akustik in Frankfurt ist sehr, sehr sängerfreundlich und das Singen ist hier weniger anstrengend als in anderen Häusern. Bei einer trockeneren Akustik hören sich die Sänger selbst kaum und fangen oft an zu pushen, was sehr ermüdend ist. Hier am Main nimmt einem das Haus die halbe Arbeit ab. 

Haben Sie die Wiederaufnahme in diesem Jahr anders erlebt, als die Serie vor fünf Jahren? 

2016 habe ich diese Inszenierung im Theater an der Wien einstudiert und musste mich erst mal damit arrangieren, dass zwischen dem zweiten und dem dritten Akt keine Pause vorgesehen war. Nach meiner anspruchsollen großen Arie am Ende des zweiten Akts hätte ich in der Pause genügend Zeit, um zu entspannen und im dritten Akt die Arie „Assisa a piè d’un salice“ zart anstimmen zu können. Damals musste ich mich entsprechend zurücknehmen, um im Finale Secondo nicht zu viel zu geben. Das funktionierte gut, aber ich musste mich stets unter Kontrolle haben. Bei der aktuellen Wiederaufnahme realisierte ich, dass ich an dieser Stelle heute überhaupt nicht mehr aufpassen muss. Das ist eine äußerst befriedigende Erfahrung, weil meine Stimme inzwischen so weit gereift ist, dass die einstige Herausforderung nun gar keine mehr ist.

Ich verändere niemals meine Stimme und singe immer mit derselben Technik, egal um welchen Komponisten oder welchen Stil es sich handelt. Für mich ist es deshalb nicht wirklich schwierig zwischen Verdi und Rossini hin und her zu wechseln. Es handelt sich nur um andere Musik und einen anderen Stil. Die Technik bleibt für mich dabei immer die selbe.

Verdi ist für Sie ja kein Unbekannter mehr.

Ich habe schon viele großartige Verdi-Rollen gesungen. Vor einigen Monaten habe ich Elisabetta in Don Carlos verkörpert. Davor habe ich schon Luisa Miller, Giovanna d’Arco, etwa 70 Mal Traviata und 185 Mal Gilda gesungen. Damit ist es nun aber Schluß, denn mittlerweile liegen mir die etwas dramatischeren Rollen mehr. Jetzt scheint mir die Zeit für mein Verdi Desdemona Debüt perfekt zu sein. Ich habe bislang keine wirklich dramatischen Partien wie Tosca oder Madama Butterfly gesungen, weil ich die Flexibilität meiner Stimme erhalten möchte. Ich möchte auch weiterhin Rossini singen können. Rossinis Desdemona verlangt ganz im Stile des Belcanto nach einer wirklich schönen und zu zartesten Piani fähigen Stimme.  

Die beiden Otello-Opern basieren auf unterschiedlichen literarischen Vorlagen und die Handlung ist nur bedingt dieselbe. Wie unterscheiden sich die beiden von Ihnen dargestellten Charaktere? 

Rossinis Desdemona ist für mich viel stärker, insbesondere im Finale. Sie bittet nicht darum, nicht getötet zu werden, sondern akzeptiert ihr Schicksal und fordert Otello regelrecht auf, sie zu töten. Bei Verdi fleht sie ihn hingegen an, sie am Leben zu lassen. Rossinis Desdemona ist so stark und wenn ich nun in den nächsten Tagen Verdis Version singe, muss ich wirklich darauf achten, nicht so selbstbewusst und charakterstark zu sein. Mein Naturell entspricht der Desdemona von Rossini, aber ich werde überzeugend schauspielern.

In Monte Carlo werden Sie in der kommenden Saison innerhalb weniger Tage sowohl Mimi als auch Musetta singen.

Das wird für mich ebenfalls eine ganz neue Herausforderung werden. Ich hoffe, ich komme auf der Bühne dann nicht durcheinander (lacht). Mimi habe ich wirklich oft gesungen, aber ich war erst in zwei Produktionen Musetta. Dies war 2007 an der Mailänder Scala und 2012 bei den Salzburger Festspielen. In den ersten beiden Vorstellungen in Monaco werde ich also Musetta singen und dann habe ich fünf Tage Zeit, um voll und ganz in Mimi-Stimmung zu kommen. Das sollte ein großer Spaß werden. 

Kommen bald auch schwerere Partien?

Bevor ich eine neue Rolle annehme, singe ich sie zunächst ein Mal für mich durch, um zu sehen, ob sie meiner Stimme liegt. Ich lehne auch heute noch immer wieder Rollen ab, die mir noch nicht richtig erscheinen, denn ich will auch in zehn, fünfzehn Jahren noch bei Stimme sein. Ich entwickle mich Stück für Stück und mache keine großen und waghalsigen Sprünge. Man kann nicht direkt von Lucia di Lammermoor zu Madama Butterfly gehen, sondern muss sich das schwerere Repertoire häppchenweise erarbeiten. Auch Norma und Suor Angelica möchte ich eines Tages singen, aber im Moment liegt der Schwerpunkt auf Verdi.

Neben dem Singen haben Sie auch Freude und Erfolg im Unterrichten.

Ich habe mehr als 85 Gesangsschüler, die ich in Mailand privat unterrichte. Singen muss immer natürlich sein. Nach dem Singen muss die Stimme frisch und klar sein und man sollte das Gefühl haben, dass man das Gesungene problemlos ein zweites Mal singen könnte. Wenn man dies erlebt, hat man alles richtig gemacht, nicht gepusht und genau so laut gesungen, wie es für den individuellen Sänger richtig und gesund ist. Die richtige Technik ist die Grundlage für Alles. Unterrichten macht mir großen Spaß und meine Schüler erreichen in kurzer Zeit sehr gute Resultate.

Wie reagieren Sie auf Störungen aus dem Publikum? 

Geräusche aus dem Publikum nehmen wir auf der Bühne wahr, aber durch so etwas verlieren wir den Fokus nicht. Niemand hustet oder schlägt mit einer Tür, um uns zu stören, sondern dies sind einfach die Geräusche, die zu einem Live-Erlebnis dazu gehören.

Für uns Sänger ist Applaus immer wahnsinnig wichtig. Insbesondere in meinem Repertoire gibt es keine unpassenden Stellen, um zu applaudieren. Jeder Moment ist der richtige, um Beifall zu spenden und uns Sänger macht er einfach glücklich. 

Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Wie bekommen Sie Karriere und Familie unter einen Hut? 

Ich habe einen zehn Jahre alten Jungen, Alessandro, und ein drei Jahre altes Mädchen, Elena. Das Familienleben halten wir dadurch aufrecht, dass wir Eltern wirklich viel reisen. Ich konnte die letzten Tage zu Hause in Mailand verbringen und bei einigen sportlichen Erfolgen meines Sohnes, der Basketball spielt und auf hohem Niveau Fechtsport ausübt, dabei sein. Er hatte in diesen Tagen auch die Abschlussfeier in seiner Grundschule und ich hatte das große Glück, dass ich daran teilnehmen und Mutter sein konnte. Mein Mann ist ebenfalls als freischaffender Opernsänger tätig und wir versuchen unsere Engagements so zu legen, dass möglichst immer einer von uns zu Hause ist. Es ist alles eine Frage der Organisation und ich würde niemals meine Familie für die Karriere opfern. Meine Familie gibt mir so viel Energie!

 

Marc Rohde im Juni 2024

FLENSBURG/ Stereo: DER SPELUNKENWIRT

FLENSBURG/ North German Performing Arts Youth Company: 
DER SPELUNKENWIRT
Ein getanzter Krimi nach einer Idee von Benjamin Kühn und Denison Pereira da Silva
3. Mai 2024

 

Schwülwarm ist es im Club Stereo am Flensburger Hafen. Nebenan hat erst am vergangenen Wochenende eine der letzten Spelunken der Stadt für immer geschlossen und soll nach einer aufwändigen Sanierung des historischen Gebäudes in ein Café umgewandelt werden. Doch die North German Performing Arts Youth Company lässt in ihrem neuesten Projekt authentisches südamerikanisches Spelunkenfeeling aufkommen. 

Aktuell zwölf Teilnehmende im Alter von zehn bis zwanzig Jahren aus fünf Nationen (Deutschland, Rumänien, England, Italien und Brasilien) werden in der NYC auf professionellem Niveau ausgebildet und erhalten so die Grundlage für eine berufliche Karriere in der Welt des Tanzes. Denison Pereira da Silva, Choreograph und künstlerischer Leiter, ist von der Motivation seiner jungen Kompagnie begeistert und findet es beeindruckend, mit welcher Hingabe und Freude die Jugendlichen trainieren und wie schnell sie sich weiterentwickeln. Sie alle haben einen ganz individuellen Background und harmonieren trotz der großen Altersunterschiede perfekt miteinander.

Ziel der als eingetragener Verein agierenden Organisation ist es, Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten sozialen und nationalen Hintergründen in ihrer persönlichen und künstlerischen Entwicklung zu fördern. Letztendlich geht es auch darum, den künstlerischen Nachwuchs in Schleswig-Holstein zu unterstützen. 

Die Veranstaltung ist bis auf den letzen Platz ausverkauft, denn die optisch schön gestalteten und mit ungewöhnlich wenig konkreten Informationen aufwartenden Plakate, die in der Stadt ausgehängt waren, machten neugierig. Mich ja auch. 

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Sänger Marius Rothe (links) mit dem begeisternden Ensemble (Foto: Grauton)

Immer öfter berichtet die Zeitung in einer Kleinstadt über mysteriöse Todesfälle (hinreißend: Louise Sitzwohl als kindlicher Zeitungsträger). Juwel Margot (Thea Nissen), eine attraktive argentinische Frau und ehemalige Tangotänzerin, zog vor Jahren in diese Stadt und eröffnete eine Bar mit dem Traum von finanzieller und persönlicher Unabhängigkeit. Doch nun ist ihr Geschäft zu einer Spelunke verkommen, zu deren Stammkundschaft auch der elegante, aber alkoholabhängige Typ (Allan Monti) gehört, der dort wiederholt seine streng religiöse Frau betrügt. Oder der Kellner Otto, höflich, zuvorkommend und seiner angebeteten Margot treu ergeben. Dass die Mordfälle auch immer wieder im Umfeld der Spelunke geschehen, ist wohl auch keine gute Werbung für das Lokal. Mit einer Cabaret-Show will Otto die Spelunke vor dem Bankrott retten: Sein Gesang, Margots Tanzdarbietungen und junge, hübsche Damen, die das Risiko dieses Arbeitsplatzes nicht scheuen, sollen Geld und neue Kundschaft bringen. Es wird eine turbulente Nacht, in der der Typ nicht nur der Bar-Chefin Margot Avancen macht, sondern auch der Tänzerin Ninette (Mette-Maria Jensen). Dies entfacht doppelte Konkurrenzgefühle: Zwischen den beiden Frauen, aber auch zwischen Margots Verehrer Otto und ihm selbst. Der Auftritt der eifersüchtigen Gattin des Typen, Hannelore (Majra Andresen, die auch mit einer Gesangsnummer aufwartet), sowie das Mädchen Löckchen (Alice Campelo), aufreizend, aber naiv, schaukeln das Geschehen zusätzlich hoch.

Nur gut, dass sich Kommissar Dudelsack (Alexandru Moldovan), auf der Suche nach dem psychopathischen Mörder, selbst unter die illustre Gesellschaft gemischt hat.

Doch auch er lässt sich von der charmanten Blumenverkäuferin Hanna (Ludovica Fano) von seiner Arbeit ablenken. Es wandern die Frauen, aber auch die Trinkgläser reihum und durcheinander. Als dann ausgerechnet die sogenannte „Diva der Nacht“ Juwel Margot selbst zum Opfer eines vergifteten Drinks wird, klicken endlich die Handschellen.

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Schlussapplaus (Foto: Marc Rohde)

Die Tänzerinnen und Tänzer begeistern in rasanten Ensembleszenen und glänzen immer wieder solistisch mit ihrer individuellen Klasse. Neben diesem bemerkenswert professionell auftretendem Ensemble begeistert insbesondere der Bariton Marius Rothe in seiner Rolle als Spelunkenwirt Otto mit seinen zahlreichen Gesangseinlagen. „Willkommen, Bienvenue, Welcome!“ aus dem Musical Cabaret zu Beginn der Tanzrevue weckt das Verlangen, auch dieses Bühnenwerk einmal mit so guten Sängern wie ihn erleben zu dürfen. Begleitet wird er am Klavier vom Korrepetitor des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters Peter Geilich.

Die Show entstand nach einer Idee von Benjamin Kühn und Denison Pereira da Silva und wurde von Julia Gollner und Daniela-Alexandra Pascu-Bruhn arrangiert. 

Das begeisterte Publikum feiert schließlich alle Akteure frenetisch und bezeugt, dass die North German Performing Arts Youth Company eine wertvolle Bereicherung des kulturellen Lebens für die Region darstellt. 

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Ungewöhnliche Location: Der Club Stereo in Flensburg (Foto: Marc Rohde)

Auch kann ich mir weitere kulturelle Veranstaltungen in dieser sonst zu später Stunde als Disco beliebten Location vorstellen. Ähnlich wie das hr-Sinfonieorchester in Frankfurt Kammerkonzerte in Bars und Clubs veranstaltet und auf diese Weise erfolgreich neue Publikumsschichten für seine Konzerte gewinnt, könnte ich mir auch in Flensburg und insbesondere in diesem Club in prominenter Hafenlage ähnliche Formate vorstellen. Die Organisatoren des Spelunkenwirts zeigen sich von der großartigen Unterstützung des Stereos in jedem Fall begeistert. 

Marc Rohde

FLENSBURG/ Landestheater: CABARET

FLENSBURG/ Schleswig-Holsteinisches Landestheater:
CABARET von Fred Ebb und John Kander
24. April 2024

Großartige Unterhaltung trifft auf tiefsinnigen und brandaktuellen Inhalt: so einfach ließe sich der Besuch im Flensburger Stadttheater zusammenfassen.

Der Inhalt dieses 1966 uraufgeführten Werkes nach dem Stück Ich bin eine Kamera von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood gehört fast schon zur Allgemeinbildung: Der junge amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw reist in den frühen 1930er Jahren nach Berlin, um dort an einem Roman zu arbeiten. Durch eine Empfehlung seines Mitreisenden Ernst Ludwig landet er in der Pension von Fräulein Schneider. Durch Ludwig lernt er auch den berühmt-berüchtigten Kit Kat Club kennen, in dem er auf die englische Sängerin Sally Bowles trifft. Nachdem diese ihren Job verliert, findet sie Unterschlupf bei Cliff und aus den beiden wird ein Paar. Auch für zwei andere Bewohner der Pension kehrt das Glück ein. Herr Schultz erobert das Herz von Fräulein Schneider. Doch spätestens bei der Verlobungsfeier wird deutlich, dass Schultz Jude ist und Ludwig ein Nationalsozialist. Bei der Verlobten kommen Zweifel auf und sie möchte Abstand von der geplanten Hochzeit nehmen. Cliff plant, Deutschland zu verlassen, während Sally weiter von ihrer Karriere in Berlin träumt. Als sie sich entscheidet, das gemeinsame Kind abzutreiben, hält ihn nichts mehr in der Stadt. Die Zurückgebliebenen erwartet unterdessen eine ungewisse Zukunft.

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Im Kit Kat Club geht es hoch her (Foto: Thore Nilsson)

Für das Buch zeichnet sich Joe Masteroff verantwortlich, die Gesangstexte stammen von Fred Ebb. Die Musik wurde von John Kander komponiert und wird am Schleswig-Holsteinischen Landestheater unter der musikalischen Leitung von Fridtjof Bundel in der reduzierten Orchesterfassung von Chris Walker gespielt. Ragtime und Jazz klingen in diesem revueartigen Stück durch und auch die beiden erst später für die Verfilmung komponierten Stücke Maybe this Time, Mein Herr und Money, Money fehlen in dieser Inszenierung von Milena Paulovics nicht. Die Regisseurin stellt dem hervorragend agierenden und achtbar singenden Schauspielensemble des Landestheaters drei hervorragend tanzende und vokal bestens aufgelegte Musicaldarstellerinnen zur Seite. Hannah Lucie Schlewitt (Lulu), Lavinia-Romana Reinke (Brünnhilde) und Salome Wälti (Rosie) bringen den nötigen Schwung und eine Prise Erotik in den sonst recht nüchtern gestalteten Kit Kat Club. Dieser wird lediglich durch eine mit der Kit Kat Band besetzten Bühne auf der Bühne, einer Discokugel und einem silbernen Glitzervorhang angedeutet. Das Bühnenportal ist seitlich mit silberfarbenem Art Deco Muster verziert. Auf jeder Seite stehen darüber hinaus je ein Stuhl und ein Tisch mit Telefon zum analogen Tindern. Im Bühnenbild von Pascale Arndtz werden darüber hinaus durch einfache aber mit liebevollen Details ausgestattete Elemente ein Zugabteil, der Obst- und Gemüseladen von Herrn Schultz und der Flur der Pension von Fräulein Schneider visualisiert. Im Wesentlichen konzentriert sich Paulovics in ihrer schlüssigen Interpretation auf die Zeichnung der einzelnen Charaktere und deren Beziehungen zueinander. So ist es auffällig, dass Sally Bowles in Dialogen mit Clifford Bradshaw mehrmals scheinbar unbeteiligt ins Publikum schaut, anstatt ihm in die Augen zu sehen. Dieses Wechselspiel aus bewegenden schauspielerischen Momenten und stimmungsvollen Showeinlagen (Choreografie: Simona Semeraro) macht die Inszenierung sehr sehenswert.

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Sally Bowles und Clifford Bradshaw (Foto: Thore Nilsson)

Dabei begeistern insbesondere die stimmlich stets präsente Neele Frederike Maak als verletzliche und androgyn erscheinende Nachtklub-Ikone Sally Bowles, Tom Wild als charismatischer und doch schmieriger Conférencier und Gregor Imkamp als scheinbar versehentlich in den falschen Film geratener und naive Schriftsteller Clifford Bradshaw. Das zwischen Moral und eigenen Bedürfnissen hin- und hergerissene und schon deutlich in die Jahre gekommene Fräulein Schneider wird überzeugend von Karin Winkler gegeben und im Zusammenspiel mit dem liebenswerten und gutgläubigen Herrn Schultz (René Rollin) ergeben sich sehr komische, aber auch äußerst tragische Momente. Felix Ströbel gibt glaubhaft den linientreuen Ernst Ludwig, Friederike Pasch verkörpert Fräulein Kost und in gleich mehreren kleineren Rollen tragen Dennis Habermehl und Tomás Ignacio Heise zum rundum gelungenen Abend bei. 

Das Publikum dankt für diese ausverkaufte Repertoirevorstellung mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen. 

Marc Rohde

Magischer Mikrokosmos an Montenegros Mittelmeerküste

Die atemberaubende Bucht von Kotor erstreckt sich über fast 30 Kilometer und wird von majestätischen, steilen Bergflanken umrahmt. Ihre verschlungenen Formen und fjordähnliche Schönheit machen sie zu einem wahren Juwel an Montenegros Adriaküste. Diese Region gehört zweifelsohne zu den schönsten Landschaften Europas und begeistert mit ihren zahlreichen kulinarischen und kulturellen Highlights.

 

Willkommen am Fjord, der keiner ist

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Blick auf einen Teil der Boka Kotorska und die Adria (links) | © Marc Rohde

Scheinbar lautlos gleitet die MS Viking Saturn um das Kap Oštra auf der kroatischen Halbinsel Prevlaka, um vor der montegrinischen Insel Mamula in die Boka Kotorska (Bucht von Kotor), einzubiegen und Kurs auf Herceg Novi zu nehmen. Die Gemeinde besteht aus mehreren Ortsteilen und hat insgesamt etwa 31.500 Einwohner. Davon entfallen nach aktuellen Zahlen 5.897 auf Igalo und 10.259 auf Herceg Novi (Stadt). Beide Orte sind inzwischen so weit zusammengewachsen, dass sie wie eine einzige Stadt wirken.

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Auch Romantiker finden in Herceg Novi ihr Glück | © Marc Rohde

Doch folgen wir der Route der Kreuzfahrtschiffe, die zunächst Herceg Novi links und später Tivat mit dem mondänen Ressort Porto Montenegro rechts liegen lassen, um durch die 2,3 Kilometer lange Meerenge Verige schließlich in die zum UNSESCO-Welterbe gehörenden inneren Buchten von Risan und Kotor zu gelangen. Schon lange haben die Gäste an Bord den Eindruck, einen norwegischen Fjord zu befahren, weil sich die majestätischen Berge vom Meeresspiegel rasant auf bis zu 1.749 Meter Höhe erheben. Vorbei am malerischen Seefahrerort Perast mit seinen imposanten Villen und den davor liegenden beiden Kircheninseln in den Hafen der von den Römern gegründeten und mittelalterlich geprägten Perle Kotor, die auf keiner Adria-Kreuzfahrt als Highlight fehlen darf. Und genau deshalb halte ich diese Stadt zwar grundsätzlich für wunderschön und unbedingt sehenswert, aber bei mehr als 490 Anläufen im Jahr 2024 und in der Hochsaison oft drei oder manchmal sogar vier Schiffen gleichzeitig, ist der Besuch eben nicht selten eine Tortur. Dennoch ist die Stadt touristisch eine echte Alternative zu Dubrovnik. Besucher müssen sich nur darüber im Klaren sein, dass montenegrinische Produkte im Delikatessenladen in der Altstadt bis zu drei Mal teurer sind als im Supermarkt außerhalb des historischen Stadtkerns und dass die echt montenegrinischen handgeschnitzten Weihnachtsfiguren nicht rein zufällig an russische Volkskunst erinnern. Budva, etwas südlich der Bucht von Kotor, ist auch eine touristisch gut erschlossene Stadt, aber in erster Linie für feierwütiges Partyvolk zu empfehlen, denn hier wimmelt es nur so vor überdimensionierten Hotelanlagen und Clubs.

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Übergang von der Bucht in die Adria. Welches Schiff wohl als nächstes einläuft? | © Marc Rohde

Ich empfehle eine Anreise in diese malerische Region mit dem Flugzeug. Hier bieten sich Tivat oder Dubrovnik als Zielflughafen an. Vom letzterem Flughafen, der etwa in der Mitte zwischen den Städten Dubrovnik und Herceg Novi liegt, kann im Juli und August der Grenzübertritt von Kroatien jedoch eine Geduldsprobe werden. Wir reisen in der Regel über Dubrovnik an und lassen uns von einem Transfer-Dienst aus Montenegro abholen. Die Fahrer wissen welcher der beiden Grenzübergänge weniger Wartezeit aufweist und bringen uns bequem vor die Haustür. Außerdem bieten sie ihre Dienste viel preisgünstiger an als die kroatischen Kollegen es tun. 

 

Unterkünfte für jedes Budget

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In Portonovi reihen sich zahlreiche Boutiquen und Restaurants um die Marina | © Marc Rohde

Vom einfachen Zimmer bis hin zur ultimativen Luxusherberge hat die Gemeinde Herceg Novi die ganze Palette zu bieten. Günstige und saubere Zimmer finden sich unter anderem auf den Plattformen Airbnb und booking.com schon für unter EUR 15- pro Nacht. Im One&Only in Portonovi kann man bei der Wahl der exklusivsten Unterkunft hingegen bis zu EUR 21.000,- für eine einzige Übernachtung hinblättern. Das tolle dabei: Frühstück ist in diesem Preis bereits enthalten! Helene Fischer wurde im Herbst 2022 von einem BUNTE Redakteur in diesem Hotel beim Urlauben gesehen. Novak Djokovic trainiert regelmäßig in der Nachbarschaft und soll ein eigenes Apartment in unmittelbarer Nähe besitzen. 

Da Herceg Novi viele Besucher aus dem Ausland beherbergt, kommt man mit Englisch gut durch, obwohl Serbisch und Russisch insbesondere bei der älteren Generation deutlich verbreiteter sind. In diesem Ort hat man einerseits das behütete Gefühl, das die Boka ihren Gästen seit Jahrhunderten bietet, und man kann andererseits doch durch den zwei Kilometer breiten Einlass aus der Bucht heraus auf die freie Adria schauen. Ein Manko stellt für Strandliebhaber höchstens die felsige Küste dar.

 

Faszinierende Stadt der 100.000 Stufen

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Durch das Tor unterhalb des Uhrenturms gelangt man in die malerische Altstadt | © Marc Rohde

Bleiben wir also in Herceg Novi, der Stadt der 100.000 Stufen, der Stadt der Blumen, oder der Stadt der Maler und Künstler. 2024 trägt sie sogar noch ganz offiziell den Titel „European City of Sport“ dazu. Die Altstadt ist nur etwa 150 Meter breit und erstreckt sich auf einer Länge von 300 Metern den Berg hinauf. Im oberen Teil befindet sich die Festung Kanli Kula (Blutiger Turm), die in ihrer bewegten Geschichte einst als Gefängnis und auch als Hinrichtungsstätte gedient hat. Heute wird sie als Amphitheater genutzt und ist Veranstaltungsort der Filmfestspiele, verschiedener Konzerte und eines Opernfestivals. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass es in ganz Montenegro kein Opernhaus gibt. Westlich der Altstadt befindet sich ein schöner, großer Platz mit Restaurants und Cafés, Banken und Geschäften. Von dort aus können Spaziergänger die Straße Njogoševa gemütlich bis an den für sein Strand- und Nachtleben berühmten Ort Igalo entlang schlendern. Oder man geht die vielen Treppen herab zum Stadthafen Skver und flaniert am Meer entlang über die Promenade. Auf dieser verkehrte einst die Dalmatienbahn, die in den damaligen habsburgischen Ländern Bosnien und Herzegowina und dem Königreich Dalmatien verlief und in Zelenika ihren südlichen Endbahnhof hatte. Hier zeugt noch heute ein ausrangierter Eisenbahnwaggon von der einstigen Nutzung. In ihm befindet sich nun ein beliebtes Restaurant mit angeschlossenem Biergarten. 

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Vagon in Zelenika: im einstigen Eisenbahnwaggon befindet sich ein Restaurant | © Marc Rohde

Für meine deutschen Sehgewohnheiten wirken die zahlreichen touristischen Highlights der Stadt zunächst einmal sehr unscheinbar. Eine überdimensionierte Villa des einstigen jugoslawischen Machthabers Josip Broz Tito steht Touristen für Besichtigungen offen. Man muss aber schon genau wissen, wo sich der Treffpunkt für die Touren befindet und wann diese überhaupt stattfinden. Da dieses Relikt aus der jugoslawischen Ära zum Institut Dr. Simo Milošević gehört, kann man auch dort nähere Informationen erfragen, aber das muss man erst mal rausfinden.

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Titos Villa Galeb in Igalo kann besichtigt werden | © Marc Rohde 

Die Museen sind hingegen ganz gut ausgeschildert. Auch das Kloster in Savina ist einerseits nicht richtig gut versteckt, aber andererseits bin ich hier schon mehrmals dran vorbeigelaufen, ohne es wirklich zu sehen. Die Orientierungstafeln an der am Kloster vorbeiführenden Straße Braće Grakalić sind dabei auch nicht zwangsläufig eine große Hilfe, denn als ich mich im vergangenen Jahr an dem darauf markierten „You are here“ orientierte, musste ich im Nachhinein feststellen, dass damit das andere hier gemeint war, bzw. das die beiden Schilder vertauscht und somit für Ortsunkundige irreführend waren. Das Kloster ist bei weitem nicht so eindrucksvoll wie das Kloster Ostrog (zu dem von Herceg Novi aus Ausflugsfahrten angeboten werden), aber der Wein, der hier wächst, ist vorzüglich.

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Das Kloster Savina verfügt über einen Weinberg, der privat bewirtschaftet wird | © Marc Rohde

Diesen kann man für wenige Euro mehr auch ganz bequem im Weinladen gegenüber der Lovćen Bank in der Innenstadt kaufen. Sollten Sie aber doch den Weg zum Kloster auf sich nehmen wollen, schauen Sie auch mal im nahegelegenen Lazure Hotel in Meljine vorbei. Cocktails und Essen heben sich von den vielen landestypischen Lokalen ab und die Marina mit ihren kleinen und größeren Booten strahlt eine gewisse Ruhe aus.

 

Mobil mit Bussen und Booten

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Kulinarische Highlights im Restaurant NOA  – mit dem Linienbus leicht erreichbar | © Marc Rohde

Einfach ist es, die zahlreichen in der Saison angebotenen Ausflüge per Boot oder Bus wahrzunehmen, denn es hängen viele Plakate aus und mehrere Agenturen vertreiben diese Angebote aktiv. So weit ich das beurteilen kann, sind diese in der Regel kein Nepp und eine echte Alternative zur nervigen Parkplatzsuche bei der Fahrt mit dem eigenen PKW oder einem Mietwagen. Zwischen der westlichen Endhaltestelle an der Novi Shopping Mall Igalo und Kamenari (der Ort, den eine Autofähre mit der gegenüberliegenden Seite der Bucht verbindet) fährt ein Linienbus für EUR 1,- pro Fahrt. Machmal ist es hier drin sehr voll, aber die Verbindungen sind zuverlässig und unschlagbar günstig. Mit dieser 19 Kilometer langen Buslinie gelangen Sie auch zum anfangs erwähnten und an mondäne Orte in Südfrankreich erinnernden Ressort Portonovi mit seinen zahlreichen hochpreisigen, aber keinesfalls überteuerten Restaurants. Die Yachten sind hier nicht so protzig wie in Porto Montenegro (Tivat), aber dafür bekommen Sie in chilliger Atmosphäre gute Qualität und guten Service. Grüßen Sie unbedingt den Kellner Balša im Restaurant NOA von mir, falls Sie dort einkehren sollten und er gerade Dienst hat.

Für einige Strecken ist, je nach Budget, auch ein Taxi-Boot eine empfehlenswerte Alternative zum Stau auf den Straßen entlang der Bucht. Ein ganz besonderes haben Iris Anna und Mischa, die aus Berlin hierher gezogen sind: ein venezianisches Riva für bis zu zwölf Personen.

 

Spa, Kur und Kultur

Das Institut für physikalische Medizin, Rehabilitation und Rheumatologie Dr. Simo Milošević in Igalo zählt zu den größten und bekanntesten Institutionen für multidisziplinäre Kurbehandlungen im Mittelmeerraum. Zusätzlich zu seinen Präventions- und Rehabilitationsprogrammen sind auch Wellness- und Erholungsbehandlungen im Angebot. Viele privat arbeitende Therapeuten haben am Institut eine hervorragende Ausbildung genossen und bieten ihre Dienstleistungen günstiger an, als das Institut es kann. Für eine persönliche Empfehlung kontaktieren Sie mich gerne. 

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Aufführung eines Mimosenmusicals in der Dvorana Park | © Marc Rohde

Anfangs hatte ich bereits erwähnt, dass es in Montenegro kein Opernhaus gibt. Dennoch ist das kulturelle Angebot im ganzen Land groß und breit gefächert. In unzähligen Bars und Restaurants wird Livemusik von teilweise sehr bekannten Sängern geboten. In der Regel zahlen Besucher nur die Getränke bzw, die Speisen und diese Art der Unterhaltung kostet keinen Eintritt. Ein kleines Theater mit gut 400 Sitzplätzen ist die 1987 eröffnete Dvorana Park (= Parkhalle). Ein eigenes professionelles Ensemble gibt es leider nicht. Im Beach Club La Bamba finden den ganzen Sommer über spätabends Popkonzerte mit insbesondere bei der jungen Generation beliebten Chartstürmern vom Balkan statt. Sogar zum Jahreswechsel und zum Mimosenfestival im Februar / März gibt es In Igalo und Portonovi größere Open Air Konzerte, die meistens ebenfalls für jedermann frei zugänglich sind.

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Konzert der kroatischen Rockband Prljavo kazalište in Igalo | © Marc Rohde

Nicht umsonst listet eine große norwegische Reederei die Stadt unter den Top 10 der weltweit besten Küstenstädte auf. Baden kann man hier auch, aber es gibt so viel mehr zu entdecken!

 

Marc Rohde im April 2024

Links: 
(alle Empfehlungen basieren auf meinen privaten Erfahrungen und meinem persönlichen Geschmack.)

 

Verkehr

Transfer: (Airport Dubrovnik oder Tivat): Connect Travel, Njegoševa 64, Telefon:+382 (0) 69185701

Lokale Linienbusse: https://blueline-mne.com/index.php/gradski-prevoz/gradski-prevoz-herceg-novi 

Überregionale Buslinien: busticket4.me 

Busbahnhof Herceg Novi: https://www.autobuskahercegnovi.com/en/odlasci-hercegnovi/

Ausflüge: https://trendtravelmontenegro.com/ausfluege/?lang=de 

Bootsfahrten: https://petar.boats

Taxi-Boot: Venetian Riva Taxi – E-Mail: rockit.montenegro@gmail.com, Tel: +382 67365613 (WhatsApp & Viber)

Eisenbahn: (Podgorica, bzw. Belgrad – Bar / Nikšić) : http://www.zcg-prevoz.me/

 

Essen und Trinken

Restaurant Kastel, Igalo: https://kastel.me/?page_id=11609&lang=en

Restaurant Bel Paese, Igalo: https://www.instagram.com/belpaeseristorantepizzeria/

Restaurant Kantina65, Herceg Novi: https://www.instagram.com/kantina65/

Do-Do, Herceg-Novi: https://do-do-skver.business.site/

Augusto Terrace (Lazure Hotel), Meljine: https://www.lazure.me/augusto-terrace?lng=en

Vagon Zelenika: https://www.vagonzelenika.me/ 

Restaurant NOA Portonovi: https://noaportonovi.me/ 

 

Opernfestival

Operosa: https://www.operosa.org

 

Therapien und Massagen

Institut Igalo: https://igalospa.com/de/

Private Relax- oder therapeutische Massage Nähe Sportski Centar Igalo: auf Anfrage beim Autor

HAMBURG/ Neue Flora: HERCULES

HAMBURG / Neue Flora: 
Disney’s HERCULES von Alan Menken
30. März 2024 (nachmittags)

Ich bin jemand, der zu Ostern gerne zwei, drei Parsifal Aufführungen besucht. In diesem Jahr stand das totale Kontrastprogramm auf meiner Agenda: Disney’s HERCULES. Diese Produktion hatte wenige Tage zuvor in Hamburg ihre Weltpremiere, was auch für die Theaterstadt Hamburg ein einmaliges Ereignis darstellte. 

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Verdienter Jubel nach einer grandiosen Show (Foto: Marc Rohde)

Das mitreißende Musical basiert auf dem gleichnamigen Animationsfilm der Walt Disney Studios aus dem Jahr 1997. Es erzählt die Geschichte von Hercules, einem Halbgott, der als Baby entführt und unter Menschen aufgezogen wurde. Seine bloße Anwesenheit lässt den Marktplatz erzittern und verursacht wegen seiner unbändigen Kräfte Zerstörung. Auf der Erde fühlt er sich fremd und unangepasst. Nachdem er seine wahre Identität entdeckt hat (und nun damit nun auch versteht, warum er so gerne Götterspeise isst), strebt er danach, zum Olymp zurückzukehren. Dafür muss er jedoch zuerst ein wahrer Held werden. Natürlich kommt dabei die Liebe nicht zu kurz und letztendlich möchte er doch lieber mit seiner Traumfrau gemeinsam als Mensch auf der Erde leben. 

Die Musik von Alan Menken ist schmissig und sorgt für den richtigen Groove im Soul- und Gospel-Sound. Ein ganz großer Hit, den man auch Tage nach dem Musicalbesuch noch im Ohr hat, fehlt. Für eine perfekte und kurzweilige Show, die man mit guter Laune wieder verlässt, ist aber alles da, was man sich wünschen kann. Die Regie und Choreographie von Casey Nicholaw setzt dabei auf große Effekte und optisch stimmige Eindrücke. Bemerkenswert ist die Unterstützung der Co-Choerografin Tanisha Scott, die auch schon mit Beyoncé und Rihanna zusammengearbeitet hat. Die Kostüme sind opulent und das Bühnenbild ist trotz seiner Aufgeräumtheit mit seinen eindrucksvollen beweglichen Säulen nicht weniger spektakulär. Auch die 20 x 20 Meter große LED-Wand, die zu unzähligen grandiosen Effekten beiträgt, ist extrem beeindruckend. Bei einigen Special Effekts im Laufe der etwa 2 1/2 stündigen Show kann ich mir bei einer Wiederaufnahme am Westend oder Broadway eine technisch noch perfektere Umsetzung vorstellen.

Die plakativen und manchmal Comic-artig überzeichneten Charaktere werden in Hamburg von hervorragenden Musical-Darstellern interpretiert. Allen voran Benét Monteiro, der den jungen Halbgott Hercules frisch und unbedarft spielt und dabei auch ganz hervorragend mit an Bernstein erinnernder Stimme singt. Mae Ann Jorolan gibt die selbstbewusste und sich später doch in Hercules verliebende Meg ebenfalls vokal und darstellerisch überzeugend. Detlef Leistenschneider als Hades vermag es als einer der wenigen Mitwirkenden, seiner Rolle auch sprachlich Charakter zu verleihen und kann so im Zusammenspiel mit seiner ebenfalls prägnanten Singstimme besonders beeindrucken. In kleineren Rollen brillieren mit ihren humoristischen Einlagen Mario Saccoccio als Karl und André Haedicke als Heinz. Kristofer Weinstein-Storey agiert als Heldentrainer Phil(octetes) und bekommt für seine erfolgreiche Leistung von Hera (Marta Di Giulio) und Zeus (Stefano Francabandiera) schließlich sogar einen Sternenhaufen, der seinen Namen trägt (frei nach DJ Ötzi) am LED-Himmel geschenkt. 

Den stimmlich hervorragend aufgelegten Musen, die die Handlung beeinflussen, aber diese auch für die Zuschauer kommentieren, kann man leider eine bestenfalls mäßige Textverständlichkeit attestieren. Dennoch vermögen die fünf Damen Leslie Beehan, Chasity Crisp, Venolia Manale, UZOH und Shekinah McFarlane das Publikum zu begeistern. Ihr Song „Von Zero auf Hero“ am Ende des ersten Akts ist schließlich eine der wenigen musikalischen Nummern, die mir etwas länger im Ohr bleiben. Indy Luna Correa als Despina und Julia van Kouwen als Medusa komplettieren die Riege der Solisten. Unter der musikalischen Leitung von Giorgio Radoja spielen die Musiker im Orchestergraben beschwingt auf. 

HERCULES in Hamburg ist eine absolut sehenswerte und nahezu perfekt realisierte Show, die nur wenige Wünsche offen lässt. Empfehlenswert.

Marc Rohde

JULIA MUZYCHENKO – schon ihr Name ist Musik

Für viele Sängerinnen bleibt die Rolle der Violetta in La Traviata lange Zeit ein Traum. Für diese junge Sopranistin war sie hingegen der Beginn ihrer internationalen Karriere. Für welche Traumrolle sie sich nun berufen fühlt und wie sie die Arbeit an der Oper Frankfurt erlebt hat, verrät die ukrainisch-russische Sängerin dem Merker im Gespräch.

 

Draußen jagen unzählige Menschen nach den letzten Weihnachtsgeschenken, während in der Autorenbar, im Innern eines Frankfurter Hotels, ein Pianist zum entspannten Nachmittagstee spielt. Ich bin mit Julia Muzychenko verabredet, die ich zwei Tage vorher auf der Bühne erleben durfte. „Musik ist wortwörtlich ein Bestandteil meines Namens“ erläutert die zierliche St. Petersburgerin, die eine russische Mutter und einen ukrainischen Vater hat, die Bedeutung ihres ukrainischen Nachnamens.

Schon zu Beginn unseres Gesprächs stellt sich eine vertraute Atmosphäre ein, denn wenn Julia etwas tut, dann konzentriert sie sich voll und ganz auf die Situation. Diese Eigenschaft trug sicher auch dazu bei, dass sie nach einem ersten Engagement im Jungen Ensemble der Semperoper Dresden nun freischaffend tätig ist. So kann sie sich bestmöglich auf Rollen und deren Interpretation vorbereiten und muss nicht den sich doch manchmal widersprechenden Anforderungen des Ensemblebetriebs durch Kompromisse gerecht werden. 

Julia Muzychenko an der Oper Frankfurt (c) Monika Rittershaus
Julia Muzychenko als Oksana in „Die Nacht vor Weihnachten“ an der Oper Frankfurt – © Monika Rittershaus

An der Oper Frankfurt präsentiert sich die lyrische Koloratursopranistin zum Jahresende in der viel gelobten und bejubelten Produktion von Rimski-Korsakows Die Nacht vor Weihnachten, die vor zwei Jahren Premiere feierte. Wieder sind alle Vorstellungen ausverkauft. „Wir bekommen jetzt sehr viel vom Publikum zurück. Jede Emotion wird von den Zuschauern reflektiert und es ist für uns ein ganz anderes Erleben als in den Aufführungen vor zwei Jahren, als wir teilweise wegen Corona-Auflagen nur vor 300 Zuschauern spielen durften“ schildert Julia die Unterschiede. 

Die Vorlage zur Oper stammt von Nikolai Gogol und bereits als 5-jähriges Mädchen  hat meine Gesprächspartnerin die Verfilmung dieser Handlung gesehen und verinnerlicht. In Russland und den Nachbarstaaten kennt jeder diese Geschichte, jedoch wird selbst dort die Oper nicht sehr oft aufgeführt. „Als ich die Rolle in Frankfurt angeboten bekam, war ich sehr überrascht. Damals war ich hauptsächlich mit französischen und italienischen Rollen auf der Bühne aktiv und tatsächlich ist diese Produktion meine erste russische Oper, die ich überhaupt in Europa gesungen habe.“ 

Neben einer kürzlich erschienenen Version auf CD ist die Frankfurter Inszenierung auch auf DVD erhältlich. „Ich habe von vielen Menschen, die die DVD gekauft haben, Post bekommen und werde so auch von Leuten um Autogramme gebeten, die mich noch nie live auf der Bühne gesehen haben.“ Julias größtes Anliegen dabei ist es, diese wunderschöne Oper populärer zu machen.

 

Eine wundervolle Zusammenarbeit

Schon jetzt wird Christof Loys Inszenierung als legendär bezeichnet. Unbestritten handelt es sich um eine zeitlose Interpretation die genau so auch noch in 30 Jahren begeistern würde. „Absolut. Schon bei der ersten Begegnung mit dem Regisseur war dieser zu 200% vorbereitet. Mir hat sehr gefallen, dass wir in den knapp zwei Monaten Proben jedes einzelne Detail ausgiebig einstudiert haben und Loy jeden Schritt und jede Geste, die wir auf der Bühne ausführen sollen, plausibel erklären konnte. Er verstand es hervorragend, die komplexen Beziehungen, die Gogol in seinem Originaltext ausgearbeitet hat, auf der Bühne umzusetzen. Zu Beginn ähnelt Oksana einem Charakter aus ‚La La Land‘. Sie ist die Attraktion des Dorfes und liebt Wakula schon zu diesem Zeitpunkt, lässt ihn aber abblitzen und ist gemein zu ihm. Als sie später fürchtet, ihn verloren zu haben und ihn nie wiederzusehen, hat sie die schönste Arie, die Rimski-Korsakow je komponiert hat. Nun verwandelt sich Oksana in eine komplett andere Person und bedauert, nicht schon früher eine Beziehung mit Wakula eingegangen zu sein. Sie ist sehr berührt, will ihm schließlich Liebe geben und ist dankbar für alles, was er für sie getan hat. Es geht im Wesentlichen um einfache Leute auf der Suche nach ihrem Glück, das Ihnen schließlich sogar zuteil wird. Meine Sicht dieser Rolle deckt sich absolut mit der von Christof Loy und wir hatten eine wirklich wundervolle Zusammenarbeit.“

Die Sängerin wohnt seit fünf Jahren in Deutschland und hat Verwandte sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Dabei sieht sie sich weder als Russin noch als Ukrainerin, sondern als Sängerin mit slawischem Herzen. „Die aktuelle Situation ist sehr belastend, aber ich bin ein musikalischer Mensch und kein politischer. Wir sollten uns alle öfter umarmen und wollen in Frieden leben.

 

La Traviata als Karrierebeginn

Während viele Sängerinnen die Violetta lange Zeit als ihre Traumrolle bezeichnen, begann Julias Opernlaufbahn just mit La Traviata. Als Teenager habe ich mir in Mailand eine alte Schallplatte mit Maria Callas gekauft und hätte mir damals nie träumen lassen, diese Partie einmal selbst zu singen. Tatsächlich wurde diese Rolle mein Einstieg in meine Opernkarriere. Ich habe über den 1. Preis beim Wettbewerb Concorso Internazionale Voci Verdiane in Busseto 2017 das Engagement als Violetta in Busetto und beim Festival Verdi in Parma erhalten und werde sie auch in der kommenden Saison in Straßburg, Avignon und Florenz singen. Aktuell ist meine Traumrolle Lucia di Lammermoor, da ich Donizetti sehr liebe. Ich fühle mich inzwischen sehr gut vorbereitet und hoffe, dass ich Lucia bald auf der Bühne verkörpern darf.“ 

Julia lebt in Essen, was für eine Opernsängerin relativ exotisch ist, da Berlin ja als Künstler-Hotspot gilt. „Mein Ehemann ist im Ensemble des Aalto-Theaters und als freischaffende Künstlerin ist für mich die Nähe zu einem internationalen Flughafen wichtig, was hier ja gegeben ist. Ich habe mein Masterstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin absolviert und auch in Berlin gewohnt. Entsprechend glücklich war ich im November ’23 über mein Hausdebüt an der Deutschen Oper als Gilda, bin aber privat in Essen sehr zufrieden. Ich hatte nie erwartet, dass ich eines Tages nach Deutschland ziehen würde. 2018 habe ich in Nürnberg beim Meistersinger-Gesangswettbewerb mehrere Preise gewonnen. Kurz darauf habe ich die Einladung nach Dresden erhalten und umgehend zugesagt, obwohl ich bis dato mein gesamtes Leben in St. Petersburg verbracht hatte und weder Englisch noch Deutsch sprach. Dieser Schritt erleichterte mir eine Karriere in Europa.“

Lampenfieber kennt sie heute übrigens nicht: „In meiner ersten Zeit als Opernsängerin war ich gelegentlich leicht nervös, aber dieses Gefühl habe ich heute gar nicht mehr. Ich habe die volle Kontrolle über meine Stimme und meinen Körper. Ich fühle mich auf der Bühne absolut sicher und kann so auch über die reine vokale Strahlkraft hinaus gut spielen und die Menschen berühren.“

Zum Entspannen und um ihre innere Batterie wieder aufzutanken verbringt Julia gerne Zeit in der Natur. Auch ein Spaziergang am Main in Frankfurt zeigt schon positive Wirkung, aber ausgedehnte Spaziergänge am Essener Baldeneysee oder im Wald wirken natürlich nachhaltiger. Ebenso wichtig ist es für sie, Freunde zu treffen und auf diesem Wege Emotionen auszutauschen. Beides braucht sie, um auf der Bühne Energie und Leidenschaft abgeben zu können. „In Kombination ergibt das einen gesunden Kreislauf.“

Julia
Jugendliche Erscheinung gepaart mit künstlerischer Reife: Julia Muzychenko – © Daniil Rabovsky

 

Vielseite künstlerische Interessen

Wie kam die junge St. Petersburgerin überhaupt auf den Gedanken, Sängerin zu werden? „Ich wollte immer tanzen und habe früh über eine Karriere als Balletttänzerin nachgedacht. Meine Mutter bestand darauf, dass ich dennoch ein Instrument lerne. Als ich dann soweit war, in Spitzenschuhen tanzen zu können, durfte ich die damit verbundenen Schmerzen kennenlernen. Der Fokus auf das Klavierspielen schien mir fortan deutlich vorteilhafter zu sein. Als ich etwa 16 Jahre alt war, habe ich mit Komponieren begonnen. Einige Chorwerke von mir sind auch veröffentlicht worden. So kam ich schließlich zum Gesang und nahm Unterricht. Meine Professorin schlug mir vor, an einem Gesangswettbewerb teilzunehmen und mein Auftritt vor prominenten Künstlern wie Sergei Leiferkus in der Jury weckte den Wunsch in mir, zukünftig auf der Bühne zu stehen. Bei der Abschlussprüfung am Sankt Petersburger Konservatorium erhielt ich die höchste Punktzahl und man bescheinigte mir nicht nur eine schöne Stimme, sondern nahm auch wahr, dass ich sehr viele Emotionen in die Interpretation steckte. Später trat ich als Olympia in Dresden sogar als Ballerina in Spitzenschuhen auf und auch als Oksana in Frankfurt darf ich mich tänzerisch betätigen.“

Eines Tages würde Julia auch sehr gerne wieder komponieren, doch dafür fehlt momentan die Zeit. Sie brenne darauf, eine kleine Oper zu komponieren, verrät sie mir. Auch malen würde sie gerne mal wieder, aber auf Reisen ließe sich das schwer realisieren. Meinen Vorschlag, auf dem Tablet-Computer zu malen, weist sie lachend von sich. Künstlerisch macht sie keine Kompromisse.  

Unser kurzweiliges Gespräch neigt sich langsam dem Ende, denn gleich muss die Sängerin in die Maske ins benachbarte Opernhaus. Heute, am Abend vor Heilig Abend, ist wieder Die Nacht vor Weihnachten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit der charmanten Sängerin!

 

Marc Rohde im Januar 2024

FLENSBURG/ Landestheater: A STREETCAR NAMED DESIRE. Premiere

Ob der eher mäßige Vorverkauf dieser Premiere mit dem in der Region äußerst dürftigen öffentlichen Personennahverkehr zusammenhängt, lässt sich nicht genau sagen. Vermutlich ist es weniger der fehlende Bezug der Flensburger zur Straßenbahn (Streetcar), als die Skepsis gegenüber dem der breiten Masse eher unbekannten Komponisten André Previn.

Previn hat in seiner Partitur die Erfahrungen aus seinen eigenen Musicals und Soundtracks mit der spätromantischen und klassisch-modernen Formensprache verknüpft. Besonders emphatisch hat er hierbei das traumatisch gebrochene Bewusstsein der Hauptfigur Blanche DuBois herausgearbeitet. 

Die Sopranistin Amelie Müller ist immer ein Garant für einen gelungenen Opernabend. In einem Interview mit der örtlichen Presse wurde sie kürzlich sogar schon als Opernstar gehandelt. Dies sagt allerdings mehr über die Qualität der Redaktion aus, als über den Bekanntheitsgrad der Sängerin. Das Potential zum Star hat sie ohne Zweifel und mit der Gestaltung der feinsinnigen, am Leben gescheiterten Südstaaten-Lady Blanche duBois am Schleswig-Holsteinischen Landestheater legt sie erneut eine gesangliche und darstellerische Meisterleistung ab. Es vergeht kaum eine Minute, in der sie in diesem Stück nicht auf der Bühne steht und so erleben wir an diesem Abend Müllers modulationsfähigen Sopran in einer schier unglaublichen Bandbreite von emotionalen Eruptionen bis hin zu verklärter seelischer Entrücktheit. Schauspielerisch findet die Sopranistin ebenfalls stets die richtigen Mittel für jede Situation.

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Amelie Müller lässt als Blanche DuBois keine Wünsche offen – (c) Matzen

Die Schwester von Blanche, bei der diese Zuflucht vor ihrer eigenen Vergangenheit sucht, gestaltet die Sopranistin Malgorzata Roclawska. Dem devoten Charakter der Rolle entsprechend, gibt sie die Unterdrückte, die sich zwischen ihrer Schwester und ihrem Mann aufreibt und vermag dabei stimmlich stets den passenden Ton zu treffen. 

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Amelie Müller und Małgorzata Rocławska als ungleiche Schwestern – (c) Matzen

Ihren vulgären und gewalttätigen Gatten Stanley Kowalski spielt der gesundheitlich angeschlagene Bariton Philipp Franke. Seine Stimme verleiht dem an diesem Abend stumm agierenden Künstler der kurzfristig aus Wien angereiste Michael Mrosek, der diese Rolle bereits 2016 in Koblenz gesungen hat. Vokal bringt er kraftvoll die Brutalität und das Machogehabe des primitiven Arbeiters über die Rampe und lässt auch ab und an eine ordentliche Portion Verachtung mitschwingen. Leider wurde es versäumt, den Namen des Einspringers auf der im Theater ausgehängten Abendbesetzung zu ergänzen, so dass einzig die von der Operndirektorin vor der Vorstellung erfolgte Ansage Hinweise auf den Namen dieses exzellenten Sängers gibt.

Matthew Peña gestaltet Harold Mitchell, einen Pokerfreund von Stanley, anfangs rollengemäß zurückhaltend und blass. Er steigert sich im Laufe des Abends zu expressiven Ausbrüchen, in denen sein Charaktertenor eindringlich zur Geltung kommt und auch seine darstellerischen Qualitäten deutlich werden.

Von den kleineren Partien sei, nicht zuletzt wegen der maskenbildnerischen Meisterleistung, die mexikanische Blumenverkäuferin von Alma Samimi erwähnt. Sie verleiht dieser Figur auch vokal Charakter und verfügt dabei über eine bezwingende Bühnenpräsenz. Eva Schneidereit gestaltet die Nachbarin Eunice Hubbell mit Profil. Xiaoke Hu als Steve Hubell und Dritan Angoni als junger Kassierer komplettieren das Ensemble. 

Die Sänger verstehen es in der Inszenierung von Cornelia Repschläger ausgezeichnet, den Flensburger Frühling mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichtem Schneefall in ein von schwüler Hitze und emotionalen Spannungen geprägtes New Orleans der 1940’er Jahre zu verwandeln. Die Regisseurin konzentriert sich eindrucksvoll auf die emotionalen Beziehungen der Protagonisten untereinander. Bis ins kleinste Detail zeichnet sie insbesondere den Charakter der Blanche, arbeitet aber auch die vielschichtigen Charaktere der anderen Figuren heraus. Diese sind einerseits Sinnbild für bestimmte Stereotypen, andererseits allesamt Individuen mit ihren ganz persönlichen Geschichten und Eigenheiten.

Die gesamte Oper spielt in der Zweizimmerwohnung von Stella und Stanley. Streng genommen bekommt das Publikum sogar nur eines dieser Zimmer zu sehen, denn das zweite ist lediglich durch eine Tür angedeutet. Die Wände bestehen in Angelika Höckners Bühnenbild aus lichtdurchlässigen Wellkunststoff-Elementen. Sie schaffen einerseits eine emotional unterkühlte Atmosphäre und schirmen gleichzeitig die sich ereignenden Dramen vor den Blicken der Außenwelt ab. Gleichsam wirkt das ganze Konstrukt aufgrund seiner Lumineszenz fragil, wie das Geflecht menschlicher Beziehungen an sich. Die werksgerechten, teils prächtigen Kostüme stammen von Ralf Christmann.

Die Szene, in der Stanley seine Schwägerin Blanche vergewaltigt, ist choreografiert (Nicola Mascia) und verliert dadurch ihre Brutalität. Dass Blanche unmittelbar vor diesem Akt durch die mit Nacktheit andeutender Unterwäsche bekleidete Stella ausgetauscht wird, mag eine wesentliche Aussage im Sinne Freuds sein, dient bei der ersten unbedarften Auseinandersetzung mit diesem Werk allerdings nicht unbedingt dem Verständnis. Gegen Ende der Oper wird eine Leuchtreklame mit der Aufschrift „DESIRED“ heruntergelassen, hinter der sich Blanche positioniert. Stellt Blanche das Objekt der Begierde da? Geht es in diesem Stück um ihre Wünsche und Sehnsüchte? Oder um (sich oft widersprechende) Wünsche und Sehnsüchte im Allgemeinen? Diese Fragen dürfen die Zuschauer mit auf den Weg nach Hause nehmen und ihre persönlichen Antworten darauf finden. 

Ingo Martin Stadtmüller führt sein Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester sicher durch die emotionsgeladenen 2 3/4 Stunden und untermalt das Bühnengeschehen auf bestmögliche Weise. Er versteht sich dabei als wichtiger Partner der Sänger, die vokal stets vom Orchester getragen werden. Der Flensburger Generalmusikdirektor lässt Prévins Musik erstrahlen und in den richtigen Momenten beängstigend und bedrohlich wirken. Fragmente von Jazzmusik mit aufheulenden Klängen von Saxophon, Trompete und Klarinette charakterisieren die Südstaaten-Atmosphäre akustisch.

Marc Rohde

HAMBURG/ Staatsoper: Faust

Hamburg/ Staatsoper: FAUST
25.11.2022 (Marc Rohde)

Für nur vier Vorstellungen hat die Hamburgische Staatsoper die aus dem Jahr 2011 stammende Inszenierung von Andreas Homoki wieder aufgenommen. Die Bühnenbilder von Wolfgang Gussmann bestehen im wesentlichen aus dunkelgrauen zylindrischen, sich um sich selbst drehenden Elementen. Diese ermöglichen immer wieder bemerkenswerte neue Eindrücke und werden gekonnt in die spannende Personenregie mit einbezogen. Als zusätzliche Ausstattungselemente dienen hauptsächlich ein riesiger weißer Stuhl, überdimensionierte Blumentöpfe und eine im Verlauf des Abends immer größer werdende Puppe. Ganz ohne Feuerwerk und pathetischem Gehabe führen diese wenigen symbolträchtigen Elemente durch die packende und zeitlose Erzählweise des Regisseurs zu drei Stunden purer Spannung auf der Bühne. 

Im Zentrum steht ganz klar Méphistophélès, der alle Fäden in der Hand hält und die anderen Protagonisten und den Chor wie Marionetten durch den Abend lenkt. Adam Palka würde ich als absolute Idealbesetzung dieser Rolle bezeichnen. Trotz seiner schönen Stimme vermag er die dämonischen und teils brutalen Akzente seiner Rolle perfekt zum Ausdruck zu bringen. Selbst mit kleinsten Gesten seiner Finger ist er stets präsenter Mittelpunkt des Geschehens und es bedarf keinerlei ausufernder Gesten um seine Dominanz zu demonstrieren. 

Olga Peretyatko wandelt sich als Marguerite überzeugend vom unschuldigen jungen Mädchen bis hin zur wahnsinnigen Frau und besticht durch ihren sicher geführten Sopran, der keine Wünsche offen lässt. Die dramatischeren Passagen gelingen ihr überzeugend, obgleich sich ihre Stimme eine jugendliche Leichtigkeit bewahrt hat. 

Bei dem starken Zusammenspiel dieser beiden Sängerpersönlichkeiten kam mir der Gedanke auf, ob Mephisto und Margarethe nicht gemeinsame Sache machen, um Faust in sein Verderben zu stürzen. Der Titelheld wird von Pavel Černoch solide gegeben. Er führte seine Stimme sicher, doch mangelt es ihr in einigen exponierten Passagen an Glanz. Oft wirkt sie nicht wirklich frei. Darstellerisch bleibt der Tenor ein wenig hinter den anderen beiden Protagonisten zurück, aber gibt ein insgesamt überzeugendes Rollenportrait ab. 

Einen klangschönen und beeindruckenden Valentin gestaltet Alexey Bogdanchikov. Marte ist mit Renate Spingler optimal besetzt und auch Kady Evanyshyn als Siebel und Mateusz Lugowski als Wagner wissen zu begeistern. 

Alexander Joel am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg gelingt eine imponierende Interpretation von Gounods Meisterwerk. Alle Sänger kommen stets gut über das Orchester, ohne je angestrengt zu wirken. Der Dirigent vermeidet hektische Tempi und scheint sehr sängerfreundlich zu dirigieren. Dabei bewahrt er dem konzentrierten Orchester stets eine gewisse Grundspannung, die sich in diesem intensiven Opernabend bis zum letzten Ton des Finales aufrechterhält. 

Zu meinem Bedauern ist die Walpurgisnacht-Szene gestrichen worden, aber das ist sicher nicht erst seit dieser Wiederaufnahme der Fall.

Marc Rohde 11/2022

FLENSBURG / Schleswig-Holsteinisches Landestheater: DIE STUMME SERENADE

Ein trotz mehrerer Wiederbelebungen in den vergangenen Jahren (zuletzt 2017 in Coburg) doch weitgehend unbekanntes musikalisches Juwel von Erich Wolfgang Korngold ist die musikalische Komödie in zwei Akten namens „Die stumme Serenade“. Warum das Werk nicht viel öfter auf den Spielplänen zu finden ist und warum sich auch das (Flensburger) Publikum eher zurückhaltend mit dem Besuch dieses musikalischen Juwels gibt, lässt sich nicht so recht sagen. Das Stück hat alles, was ein Hit braucht und auch die temporeiche Inszenierung und die engagierte Darstellung auf der Bühne hat alles, was es zum großen Erfolg braucht. Seinerzeit waren die Arien „Luise, Luise, du hast etwas“ und „Ich geh mit Dir ans End der Welt“ regelrechte Hits. 

Das nur aus wenigen Musikern bestehende Instrumentalensemble ist im hinteren Teil der Bühne platziert und wird während der Vorstellung weitgehend von einem Vorhang verdeckt. Unter der musikalischen Leitung von Theo Saye und mikrofonverstärkt kommen die Melodien teilweise sehr üppig rüber und entfachen ein sprühendes Feuerwerk musikalischer Farben. 

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Andrea (Rastislav Lalinský) schmachtet Silvia (Andrea Müller) an. (Foto: Henrik Matzen)

Regisseurin Kornelia Repschläger verlegt die Handlung gemeinsam mit ihrem Bühnenbildner Olaf Grambow in ein Filmstudio. Passend zu Korngolds Karriere als Filmmusik-Komponist wird „Die stumme Serenade“ in den berühmten „Global Studios“ verfilmt: 

In Neapel ist die Welt noch in Ordnung und die Moral wird hochgehalten: Umso größer ist das Entsetzen, als Schauspieldiva Silvia Lombardi berichtet, dass ein Unbekannter sie im Schlaf überrascht und geküsst habe! Während es sich dabei in den Augen der entrüsteten Staatsgewalt natürlich um eine versuchte Entführung handelt, mutet eine in derselben Nacht unter dem Bett des Ministerpräsidenten deponierte Bombe dagegen weitaus weniger spektakulär an – zumal diese ja noch nicht einmal hochgegangen ist …

Polizeiminister Caretto kommt jetzt die undankbare Aufgabe zu, herauszufinden, wer was war und warum das alles überhaupt geschehen ist. Was wie ein Polit-Thriller anfängt, entwickelt sich zu einem schräg-vergnüglichen Verwirrspiel um die Macht der Liebe, inklusive eines Modeschöpfers, dessen unhörbar gesungene Serenade ihn beinahe den Kopf gekostet hätte.

Die bleistiftartigen Zeichnungen verzaubern immer wieder aufs Neue – Eva Schneidereit und Kai-Moritz von Blanckenburg in gezeichneter Kulisse (Foto: Matzen)

Das Bühnenbild besteht weitestgehend aus bleistiftartig gezeichneten Filmkulissen, die durch farbige Beleuchtung an Lebendigkeit gewinnen. Eine tolle Idee, die immer wieder neue erfrischende Eindrücke erlaubt! Zum Thema Film ist die kompakte Dauer (ursprünglich wohl coronabedingt – die Premiere war bereits Anfang September 2021) auf 90 Minuten reduziert und auch der Sound der verwendeten Mikroports unterstützt die cineastische Interpretation. Dabei scheinen die Singstimmen nur bis zu einer bestimmten Lautstärke verstärkt zu werden, denn sobald die Sänger aussingen, klingen die Stimmen natürlich, was dem musikalischen Gesamteindruck zugute kommt. 

Die einzelnen Charaktere werden von der Regisseurin in Comic-Manier slapstickartig überzeichnet, was sehr erfrischend wirkt und beim Zusehen großen Spaß macht. Die farbenfrohen Kostüme von Ralf Christmann unterstreichen diese Intention wunderbar. 

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Sam (Dritan Angoni) und Louise (Ayelet Kagan) sorgen für Stimmung auf der Bühne (Foto: Matzen)

In den Hauptrollen erleben wir das ehemalige Ensemblemitglied Amelie Müller, die der anspruchsvollen Rolle der Schauspielerin Silvia Lombardi stimmlich jederzeit gerecht wird und die durch ihr kokettes, divenhaftes und sich selbst nicht zu ernst nehmendes Spiel vollends überzeugt. Optisch geht die charmante Berlinerin problemlos als Italiens schönste Schaupielerin durch. Dazu ist ihre deutliche Aussprache in den Dialogen aber auch beim Singen nicht selbstverständlich und ein großes Sonderlob wert. Rastislav Lalinský hat es sprachlich etwas schwerer, spielt und singt sich aber mit Leichtigkeit in die Herzen der Zuschauer. Ayelet Kagan als spielfreudige Probierdame Luise bezaubert mit ihrem flexiblen Sopran und kokettiert gekonnt mit dem jungenhaft wirkenden Dritan Angoni, der mit seinem leichten Tenor in der Rolle als Reporter Sam Borzalino ebenfalls keine Wünsche offen lässt und als Pater Orsenigo für Lacher sorgt. Ein stimmliches Schwergewicht mit großem komödiantischen Talent ist der Bass Kai-Moritz von Blanckenburg, der als Polizeiminister Caretto vokal präsent für Zucht und Ordnung sorgt und – mit leicht modifizierter Stimmfarbe – auch eine überzeugende Kammerfrau Bettina gibt. Alma Samimi, Malgorzata Roclawska und Eva Schneidereit runden das Ensemble in mehreren kleineren Partien ab. 

Im Mai und im Juni gibt es in Flensburg noch je eine Aufführung dieser Produktion zu sehen und ein Theaterbesuch lässt sich hier in der Region wunderbar mit einem Urlaub an der See verbinden…

Marc Rohde / Inhaltsangabe: (c) Webseite des Theaters