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STAATZ/ NÖ/ Felsenbühne: TITANIC. Musical-Triumph trotz widrigem Wetter. Premiere

21.07.2012 | KRITIKEN, Oper

Felsenbühne Staatz (bei Laa a.d. Thaya): MUSICAL-TRIUMPH „TITANIC“ TROTZ WIDRIGEM WETTER (20.7.2012)


Felsenbühne Staatz

Wo liegt Staatz ? – diese Frage kann man nur Niederösterreich-Experten stellen oder Musical-Fans. Und die können seit dem 20.Juli 2012 einmal mehr auf eine in jeder Hinsicht erfolgreiche Produktion verweisen, die 15 Jahre nach der New Yorker Uraufführung von „Titanic“ in der stimmigen Naturkulisse der Felsenbühne bei wahrlich widrigen Wetterbedingungen nun erstmals auch in Österreich stattfand. Ein Stoff, der durch zwei Hollywood-Verfilmungen verewigt wurde: (SW 1953 und in Farbe und Breitwand 1997 mit Leonardo DiCaprio und Kate Winsley) kann sich in der Bühnenversion von Peter Stone und Maury Yeston durchaus behaupten. Ja – die Thematik besteht sogar in der Version des rührigen Intendanten Werner Auer – der auch eine Hauptrolle verkörperte ((Thomas Andrews) – den verschärften Wetter-Härtetest, den Staatz seinen Besuchern heuer wie schon öfters abverlangt hat. Nun es war wie bei Elton John-Aida im Vorjahr bitter kalt und es regnete zeitweise in Strömen, die Veranstalter verzichteten sogar auf die Pause, es musste aber nicht abgebrochen werden und am Ende gab es fast eine laue Mondnacht. Und großen Jubel! Das Wichtigste scheint mir zu sein, dass es Werner Auer und seinem Team gelungen ist, den ganzen Ort zur Musical- Teilnahme zu bewegen – und seinen ihm eigenen Enthusiasmus zu übernehmen. Der springt auch regelmäßig über auf den Dirigenten Gregor Sommer bzw. auf das Orchester der Felsenbühne, auf das Ausstattung-Duo Jack und Brigitte Hamal, auf den Lichtdesigner Jürgen Erntl und die Choreographie von Eva Klug über. Und auf der Bühne sorgen viele Super-Talente dafür, dass die Stimmung trotz Regen-Unbill immer besser wird.

Die erfundene Film-Rahmenhandlung (reiches Mädchen liebt Sozial-„Underdog“) fehlt bei diesem Musical. Hier wird die „ständische Gliederung“ der Gesellschaft auf Korn genommen. Eine seelische verarmte Oberschicht kann mit dem Gefühlsreichtum der „armen Leute“ gar nicht mithalten. Außerdem ist das Musical eine Warnung vor der Gier und dem Übermut unserer Gesellschaft, bei der alles immer schneller laufen muss …Herausragend in diesem Super-Ensemble ist der junge Heizer Frederick Barrett – Phillipp Büttner – ebenso wie der besonnene Kapitän Smith – C.A. Fath – oder der auf Tempo drängende Eigentümer J. Bruce Ismay – Stephan Witzlinger. Köstlich die neugierige 2.Klasse-Angehörige Alice Beane – Tanja Petrasek – oder die drei Kate’s (Caroline Zins, Alexandra Kloiber, Karolin Konerr). Werner Auer – als Schiffskonstrukteur – ist als Sänger ebenso exzellent und kann auf diese Produktion wirklich stolz sein. Die Ausstattung ist vor allem funktional und adäquat, der Felsenhintergrund wird im richtigen Augenblick als „Eisberg“ angestrahlt und das musikalische Credo einer sich in die Tasche lügenden Gesellschaft hat nichts an Aktualität verloren. Eher im Gegenteil.

Peter Dusek

 

 

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