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STUTTGART/ Staatsoper: „DER ROSENKAVALIER“ konzertant 

STUTTGART/ Staatsoper: „!DER ROSENKAVALIER“  am 30.10.konzertant 

Mozart und Wagner vereint

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Simone Schneider (Marschallin), Diana Haller (Octavian). Foto: Martin Sigmund

Auch konzertant besitzt der „Rosenkavalier“ von Richard Strauss seine Reize, selbst wenn andere visuelle Schwerpunkte gesetzt werden. Mozart und Wagner bleiben  immer spürbar, was Cornelius Meister mit dem Staatsorchester Stuttgart auch facettenreich betont. In überschwänglicher Emphase strömen hier die Melodien dahin, zeigen ungewöhnliche klangfarbliche Besonderheiten. Strahlender Glanz und sensiblere Tönungen halten sich dabei allerdings die Waage. Vor allem die Charakterisierung der einzelnen Figuren gelingt bei dieser transparenten Wiedergabe vortrefflich. Intime Wirkungen werden immer wieder behutsam nachgezeichnet, was vor allem beim Gespräch mit Oktavian, dem Nachspiel des ersten Aktes, den Duetten und dem gewaltigen Terzett der drei Frauenstimmen glanzvoll zur Geltung kommt.

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Beate Ritter (Sophie), Diana Haller (Octavian). Foto: Martin Sigmund

Hier finden vor allem Simone Schneider als gesanglich überaus wandlungsfähige Feldmarschallin, Diana Haller als strahlkräftiger Oktavian und Beate Ritter als Sophie mit schlank geführtem Sopran ganz zusammen. Der Zauber vorübergehender Dinge findet sich bei Meister auch in der subtilen Gestaltung der musikalischen Vorgänge wieder. Vor allem die kunstvollen thematischen Verbindungen leuchten wiederholt strahlkräftig hervor – und auch die dynamischen Steigerungen kommen in bewegender Weise zur Geltung. Da bleibt nichts dem Zufall überlassen. Simone Schneider vermag vor allem die leise Trauer der Feldmarschallin konsequent zu verdeutlichen. Insbesondere der dritte Akt mit seinen turbulenten Vorgängen streicht hier die skurril überzeichnete Figur des Ochs von Lerchenau heraus, wo der fulminante Bassist David Steffens ein wirklich vortreffliches Porträt bietet. Als er nach der Sittenpolizei ruft und von den „Papa“ schreienden Kindern bedrängt wird, gewinnt diese konzertante Fassung eine fast szenische Qualität. Und die Situation eskaliert noch weiter, als Ochs von Lerchenau von einem Polizeibeamten vorgeworfen wird, ein illegitimes Treffen mit einer unverheirateten Frau eingegangen zu sein. Ochs behauptet nämlich, diese sei seine Verlobte Sophie von Faninal, was man ihm selbstverständlich nicht glaubt. Torben Jürgens kann als Polizeikommissar mit voluminösem Bass die komplizierte Situation natürlich nicht entschärfen – und es kommt zu immer turbulenteren szenischen Verwicklungen, die schließlich in der Flucht des Ochs von Lerchenau aus dem Zuschauerraum enden. In weiteren Rollen überzeugen bei dieser Aufführung Christiane Kohl als verschmitzte Jungfer Marianne Leitmetzerin, Torsten Hofmann als  Valzacchi, Carole Wilson als Annina, Heinz Göhrig als verschlagener Haushofmeister, Kai Kluge als bravouröser Sänger sowie Claudia Riedel, Teresa Smolnik und Regina Friedek als adlige Waisen. Ulla Seeber als Modistin, Alois Riedel als Tierhändler, Ruben Mora, Urs Winter, Henrik Czerny und Heiko Schulz als Lakaien der Feldmarschallin, Ivan Yonkov, Rüdiger Knöß, Daniel Kaleta und Tommaso Hahn-Fuger als gewitzte Kellner sowie Ulrich Frisch als Hausknecht und Julia Paul als kleiner Mohammed komplettieren den insgesamt überzeugenden Sängerreigen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Cornelius Meister als Dirigent das romantisch-schwärmerische Gefühl und den drängenden Überschwang dieser Musik ausgezeichnet erfasst hat. Dies gilt nicht nur bei der Passage mit der Überreichung der Rose. Der von Manuel Pujol sorgfältig einstudierte Staatsopernchor fesselt das Publikum aufgrund seiner gesanglichen Präsenz und Leuchtkraft. Und auch der von Bernhard Moncado einstudierte Kinderchor gewinnt hier starke Präsenz. Begeisterung und viele „Bravo“-Rufe. 

Alexander Walther

 

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