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SCHWETZINGEN/ Gastspiel Theater Heidelberg: POLIFEMO von Antonio Porpora

28.12.2012 | KRITIKEN, Oper

Schwetzingen (Gastspiel: Theater Heidelberg): Porpora: Polifemo 27.12.2012

 Des Kastraten Farinellis Lehrer Nicola Antonio Porpora war auch ein erfolgreicher Komponist, der seinem Schützling die Rollen auf den Leib schneidern konnte.

In Schwetzingen kann man gerade Zeuge einer Wiederbelebung seiner Oper Polifemo werden. Einem sehr abstrusen Conglomerat aus den verschiedensten Sagen über den Zyklopen Poliphem. Er selbst spielt als Bariton jedoch nur eine Nebenrolle, da es dem Komponisten ganz offensichtlich um die Fertigkeiten der damals so beliebten Kastraten ging.

Die Musik im Rokkoko-Stil gefällt sich in der Ornamentierung waghalsiger Läufe und Kaskaden, baut aber auch immer wieder gefühlvolle Momente der Kontemplation auf. Musikalisch lohnt es sich, der Musik zu begegnen.

Die Handlung ist fast nicht nacherzählbar: sowohl die Odysseus-Kapitel wie auch die Acis und Galathea Handlung werden gnadenlos gekoppelt und es entsteht ein albernes Gewirr zweier Paare, die vom Fünften, Poliphem, verfolgt und gejagt werden. Eine weitere Frauenrolle assistiert dabei sinnlos. Der bei dieser Aufgabe wenig zu beneidenden Regisseurin CLARA KALUS gelingt es leider auch nicht, Erhellendes oder gar Berührendes dazu beizutragen. Sie stellt Bilder neben Bildern, baut symbolische Versatzstücke ein, die aber weder wichtig werden, noch den Stimmungen assistieren.

 Das Heidelberger Philharmonische Orchester präsentiert sich äußerst spielfreudig, sieht man von den völlig ungestimmten Blechbläsereinsetzen ab. WOLFGANG KATSCHNER am Pult schleicht sich meist in die Arien, bis das barocke Metrum die nötige Stabilität herstellt. In den Accompagnati ist er beherzter bei der Sache. Die Sänger hetzt er zum Teil unerbittlich an deren Sangesgrenzen.

 Star der Aufführung ist zweifelsohne TERRY WEY als hinreißend musikalischer Aci. Sein für einen Countertenor extrem warmes, nach oben unbegrenztes Timbre und seine Gestaltungsfreude sind eine Offenbarung des Barockgesanges.

Ebenfalls ein zart-berückendes Timbre hat RINNAT MORIAH als Galatea, wobei sie sehr puppenhaft agieren muss. Mit saftigen, wenn auch wenigen Tönen kann IRINA SIMMES als Nerea sehr auf sich aufmerksam machen. TIJANA GRUJIC bemüht sich redlich als Calipso, ihrem soliden Mezzosopran Geläufigkeit abzugewinnen.

Den Odysseus gibt JAKOB HUPPMANN mit leider kaum geschmeidigem und musikalisch- denkendem Counter. Polternd und ungeschliffen singt HARIS ANDRIANOS den Polifemo, bar jeder Phrasierungskunst.

 Ovationen für Terry Wey und gute Stimmung für die Anderen.

 Damian Kern

 

 

 

 

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