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Stefan Maiwald: DIE TOTE IM STADL

05.10.2020 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Stefan Maiwald
DIE TOTE IM STADL
Ein Bad-Kleinkirchheim-Krimi
270 Seiten, Verlag Servus by Benevento, 2020

Auch ein Autor darf nicht rosten. Selbst wenn der Deutsche Stefan Maiwald in Grado lebt und schon drei historische Kriminalromane geschrieben hat, die im Venedig des 16. Jahrhunderts spielen, kann man ja einmal die Szene wechseln. Kärnten. Bad Kleinkirchheim. Berühmter Kurort und Tourismus-Zentrum. Von Maiwalds italienischen Freunden gern frequentiert, also auch von ihm. Genau recherchiert – am Ende werden alle Stationen, wo er gut gegessen oder gewohnt hat, angeführt. Irgendwie gehört das heutzutage dazu…

Die „Tote im Stadl“ (der Titel ist ja eigentlich nicht optimal?) wird gefunden, als sich zufällig der Wiener Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer in Bad Kleinkirchheim aufhält, damit er mit Sport, Wellness und Körndlkost seine Kilo reduziert. Wer mag das schon? Da ist der gute Mann geradezu froh, wenn ein Mord ihn ablenkt. Und so ist es auch möglich, am Abend guten Gewissens prächtige Steaks der heimischen, mit dem besten Gras gefütterten Rinder zu genießen… Wäre der Autor kein Deutscher, man könnte es einen typischen Österreich-Krimi nennen.

Die Tote hieß Swetlana, war eine junge, blonde Schönheit aus Slowenien und arbeitete gewissermaßen nur nebenbei im Hotel als Putzfrau (Reinigungs-Kraft). Ihr Hauptberuf war es, die Herren rundum (Gäste und auch Einheimische) gegen bare Münze offenbar echt zu beglücken, kein schlechtes Wort über sie diesbezüglich. Und doch hat sie jemand umgebracht. Und Kerschbaumer recherchiert mehr als eine Woche lang, bis ihm der Täter einfällt. Der Leser ist eher überrascht, denn fragliche Person ist bis dato nicht wirklich in den Vordergrund getreten. Aber die Lösung ist schlüssig.

Viel Action gibt es nicht, aber sehr viel Lokalkolorit, spürbar viel Recherchiertes (was so in einem Hotel vorfällt, wie sich Fitness-Center mit illegalen Schlankheitspillen ein gewaltiges Zubrot verdienen und dergleichen) – und eine Unmenge skurriler Figuren, von denen das Buch lebt. So hat Swetlana eine äußerst pfiffige Oma und einen scheinbar (!) eher doofen Bruder, der mit zwei Bodyguard-Cousins herum hängt. Da gibt es eine extrem verführerische Hotelbesitzerin, die nicht nur einen der ortsansässigen Polizisten becirct hat (der dann ihr zu Gefallen seinen Beruf schlecht ausübt) und dies auch mit Kerschbaumer versucht (der hat allerdings einen Blick auf die ortseigene Polizistin geworfen, die viel netter scheint als seine Ex-Frau, an die er nur böse Erinnerungen hegt). Die Vorstellungen der Hotel-Chefin von einem Über-Drüber-Luxus-Angebot an Millionäre sind übrigens unirdisch… Franz Klammer huscht kurz als er selbst vorbei, während der erwähnte berühmte blonde Hans-Hermann Hintermaier, Ex-Skistar mit Schlagerkarriere, einem realen Vorbild wie aus dem Gesicht geschnitten scheint.

Offenbar wird Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer entweder noch ein bisserl in Bad Kleinkirchheim bleiben oder wiederkehren (die hübsche Polizistin?). Der nächste Krimi ist schon angekündigt und hat auch mit „Der Tote im Bach“ einen etwas besseren Titel („Stadl“ ist halt so schäbig…)

Renate Wagner

 

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