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STUTTGART/ Augustinum Killesberg: KONZERT STIPENDIATINNEN DES RICHARD WAGNER-VERBANDES STUTTGART

GLANZVOLLES KOLORATURENFEUERWERK

Neue Stipendiatinnen des Richard-Wagner-Verbandes Stuttgart am 28. Juni im Augustinum Killesberg/STUTTGART

Wieder einmal bot der Richard-Wagner-Verband in Stuttgart ein vielseitiges Konzert mit begabten jungen Stipendiatinnen. Gleich zu Begünn überzeugte die aus Bordeaux stammende Koloratursopranistin Jeanne Seguin (bekannt geworden als „Momo“-Darstellerin in der Stuttgarter Staatsoper) bei Wolfgang Amadeus Mozarts Arie der Aspasia „Nel grave tormento“ aus der Oper „Mitridate“. Der überschäumende melodische Fluss gefiel den Zuhörern hier am meisten. Begleitet wurde sie einfühlsam von der ukrainischen Pianistin Anna Prystromska. Die magisch übersinnliche Musik des Geisterreichs brachte Minyoung Catharina Lee (Sopran) aus Südkorea beim „Lied an den Mond“ aus Antonin Dvoraks Oper „Rusalka“ voluminös zu Gehör. Eine Entdeckung ist ferner die französische Pianistin Mildred Derenty-Camenen, die Frederic Chopins Etüde in e-Moll op. 25,5 mit geradezu stürmischem Feuer interpretierte. Feine rhythmische Effekte und zarte Harfenakkorde der linken Hand wurden nuancenreich getroffen. Die Dur-Terz erstrahlte dann in majestätischem Forte. Zweistimmige Trillerfiguren und Skalen entfesselten hier einen harmonischen Taumel. Aus Richard Wagners „Wesendonck-Liedern“ interpretierte Minyoung Catharina Lee die beiden Lieder „Der Engel“ und „Träume“ mit chromatischen Höhenflügen und „Tristan“-Reminiszenzen. Jeanne Seguin bestach bei den Liedern „Ich wollt ein Sträußlein binden“ und „Ich schwebe“ von Richard Strauss mit melodisch weit ausgesponnender Emphase. Mildred Derenty-Camenen bewies nochmals ihr großes pianistisches Talent trotz kleiner Unsicherheiten bei Muzio Clementis Sonate op. 40 Nr. 2 in h-Moll. Bei dem schwierigen Klaviersatz zeigte sich sogar der aufwühlende Geist Beethovens. Ein absoluter Höhepunkt dieses Konzertabends war die mit schwierigsten Koloraturen nur so gespickte Arie „Je t’aime“ von Isabelle Aboulker mit der ausgezeichneten Jeanne Seguin und Anna Prystromska am Klavier. Da sprühten die Staccato-Funken vor aufgeladener Intensität. Minyoung Catharina Lee gewann dann der subtilen Arie „Merce, dilette amiche“ aus Giuseppe Verdis Oper „I Vespri Siciliani“ ungewöhnliche Sopran-Klangfarben ab. Es waren von bebender innerer Leidenschaft erfüllte Kantilenen. Mildred Derenty-Camenen interpretierte als versierte Pianistin „Die verliebte Nachtigall“ von Francois Couperin mit nie nachlassendem Esprit und feiner Grazie. Zuletzt begeisterte Jeanne Seguin das Publikum mit der berühmten Arie der Olympia aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“. Gesangliche Leidenschaft triumphierte hier. Anna Prystromska begleitete sie am Klavier einfühlsam. 

 Alexander Walther

 

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