Stefan Maiwald
DER TOTE IM BACH
Ein Bad-Kleinkirchheim-Krimi
264 Seiten, Servus Verlag bei Benevento Publishing, 2021
Theoretisch ist das Rezept für eine erfolgreiche Krimi-Serie einfach. Man schaffe einen wirklich sympathischen Kriminalbeamten, den man einfach mag, und schicke ihn in einer reizvolle Gegend – auf diese Art lesen Millionen Menschen jährlich einen neuen Brunetti-Roman, der in Venedig spielt. Bei Stefan Maiwald (obzwar er Deutscher ist!) begibt man sich in den absolut reizvollen Kärntner Kurort Bad Kleinkirchheim.
Wendelin Kerschbaumer (klar, dass es immer wieder dumme Bemerkungen über seinen Vornamen gibt), Chefinspektor bei der Wiener Kriminalpolizei, ist schon zum zweiten Mal dort. Seit er den Fall vom „Toten im Stadl“ gelöst hat, zieht es ihn wieder hin – auch wegen der netten Polizistin Hilde. Weniger wegen dem ortseigenen Chefinspektor Hartmut Trevisol, der sich bei seinen Ermittlungen nicht gerne stören lässt. Aber wenn Kerschbaumer doch den nunmehrigen Ermordeten, den „Falko“ Bruchbichler, schon aus dessen Wiener Strizzi-Zeit, gekannt hat?
Für zwei Wochen ist der „Erholungsurlaub“ des fülligen Wiener Inspektors angesagt, wenig essen, Yoga, Atemkurse und dergleichen – alles wird beiseite gelassen, wenn es darum geht, den Mörder zu finden. Tag für Tag folgt der Leser ihm durch seinen Urlaub, aus dem nichts Rechtes wird, weil er doch recherchieren muss.
Es gibt eine Menge Motive und eine Menge Verdächtige. Etwa – man ist in Kärnten, da ist der Balkan nahe – zwei bosnische Brüder, denen der Tote ziemlich viel Geld geschuldet hat und denen man einen Mord zutrauen kann. Allerdings, warum jemanden umbringen, der eigentlich noch Geld ausspucken soll?
Sehr viele Emotionen gehen angesichts des Casinos hoch, das in Bad Kleinkirchheim errichtet werden soll und für dessen Bau Falko zuständig war. Wer musste da bestochen werden (doch nicht der Bürgermeister, nein!), wem war das Projekt gänzlich im Weg?
Obwohl noch mehrere dramatische und skrupellose Damen den Weg des Chefinspektors aus Wien kreuzen, gehen die Urlaubstage durchaus undramatisch dahin, ohne dass sich ein Täter zeigte. Man muss wirklich bis ganz, ganz am Ende warten, bis dann die Überraschung perfekt ist. Übrigens schade, man hätte lieber die bösen Brüder als Täter gesehen.
Am Ende fährt der Chefinspektor nach Wien zurück, Polizistin Hilde wird ihn bald besuchen (und da es im Buch immer wieder ums Essen geht, malt er sich schon aus, in welche Lokale er sie führen wird). Ja, und der nächste Krimi mit dem Titel „Die Überlebende im Teich“ wird auch schon angekündigt. Wetten, dass er wieder in Bad Kleinkirchheim spielt? Und wieder so gemütlich zu lesen ist?
Renate Wagner