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STRUDENGAU/ Schloss Greinburg/ donauFESTWOCHEN: L’INCONTRO IMPROVVISO von Joseph Haydn

05.08.2019 | Allgemein, Oper


Der Arkadenhof auf Schloss Greinburg gab ein reizvolles Ambiente ab (Foto: Reinhard Winkler)

Opernrarität auf Schloss Greinburg: „L’incontro improvviso“ von Joseph Haydn (Vorstellung: 4. 8. 2019)

Im Rahmen der „25. donauFESTWOCHEN im Strudengau“ brachte deren Intendantin Michi Gaigg die selten gespielte Oper „L’incontro improvviso“ („Die unverhoffte Begegnung“) von Joseph Haydn auf Schloss Greinburg im stimmungsvollen Arkadenhof zur Aufführung. Das oft „Türkenoper“ genannte Werk wurde im Jahr 1775 auf Schloss Eszterháza zu Ehren des Besuchs von Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich und seiner Gemahlin Maria Beatrice d’Este uraufgeführt.

Im Jahr 2011 wurde die Oper in Wuppertal unter dem Titel „Unverhofft in Kairo“ gespielt, wobei im Rahmen der Aufführung auch ein Bauchtanz im Harem des Sultans von Ägypten gezeigt wurde. Der Online-Merker veröffentlichte damals am 13. 2. 2011 meinen Bericht über die Vorstellung. Die Handlung der dreiaktigen Oper, deren Libretto Carl Friberth verfasste,  kurz skizziert: Prinz Ali und die persische Prinzessin Rezia sehen einander unverhofft wieder – tausende Kilometer entfernt von jenem Ort, wo sie durch den Überfall von Piraten getrennt wurden. In Kairo lebt Rezia als Favoritin des Paschas von Ägypten in dessen Harem. Von ihrer Vertrauten Dardane lässt sie Alis Treue auf die Probe stellen, doch Ali bleibt standhaft. Rezia und Ali beschließen zu fliehen, werden aber von den Wachen des Paschas aufgegriffen. Sie werden aber schließlich begnadigt und dürfen gemeinsam das Land verlassen.

Leider bot die Inszenierung von Manuela Kloibmüller kein orientalisches Ambiente – auf der Bühne des Arkadenhofs lag bloß „Glumpert“ (Zitat eines Zuschauers), das vom Publikum der hinteren Reihen kaum erkannt wurde. Von Personenführung war auch wenig zu sehen, es schien, als ob sich das Sängerensemble selbst überlassen war… Bei den Kostümen konnte man bei gutem Willen manch Orientalisches erkennen (Bühne und Kostüme: Isabella Reder).

 Ausgezeichnet hingegen waren die sängerischen Leistungen, wobei die Damen besonders eindrucksvoll ihre Arien zum Besten gaben und verdientermaßen reichlich Szenenbeifall erhielten. Als Prinzessin Rezia brillierte die Sopranistin Elisabeth Breuer vor allem stimmlich.  Doch auch die beiden Haremsdamen Balkis und Dardane überzeugten mit ihren prächtigen Stimmen, wobei die Sopranistin Anna Willerding als Balkis eher den komischen Part spielte, während die schwedische Mezzosopranistin Annastina Malm mehr den erotischen Part der Haremsdamen innehatte.


Die drei Haremsdamen Balkis (Anna Willerding), Rezia (Elisabeth Breuer) und Dardane (Annastina Malm) Foto: Reinhard Winkler)

Der deutsche Tenor Robert Bartneck wirkte als Prinz Ali anfangs ein wenig gehemmt und überzeugte erst gegen Schluss der Vorstellung. Sein Diener Osmin wurde vom österreichischen Tenor Markus Miesenberger sehr humorvoll gespielt, auch wenn er oftmals zu stark outrierte. Die kleinere Rolle des Calandro füllte der aus Tamsweg stammende Bariton Rafael Fingerlos sowohl stimmlich wie schauspielerisch gut aus. Mit prächtigem Bass stattete Michael Wagner die Rolle des Sultans von Ägypten aus. Seine sonore Stimme passte wunderbar für den autokratischen Herrscher, der schließlich menschlich versöhnlich agiert und so das Happyend ermöglicht.

Für die hohe musikalische Qualität sorgte das L’Orfeo Barockorchester unter der Leitung von Michi Gaigg, die das Orchester vor zwei Jahrzehnten gründete und inzwischen mit dem Orchester internationale Erfolge feierte.  Das begeisterte Publikum im ausverkauften Arkadenhof der Greinburg belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Applaus und vielen Bravorufen.

Udo Pacolt

 PS: Auch im nächsten Jahr wird eine Opernrarität auf Schloss Greinburg zu sehen sein: „Moro per amore“ von Alessandro Stradella (1639 – 1682). Premiere: 8. August 2020, weitere Spieltage: 9., 14., 15. und 16. August 2020.

 

 

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