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STUTTGART / Staatstheater: DON QUIJOTE

Stuttgart
DON QUIJOTE“ 

Schauspielreife Vorstellung mit viel Humor und Esprit
25: jULI 2025

Das für die Stuttgarter Compagnie kreierte „DON QUIJOTE“-Ballett von Maximiliano Guerra erweist sich als Sommermärchen, das den Tänzern sowie dem Publikum sichtlich Spaß zu machen scheint.

Die gute Laune der Tänzer, die bunten Kostüme und die humorvolle Dramaturgie mag vielleicht über die herausfordernde Choreographie hinwegtäuschen, tatsächlich ist diese jedoch voll mit Höchstschwierigkeiten, sowohl in den Soli als auch in den Hebefiguren und den Pas de deux. 

Das gilt vor allem für das Hauptpaar Kitri und Basilio, doch eine knappe Woche nach deren Rollendebüt, lassen sich die beiden Tänzer Daiana Ruiz (diese wurde nach dem Rollendebüt, noch während des Schlussapplauses, kurzerhand von Intendant Tamas Detrich zur Ersten Solistin befördert) und Henrik Erikson kaum etwas davon anmerken.

Ruiz ist als temperamentvolle Argentinierin durch ihre Erscheinung prädestiniert für das Stück und hatte bei der Wiederaufnahme noch die Rolle von Kitris Freundin Pepa mit viel Feuer getanzt. Ebenso wie ihr Partner tastete sie sich im 1. Akt etwas zurückhaltender an die Hauptrolle heran, wirkte im 2. Akt beim Solo mit den Dryaden bereits souverän, um im 3. Akt durch alle Variationen und Pas de deux zu überzeugen. Jetés, gehaltene Arabesquen oder die vielen einfachen- und doppelten Fouettés in ihrer Variation – alles meisterte Ruiz mit einem Lächeln und wie nebenbei wedelndem Fächer, den sie genau auf den Punkt öffnen und schließen konnte. Dabei flirtete sie noch voller Charme mit Basilio. Ihr Erfolg ist zweifellos auch dem sicheren Partnern von Henrik Erikson zu verdanken, der sie gekonnt und fließend auch in den schwierigen Hebefiguren gehalten hat. Erikson vermochte es zudem durch sein besonderes Schauspieltalent, von den herausfordernden Schritten, die auch er souverän meisterte, fast abzulenken. Der gar nicht kühle Schwede zeugt auch hier von unglaublichem Humor in allen Nuancen und prägt mit seinem schauspielerischen Stempel fast jede Szene, sei es durch verstohlene Küsse an Kitri mitten in einer Drehung ober teils auch nur durch seine Blicke.

Technisch kann man beide Rollen sicher steigern, mit noch mehr Drehungen oder länger gehaltenen Hebefiguren, dies fällt jedoch nur im Vergleich auf, für den Moment verzaubern beide sehr gekonnt und mit viel Charme und Bühnenpräsenz durch den Abend.            

In weiteren Rollen erfolgte ein Wiedersehen mit Clemens Fröhlich als elegant-verträumter Cervantes, Diana Ionescu als edle Dulcinea, Anton Tcherny als tollpatschiger Sancho Pansa, Christopher Kunzelmann als witziger Camacho, Martino Semenzato als kantiger Toreador José Antonio und Anna Osadcenko als etwas zu klassische Straßentänzerin Mercedes. Einen vielversprechenden Zigeunerprinzen zeigte der Corps de ballet Tänzer Dorian Plasse und stellte damit erneut sein Potenzial unter Beweis.

Als Kitris Eltern Lorenzo und Carmen sprangen nun die Ballettmeister Marc Ribaud und Elizabeth Toohey (Rollendebüt) höchstpersönlich und mit sichtlich viel Spaß ein. Eine Woche davor hatte sie noch als Dulcinea debütiert, nun war Veronika Verterich als Kitris nonchalante Freundin Pepa mit neuem Rollendebüt zu sehen. Mit feinerer Interpretation begleitete Mizuki Amemiya sie als Kitris Freundin Eva und beide strahlten um die Wette bei den eleganten Variationen der Hochzeit.

Ebenfalls Rollendebüt hatten Aoi Sawano als Cupido mit etwas übertrieben lächelnder Mimik und Abigail Willson-Heisel als Königin der Dryaden. Letztere überzeugte mit würdevoll-majestätischer Ausstrahlung sowie Technik, samt der wiederholt aus dem Schwung stets sicher gehaltenen Attitüden in ihrem Solo.  

Das Staatsorchester Stuttgart leitete Wolfgang-Heinz an dem Abend mit nicht immer stimmigen Tempi und scheinbar wenig Blick auf die Bühne, was gerade bei der Musik von Ludwig Minkus und Guerras Choreographie von großer Bedeutung wäre. Die Tänzer meisterten dies dennoch routiniert und das Publikum spendete erneut begeisterten Beifall.

Spätestens beim musikalischen Geburtstagsständchen für Intendant Tamas Detrich und dem ihm von Marcia Haydée übereichten Blumenstrauß, applaudierten alle im Zuschauerraum mit Standing Ovations.

Dana Marta

 

 

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