Stefan Maiwald
DER KÄRNTNER YETI
240 Seiten, Servus im Benevento Verlag, 2022
„Yeti“ ist immer ein Reizwort, auch wenn Reinhold Messner sich weltweit mit der Behauptung lächerlich gemacht hat, ihn im Himalaya gesehen zu haben. Dass es den legendären „Schneemenschen“, der vielleicht doch ein Tier ist, geben soll, das ist eine Legende, die sich in Variationen auch in Österreich abspielen kann. Zumindest im Kriminalroman…
Aber zum Anfang: In der Wiener Wohnung von Chefinspektor Kerschbaumer hat es gebrannt, wieso, das weiß er wirklich nicht. Aber bevor er für die Renovierungszeit ins Hotel zieht, kann er sich gleich ins Auto schwingen und ins Kärntnerische Bad Kleinkirchheim fahren, wo er – Krimi-Leser wissen das – schon einige Male war. Nur dass er diesmal keinen „Fall“ hat, was ihn stört. Also gibt er sich dem Projekt „boxen“ hin.
Bis Greta Glimmer, riesige Transvestitin und zwecks eines Pop-Konzerts im Ort, im Wald niedergeschlagen wird. Von jemandem, der noch größer ist als ihre zwei Meter (sagt sie)… und sehr stark Was soll man da glauben?
Immerhin erzählt ein Heimatmaler und Heimatkundler dem Inspektor vom „Waldmenschen“, der in Zeiten, als die Leute in den abgelegenen Kärntner Wäldern und Tälern noch nicht lesen und schreiben konnte, per Mundpropaganda vermutlich immer größer wurde. Aber gegeben hat es ihn – vielleicht – doch? Oder kann es ein Riesenaffe gewesen sein?
Jedenfalls ist das ein Ausgangspunkt für den nächsten Bad Kleinkirchheim-Krimi von Autor Stefan Maiwald, der sich genau so anheimelnd liest wie die beiden voran gegangenen (wo es eine Tote im Stadl und eine im Bach gab).
Es gibt noch ein Attentat auf Greta, einen aktiven „Ring christlicher Mütter“, der gegen ihren Auftritt protestiert, und wenn auch ein Mord auf sich warten lässt (und dann gar nicht kommt), ist man mit Kerschbaumer doch ganz bei der durch und durch verdächtigen Sache…
Das Ganze hat übrigens auch mit Pilzen zu tun – zwischen der Sommer- und der Winter-Saison, also in der Nebensaison, sind in der Region nämlich die Pilzsammler los, einige von ihnen ganz rabiat und umweltzerstörend… da muss man doch etwas dagegen tun? Jedenfalls beginnen Attacken auf den Inspektor, als er der Sache mit dem „Kärntner Yeti“ näher tritt – und das im vollen Wortsinn: Da trägt er blaue Flecken davon, denn das Riesengeschöpf boxt besser…
Am Ende geht es gerade noch ohne Mord ab, aber mit sogar zwei gänzlich überraschenden und durchaus glaubhaften Lösungen. Es ist ein gemütlicher Krimi, und die haben etwas für sich.
Renate Wagner