„Killer Instincts“ mit Sarah Maria Sun im Wizemann – Internationale Hugo-Wolf-Akademie am 2. Juli 2021/STUTTGART „
Satire und scharfe Kritik
„Killer Intincts“ soll jene neue Generation faschistischer Politiker karikieren, die über Feindbilder schwadronieren und doch keine Lösungen Parat haben. Sarah Maria Sun (Gesang und Moderation) hat hier ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das revuehafte Passagen mit viel Ironie und Hintersinn würzt. Das spürt man gleich zu Beginn bei „Lucky Day Overture“ von Tom Waits, wo ein zynischer Monolog mit schwarzem Humor im Mittelpunkt steht. Dies setzt sich dann bei John Kanders „When You’ve Good To Mama“ aus dem Musical „Chicago“ fort. Das „Lied des Lotterieagenten“ von Kurt Weill spielt virtuos mit moritatenhaften Ereignissen und Begebenheiten – und bei Tom Waits‘ „Just the Right Bullets“ melden sich ebenfalls Assoziationen zu Pop und Rock. „Political Science“ von Randy Newman ist ein ebenso hintersinniges Chanson wie „Hitler“ von Stefan Wolpe, wo natürlich Adolf Hitler als Führer des großdeutschen Reiches kräftig aufs Korn genommen wird: „Er ist im Auto geflohen in einer finstren Nacht. Jetzt sitzt er unter Heroen. Wie hat er das gemacht?“ Weitere Nummern wie „I Put a Spell on You“ von Screamin‘ Jay Hawkins spielen virtuos mit hysterischem Börsengeschrei. Ein Höhepunkt ist in diesem Zusammenhang „I Don’t Understand the Poor“ von Steven Lutvak, wo Sarah Maria Sun in besonderer Weise den richtigen Ton trifft. „There’s a law about men“ von Leonard Bernstein lässt gewisse veristische Momente erkennen. Immer wieder überraschen Rumba-Rhythmen und elektrisierende Melodien – so auch bei „Life’s Been Good To Me So Fat“ von Joe Walsh und vor allem beim spritzigen Song „Justice“ von Alan Price, wo richtig die Post abgeht. Beim Thema sexueller Missbrauch nimmt Sarah Maria Sun ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Da übt sie messerscharfe Kritik bis hin zu Prinz Andrew. Hier nimmt das Programm gelegentlich feministische Züge an. „The Ladies Who Lunch“ von Stephen Sondheim überraschen ebenfalls mit gepfeffertem Witz und harmonischer Vielfalt. Und selbst die bewegende Schlichtheit des Liedes „Abschied von der Erde“ D 829 von Franz Schubert kommt nicht zu kurz.
Sarah Maria Sun wurde von der Band The Gurks mit Jan Philipp Schulze (Klavier und Orgel), Hubert Steiner (Gitarren), Bernd Oezsevim (Drums) und Paul Kleber (Bass) temperamentvoll begleitet. Begeisterung im Publikum.
Alexander Walther