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Sebastian HOLECEK – Rückkehr an die Wiener Staatsoper

04.06.2015 | Allgemein, Sänger

SEBASTIAN HOLECEK


Sebastian Holecek beim Interview mit dem „Online-Merker“. Foto: Herta Haider

Eine nette Plauderei im Mai zu seiner Rückkehr an die Staatsoper nach 25 Jahren. Als Don Fernando am 3. 6. 2015

 Sebastian Holecek begann das Gespräch mit einer Audioeinspielung, einer Parodie auf Peter Alexander, mit der er sofort bewies, dass er auch diese tolle Begabung von seinem Vater Heinz geerbt hat.

Als Sohn von Heinz und Barbara Holecek wurde er bereits sehr früh in die Oper mitgenommen, obwohl er mit vier Jahren noch im 2. Akt einschlief, bei späteren Versuchen wurde die große Begeisterung für Oper und Theater dann schon zur Sucht. Der Vater, sowie die Mutter humanistisch gebildet, ließen die Kinder alles was sie interessierte ansehen. Schwester Rosina spielt wunderbar Klavier, hat sich aber für die Malerei entschieden.

Also begann der junge Sebastian schon sehr früh mit dem Gesangsunterricht bei seinem Vater, obwohl er eigentlich lange Zeit von der Karriere eines Profifußballers träumte. In der Familie spielte der Sport immer eine sehr große Rolle, die beiden Eltern waren sehr gute Tennisspieler – und da gab es immer die „tierisch ernstzunehmenden „Platzschlachten zwischen der Wächterpartie und den Holeceks. Weitere wichtige Lehrer und Ratgeber waren oder sind Oskar Hillebrand sowie Wicus Slabbert, ältere Stimmkollegen, die gut und auch gerne ihre reiche Erfahrung weitergeben.

Vor 25 Jahren war er an der Volksoper sowie an der Wiener Staatsoper engagiert. Er begann ähnlich wie sein Vater mit Papageno, weiters den „Harlekin“ (Ariadne) an der Staatsoper. Er begann dann an der Volksoper im allerersten Baritonfach. Die Tore der Staatsoper schlossen sich für ihn mit der Direktionsübernahme von Ioan Holender. Das war ein Tiefschlag, den  Erfolge außerhalb der Wiener Oper nicht vergessen machten -aber die Wunden heilten schneller. An der Volksoper hatte er die Möglichkeit in allen Direktionen (Bachler, Mentha, Berger und Meyer) sein Fach ständig zu erweitern und auch die Gastiermöglichkeiten wurden, wenn zwar eingeschränkt, aber doch gegeben. So sang er vom Papageno aus startend mit der Zeit Eisenstein, Escamillo, im großen deutschen Fach den „Peter“ (Hänsel u. Gretel), „Johannes“  (Evangelimann) der sehr auf einen „Amfortas“ hoffen lässt. Seine erste Premiere an der Volksoper war der „Cornett“ von Rilke. Da wurde er  – zumindest fühlte er es so – irgendwie unangenehm belauert als Sohne eines großen Sängers.


Rückkehr an die Wiener Staatsoper am 3.6.2015 mit dem Don Fernando“ in „Fidelio. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Aber die Karriere lief weiter. In Saarbrücken gastierte er zum Beispiel als „Gesualdo di Venosa“ in der gleichnamigen Oper über den Renaissance-Fürsten, der auch ein hervorragender Komponist war. Diese  Schnittke-Oper wurde auch an der Wiener Staatsoper gespielt. Weitere Gastspiele führten an das Theater am Gärtnerplatz in München als „Don Giovanni“, in Monte Carlo war er als „Papageno“ engagiert, der Sprecher wurde von Hans Hotter (den er vergöttert) gesungen. Als Hotter durch ein witterungsbedingtes Missgeschick zu einer Probe nicht rechtzeitig erschien, übernahm der junge Kollege Holecek ganz im Stil des großen Kollegen den Part des Sprechers, was vom später erscheindenen  Künstler gehört und so kommentiert wurde: „wie ich höre bin ich schon da!“. Auch die späteren Stunden der Arbeit mit dem großen Vorbild waren natürlich sehr einprägsam und beindruckend.

Die immer größer werdende Stimme zeigt deutlich die Tendenz in das große deutsche Fach, aber so ganz will er nie auf Mozart oder die großen Italiener verzichten. Ein ganz großer Erfolg war natürlich der „Jochanaan“ (Salome), wofür er auch den „Goldenen Schikaneder“, den österreichisch Musiktheaterpreis, bekam . Dieser Jochanaan lässt sehr auf einen baldigen „Orest“ hoffen. An der Bayrischen Staatsoper in Münchn war er sehr erfolgreich als „Geisterbote“ (Frau ohne Schatten). Natürlich steht der Wotan in Planung, zuerst beginnend mit Rheingold. Auch „Holländer“ sowie weiter auch das dramatischere bzw. italienische Verismofach sind reizvoll, zum Beispiel  „Scarpia“, endlich in der Originalsprache, oder „Michele“ (Tabarro). Diese Rollen wurden ja bereits in deutscher Sprache an der Volksoper gesungen. Bei Verdi würde er allerdings lieber den Monterone als die Titelrolle „Rigoletto“ gestalten.

Mit den Regisseuren ist es so eine Sache.  Manchmal sind sie ja sehr nett, versuchen alles glaubhaft zu erklären.  Das Resultat ist, ist dann am Beispiel „Fidelio“ nicht so gut. Holeceks „Pizarro“ war allerdings Weltklasse und wird an einigen großen Häusern wie etwa der Römischen Oper weiter gepflegt. Natürlich ist der Papageno längst zum „Sprecher“ mutiert, damit geht es auch an das ROH London. Sehr angetan war er über die Arbeit zu Dallapiccolas „Il Prigioniero“ und auch über die Arbeit zu „Frau ohne Schatten“ in München. An der Volksoper war er auch als Zuseher sehr von der Produktion des „Wundertheater“, das in Kombination mit dem  (leider deutsch gesungenen) Bajazzo aufgeführt wurde.

Weitere Gastspiele an der Wiener Staatsoper nach dem „Don Fernando“ sind geplant. Als nächstes folgt „Peter“ in der Neuproduktion von Hänsel und Gretel unter Thielemann. Neben vielen großen Dirigenten von heute wie Peter Schneider, Fabio Luisi oder Zubin Metha schätzt Holecek auch die aus einer früheren  Ära wie Heinrich Hollreiser, Berislav Klobucar und viele andere, die er in seiner Jugend erleben konnte. Als heranwachsender junger Mann ging er eine Zeit lieber ins Burgtheater als in die Oper. Wenn er aber in die Oper ging, wurden die Italiener bevorzugt –  so war er ein Fan von Kostas Paskalis,  Matteo Manuguerra und natürlich Walter Berry. Zu seinen großen Vorbildern neben Hans Hotter gehört natürlich auch George London.

Die nächsten Gastspiele führen ihn  nach Rom, Stuttgart und London mit Pizarro, Scarpia und Kothner.

Gerne singt er auch zwischendurch schöne klassische Operette wie den „Danilo“ in „Die lustige Witwe“, „Homonay“ im Zigeunerbaron  und natürlich den Eisenstein in „Die Fledermaus.  Den „Eisenstein“ hat er privat mit Otto Schenk erarbeitet- das lief so ab: Telefonat mit Rene Schenk, der gestrengen Gattin! „Nur ganz kurz, wir haben Gäste!“  – dann folgte ein strenger Blick an der Tür. Otto war aber angetan vom Talent des jungen Sebastian, und als Schenk-Gattin Rene die Arbeit wie abgesprochen beenden wollte wurde – weigerte sich plötzlich der Regisseur. Sein Argument: „Der ist wirklich gut, wir verschieben das Essen.

Was macht Sebastian, wenn er nicht gerade auf der Bühne steht? Fürs erste ist er ein begeisteter Vater eines 11jährigen Sohnes, der bereits genauso „theaternarrisch“ und hochbegabt bereits in Carmen als „Klein – Escamillo“ auf der Bühne steht.

Für die bevorstehende Premiere von „Fürst Igor“ in der Volksoper beschäftigt er sich natürlich aus sehr mit dem Epos „Igorlied“ um besser in diese sehr schöne, aber nicht einfache Rolle eindringen zu können.   .

Der private Musikgeschmack gilt nicht nur der Oper oder Klassik ,sondern auch guten Jazzpianisten, Barbara Streisand sowie auch Adriano Celentano. Auch die bildende Kunst soll nicht zu kurz kommen, so geht der Neffe von Arthur Rosenauer gerne in Ausstellungen, wo immer er gastiert. In der Literatur wird Stefan Zweig sehr geschätzt, aber auch Sagen, besonders in der Umsetzung von Michael Köhlmeier  (z. B. „Der Riese vom Laudachsee), eine Sage aus dem Salzkammergut.

Die liebste Urlaubsgegend ist für ihn Gmunden mit der „schaurig – schönen“ Gondelbahn auf den Grünberg und der Blick auf den Traunsee. .

Wieviel Zeit hat er für Urlaub? Weil so gewissenhaft wie er arbeitet …., doch sollte sich Zeit für erholsame Tage finden.   

Elena Habermann

 

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