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STUTTGART/ Schaupielhaus: DER SATANARCHÄOLÜGENIALKOHÖLLISCHEWUNSCHPUNSCH von Michael Ende. Premiere

Irrlichter zwischen Tag und Mitternacht

21.10.2019 | Allgemein, Theater

Bildergebnis für stuttgart schauspielhaus der satanarchäolügenialkohöllische wunschpunsch
Foto: Björn Klein

Premiere „Der Satanarchäolügenialkohöllischewunschpunsch“ von Michael Ende im Schauspielhaus/STUTTGART  (20.10.2019)

Irrlichter zwischen Tag und Mitternacht

 In der abwechslungsreichen Inszenierung von Patricia Benecke (Bühne: Monika Frenz; Kostüme: Gwendolyn Bahr) ging Michael Endes „Der Satanarchäolügenialkohöllischewunschpunsch“ sehr rasant über die Bühne. Es war Silvester und nur noch wenige Stunden bis Mitternacht. Der von Reinhard Mahlberg gewieft gemimte Prof. Dr. Beelzebub Irrwitzer hatte als geheimer Zauberrat das vorgeschriebene Jahressoll böser Taten noch nicht erreicht. Seine größte Angst war, dass sich alle Tiere der Welt zusammenschlossen und sich gemeinsam gegen die Menschen wehren würden. Doch von seiner „Höllischen Exzellenz“ wurde er vertraglich dazu verpflichtet, sein Pensum zu erfüllen. Aber Irrwitzer wusste nicht, wie er in so kurzer Zeit die Taten vollbringen sollte.

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Foto: Björn Klein

Da ging die Bühne hinauf und hinunter, die elektronischen Lichter flackerten unentwegt – und auch die Reise in die Eiswüste verlief sehr turbulent. Wie sollte man in so kurzer Zeit die vorgeschriebenen zehn Tierarten ausrotten, fünf Flüsse vergiften und eine Seuche in die Welt setzen? Das waren schwierige Fragen, die nicht so schnell gelöst werden konnten. Gabriele Hintermaier als giftige Tante und umtriebige Geldhexe Tyrannja Vamperl begeisterte die kleinen Zuschauer im Schauspielhaus, zumal das „Sodom- und Gomorrha“-Gymnasium für weitere erhebliche Turbulenzen sorgte. Eine entscheidende Wende kam dann durch den von Jannik Mühlenweg verschlagen gespielten Kater Maurizio di Mauro und den von Celina Rongen tempeamentvoll verkörperten Raben Jackie Krakel, die als Spione des Hohen Rats der Tiere die Pläne von Professor Irrwitzer und der verschlagenen Geldhexe vereitelten. Da ging dann auf der Bühne so richtig die Post ab: „Die Zukunft der Welt liegt in unseren Pfoten“.  Da half auch Amina Merai als „der heilige Sylvester“. Mit riesiger Glocke und überdimensionalem Kirchenportal wurde hier die scheinbar steinerne heilige Figur wieder zum Leben erweckt. Ein sehr guter Regieeinfall. Sie beschwor die heilige Melodie, die dann dem verrückten Professor und der exaltierten Geldhexe zuletzt mit Nebel und Rauchwolken den Garaus machte. Dazwischen sorgte auch noch ein grotesker Kampf zwischen Kater und Krähe für großes Vergnügen. Der Kater war zuvor von Professor Irrwitzer verwöhnt worden und hatte darüber seine Mission vergessen. Maurizio behauptete, aus einem uralten Rittergeschlecht aus Nepael zu stammen und ein berühmter Sänger gewesen zu sein, was ihm niemand wirklich abnahm. Amina Merai mimte auch gekonnt Maledictus Made, der als Abgesandter des Ministers der Äussersten Finsternis für erhebliche Unruhe sorgte. Die Geldhexe Tyrannja war fast 300 Jahre alt und schickte Irrwirtzer auf die teuersten Schulen. Jackie Krakel reizte die kleinen Zuschauer als arg zerrupfte Krähe zudem immer wieder zum Lachen: „Ach, du dicke Warze!“ Und Sankt Sylvester kam bei jedem Jahreswechsel auf die Erde, um nach dem Rechten zu sehen.

So hatte das verrückte Geschehen doch noch ein glückliches Ende gefunden und es gab ein „Happy End“. Die Inszenierung von Patricia Benecke überzeugte das begeisterte Publikum nicht nur mit ihrem Spielwitz, sondern auch aufgrund des optischen Einfallsreichtums. Riesenbeifall (Statisterie: Harry Bednarz, Wolf Liebermann). 

 

Alexander Walther        

 

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