Stift Altenburg bei Horn: PRACHTVOLLES „TEATRO BAROCCO“ IN DER STIFTSBIBLIOTHEK (15.7.2012)
Im prächtigen Bibliotheks-Saal von Stift Altenburg war hochkarätiges barockes Theater angesagt – mit originalem „Rampenlicht“ aus Kerzen, mit alten Wind- und Donnermaschinen und zwei musikalischen Einaktern von Georg Anton Benda bzw. Johann Michael Haydn. Der böhmische Komponist Benda (Jahrgang 1722) schrieb im Jahr 1775 ein Melodram zum Thema „Ariadne auf Naxos“ und der jüngere Bruder von „Papa“ Haydn publizierte ungefähr zur gleichen Zeit einen Buffo-Einakter mit dem Titel „Der Bassgeiger von Wörgl“. Verantwortlich für die Wiederentdeckung der beiden Stücke ist der einstige Tänzer der Wiener Staatsoper Bernd Roger Bienert, der es in den 90er Jahren bis zum Ballett-Direktor von Zürich und später von Saarbrücken geschafft hat. Nun will Bernd Roger Bienert mit seinem „Teatro Barocco“ den in Stift Altenburg eingeschlagenen Weg fortsetzen. Jedenfalls ist der Auftakt in jeder Weise gelungen. Im ersten Stück wird zwar nur gesprochen( u.a. von der Titelheldin Kira von Zierotin) bzw. würdevoll „geschritten“(Bienert als Theseus)– aber diese Mischung aus würdevoller Pose und pathetischem „Vortrag“ muss man einmal erlebt haben, um zu wissen, woher das europäische Musiktheater stammt. Als „Antipode“ zur Melodramatik der „Ariadne“ sorgt dann das zweite Stück von Johann Michael Haydn, das in Salzburg entstand. Diesmal sind neben dem musikalischen Streicher-Ensemble unter der Leitung vom Cembalo durch Martin Fuchsberger auch noch zwei vielversprechende österreichische Nachwuchs-Sänger aufgeboten: der zunächst betrunkene Titelheld, der vom blutjungen Bariton Rafael Fingerlos wahrhaft exzellent gesungen wurde und von der zunächst erbosten Ehefrau, die von Simone Vierlinger geradezu mit Sopran-Qualitäten ausgestattet wurde, die auch schon die Konstanze in Mozarts Entführung nahe legen würden. Jedenfalls gehören die beiden Sänger des Buffo-Einakters (der mit Happy End und Liebesnacht endet) zu jenen Hochbegabungen, die zweifellos rasch Karriere machen werden. Das Publikum war ehrlich begeistert, der Ausflug in die Operngeschichte machte wohl alle Anwesenden neugierig. Und Bernd Roger Bienert sollte nicht nur in Stift Altenburg in Österreich aktiv werden. Interessenten müssten sich in jedem Fall beeilen – die aktuelle Serie mit den Stücken von Benda und Haydn läuft nur mehr bis zum 5.August 2012.
Peter Dusek