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SEMMERING: AUFBRUCH IN DIE ZUKUNFT

24.01.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Hsg. Josef Wagner  /  Irene Beckmann
SEMMERING
AUFBRUCH IN DIE ZUKUNFT
212 Seiten, Böhlau Verlag, 2022

Die Region, der Begriff „Semmering“ hat viel von einem Mythos an sich, allerdings derzeit von einem gestrigen. Wie so vieles andere in „Zeiten wie diesen“ (man muss die alte Kreisky-Formulierung hervorholen) beginnt auch diese Welt zu bröckeln. Klimawandel und Umweltzerstörung gefährden die Natur, Krieg und Inflation lassen ein Publikum schmelzen, das gerne am Semmering urlaubte, flanierte und Kultur konsumierte.

Nun haben Josef Wagner, Biohotelier, der das Panorama-Hotel im Ort Semmering betreibt, und Irene Beckmann, am Semmering aufgewachsen und mit bildungswissenschaftlichen Themen befasst, eine Bestandsaufnahme vorgelegt, die nicht allzu pessimistisch ausfallen wollte, im Gegenteil. Nach einem Blick in die Vergangenheit träumen sich die Autoren geradezu in eine grüne Zukunft… dabei sind Sachbücher doch selten Traumbücher.

Prominente Namen melden sich zu Wort: Christa Kummer, Wetter-Fee des ORF, warnt im Vorwort, was der unaufhörliche Verkehr der Natur antut. Maria Happel allerdings, seit 2022 Leiterin der neu aufgestellten Festspiele Reichenau, hat hier die Kultur entdeckt, als sie erstmals das Südbahnhotel am Semmering besuchte („Dieser verlassene, verwunschene, prächtige Bau vor uns (…) öffnet seine Tore zu einer Zeitreise.“) Sie schwebte geradezu in der Monarchie und genoß dort einen Monat bei den Aufführungen von Doderers „Strudlhofstiege“ eine Atmosphäre ohnegleichen. Und ja, Maria Happel und ihr Mann haben ein Häuschen am Semmering gekauft.

Auch die Schauspielerin Regina Fritsch kommt zu Wort, sie hat oft in Reichenau gespielt, erzählt, was sie in die Region zieht. Und im Artikel von Florian Krumpöck, Intendant des 2015 begründeten Kultur.Sommer.Semmering, der vom Südbahnhotel ins Panhans übersiedelt ist, taucht auch Günter Groissböck auf, den er oft auf dem Klavier begleitet und der natürlich auch dort gesungen hat …

Das Buch blickt zurück auf Luxushotels und die Villen der Reichen und Schönen. Als Kulturlandschaft war der Semmering ein Ort der ersten Stunde und will es wieder, in verstärktem Maß sein. Aber auch der Wintersport spielt eine bedeutende Rolle, ebenso wie die Qualität der Luft, die den Semmering zur wichtigen Kurregion gemacht hat.

Die (hoffnungsvolle) Zukunft (etwa 2040!) der  „grünen Wasserstoffregion Semmering“ haben die Herausgeber schon im Vorwort ausgemalt: Bereits auf der Hinfahrt soll es im Regionalexpress Speisen in Bioqualität geben, man fährt mit dem Sammeltaxi zum Hotel. Es gibt Terrainwege, die für Klimakuren vorgesehen sind, man wandert und trifft sich zum Nachmittags-Tee im Grand Semmering (das allerdings erst ab 2025 in neuem Glanz erstrahlen wird), Experten für  klimatechnische Innovationen stehen als Gesprächspartner zur Verfügung. Am Korso gibt es chice Lokale, und von dort geht es zum Südbahnhotel (auch das hoffentlich 2025 neu eröffnet). Man kann picknicken und biken. diskutieren und Qi-Gong praktizieren. Ein Museums-, Kultur- und Kongressbereich sorgt für weitere Zerstreuungen. Übrigens: Hollywood plant eine Verfilmung des Semmeringbahnbaus mit internationaler Besetzung… Schön geträumt.

Kann ein Traum wie dieser Wirklichkeit werden? Mehr und größer kann man wohl nicht planen – für die Zukunft des Semmering und seiner Besucher. Das Flair von Übermorgen,

Renate Wagner

 

 

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