Schwetzingen: „SIMONE KERMES“ 20.05.2014
Foto: Rainer Koehl
Früher liebevoll als „Pop-Queen des Barock“ bezeichnet, präsentierte sich bei den diesjährigen Schwetzinger Festspielen eine völlig neue Simone Kermes, losgelöst vom schrillen Image trat eine elegante, fraulich- anmutige Künstlerin vor ihr Publikum. Doch glücklicherweise bewahrte sie sich ihre herzerfrischende Spontanität, ihre Ehrlichkeit, ihr natürlich-sympathisches Wesen. Das Konzert-Programm beinhaltete ausschließlich Werke von Richard Strauss und Gustav Mahler welches in grandios stilistischer, dramturgischer Abfolge dargeboten wurde.
Zunächst erklangen drei Strauss-Preziosen: in Emphase, frisch, drängend eröffnete die vielseitige Künstlerin mit „Heimliche Aufforderung“, beseelt, sinnig-verhalten folgte „Allerseelen“ wunderbar auf Atem phrasiert. Still trat die Sängerin ab und das weltweit etablierte Fauré-Quartett glänzte mit dem gehaltvollen „Klavierquartett op. 13“ des noch jugendlichen Komponisten. Hintergründig, prächtig ausladend im Ton erklang das Allegro, feinnervig, in stilistisch –solistischem Einvernehmen erklangen Scherzo und Andante, himmelstürmend sehr bewegt, individuell in rhythmischer Prägnanz krönte das Vivace das Finale. Großer Jubel belohnte das unvergleichliche Instrumentarium der Kammermusik. Noch vor der Pause bekundete Simone Kermes wir haben zusätzlich zwei Lieder von Mahler eingeflochten: stets das Publikum im Blick gab Kermes „Wer hat dies Liedchen erdacht“ sowie „Scheiden und Meiden“ eine ganz besondere persönliche Note im trauten Zusammenschmelzen von Musikalität und vortrefflicher Gestaltung.
Hätte Mahler der ungewöhnlich, akzentuierten Interpretation von „Wo die schönen Trompeten blasen“ und „Erinnerung“ gelauscht, er wäre von Simone Kermes entzückt gewesen, bar dieses teils elegischen, transparenten Vortrags im wunderbaren Konsens von Ton und Artikulierung. In perfekt sensibler, instrumentaler Klangformation musizierten die hervorragenden Solisten Erika Geldsetzer (Violine), Dirk Mommertz (Klavier), Sascha Frömbling (Viola) und Konstantin Heidrich (Cello) das Mahler-Fragment „Klavierquartett a-moll“. Es war eine Freude, optisch zu erleben mit wie viel Herzblut und Engagement diese vier exzellenten Musiker miteinander kommunizieren.
In schier zerbrechlicher Zartheit sang Simone Kermes abschließend „Die Nacht“, fast entrückt, ganz im Sentiment der schwebenden Melodie, des atemberaubend artikulierten Textes erklang „Morgen“ zum Weinen schön, euphorisch, beschwörend, bestens nuanciert folgte „Cäcilie“. Das Publikum tobte und wurde in charmant-burschikoser Voransage augenzwinkernd, dankbar mit „Zueignung“ (Strauss), konträr doch gleich einem Kunstlied folgte „The man I love“ (Gershwin) und „Rheinlegendchen“ (Mahler) mit dem Schalk im Nacken belohnt. Diese herrlich-aufregende Konstellation von Singstimme und Quartett bescherte den Zuhörern einen ungewöhnlich beglückenden Konzertabend und „schreit“ förmlich nach Wiederholung in ähnlicher Formation.
Gerhard Hoffmann