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STUTTGART/ Ballett: ROMEO UND JULIA – Alterslose Liebe

Stuttgarter Ballett: „ROMEO UND JULIA“ 17.6. 2014– Alterslose Liebe

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Alterslose Liebe – Maria Eichwald (Julia) und Jason Reilly (Romeo). Foto: Stuttgarter Ballett

So zeitlos wie Crankos Choreographie selbst ist auch die Altersbindung des klassischen Liebespaares schlechthin. Durfte ein paar Abende zuvor noch über eine ganz frisch gebackene Kombination geschwärmt werden, so richtete sich an diesem Abend gleichfalls große Begeisterung an ein äußerst erfahrenes, menschlich reifes und auch dank der von Cranko gegebenen Möglichkeiten jedes Mal wie neu beflügeltes Paar.

Maria Eichwald und Jason Reilly können sich aus langjährigem gegenseitigem Vertrauen buchstäblich in ihre Zuneigung fallen lassen. Besonders deutlich zu sehen ist dies in der letzten Liebesnacht, wenn Julia in Romeos Armen hängt und dabei in Schräglage über den Boden trippelt oder sich vom einen zum nächsten Moment aus einer (seinerseits perfekten) einarmigen Hebung zusammengeklappt nach unten in seinen Arm fallen lässt. Ein Augenblick, den die beiden so intensiv auskosten, dass ein Standbild für die Ewigkeit entsteht. Durch die gegenseitig best möglich gegebene Unterstützung und Gelöstheit erreicht Eichwald zusätzlich zu ihrem wie immer wohltuend unaffektierten Einsatz eine Ebene des Dramas, die nicht nur berührt, sondern auch tief ins Innere dringt. Bei Reilly sind es die vielen kleinen zwischenmenschlichen Aspekte, die im Zusammenspiel mit allen Beteiligten zur Geltung kommen und darüber hinwegsehen lassen, dass ihm bei genereller Sicherheit Sprünge und Drehungen nicht mehr immer so ganz leicht gelingen.

Halbsolist Brent Parolin lässt mit seinem feinsinnig gestalteten und federnd locker herumwirbelnden Mercutio bedauern, dass er zum Ende der Saison die Compagnie verlässt, um künftig beim National Ballet seines Heimatlandes Kanada zu tanzen. Begleitet wurde er vom liebevoll aufgeweckten Benvolio des Roland Havlica.

Matteo Crockard-Villas Tybalt darf außer viel Aggressivität verratenden blitzenden Augen noch an persönlichem Impuls gewinnen.

Mit Magdalena Dziegielewska, Katarzyna Kozielska und Alessandra Tognoloni als temperamentvoll zupackendem Zigeunerinnen-Trio und den bewährten Charakterdarstellern in den weiteren Rollen, dem agil mitmischenden Corps de ballet sowie dem diesmal transparenter zu Werke gehenden Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von James Tuggle rundete sich wiederum eine alles in allem sehenswerte Vorstellung, nach deren bestürzend trauriger Todesszene der Applaus wieder einmal unangebracht viel zu früh einsetzte.                                                                                             

Udo Klebes

 

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