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SCHLOSS SCHRATTENTHAL bei Retz/NÖ/ Kerzenlicht-Konzerte: FRANZ BARTOLOMEY (Cello)

„Nur“ Musik statt Eventkultur


Franz Bartolomey. Foto: Baumrucker

„KERZENLICHTKONZERT“ auf Schloss Schloss Schrattenthal bei Retz/ NÖ: „Nur“ Musik statt Eventkultur

Seit  Jahren nimmt die Tenzend zu: Bedeutende Veranstalter und Rundfunkanstalten lassen den  sprichwörtlichen blauen Rauch aufsteigen, knallen griffige Rhythmen aus „Cross over“ an die Trommelfelle der Hörer, inszenieren Opern auf Bahnhöfen und Konzerte in Eisenbahnwaggons. Das mag einiges an Unterhaltung bieten. Aber geht da nicht auch viel an Wesentlichem verloren? Versäumen wir in solchen Tumulten nicht die eigentlichen Botschaften der Musik eines Mozart oder Mahler? Prostituiert sich da nicht die Kunst gegenüber ohnehin weniger Interessierten? Reichen die Botschaften eines Bach oder Verdi nicht mehr aus?  

Immerhin: Es gibt sie noch, die Veranstalter, die darauf setzen, daß es in erster Linie um Musik geht. Ganz im Zeichen der Verinnerlichung stand der zweite Abend mit Johann Sebastian Bachs Suiten für Violoncello solo, den der feinfühlige Cellist Franz Bartolomey im Rahmen der „Kerzenlicht-Konzerte“ am 11. Mai 2019 auf Schloss Schrattenthal bei Retz gab. Der Umstand, daß die Schlosskirche trotz niedriger Temperaturen und einsetzendem Regen fast voll besetzt war, zeigt: Man geht immer noch  auch „nur“ der Musik wegen ins Konzert!

Schlicht und gewinnend, wie in seinem Auftreten als Person, interpretierte Bartolomey die Suiten IV bis VI. Die klaren Linien seines Spieles erwecketen in den gebannt lauschenden Hörern Erinnerungen an etwas wie „Urmenschliches“.  Und wenn in langsamen Sätzen – etwa der Sarabande aus der fünften Suite – trotz fortlaufender Passagen der Musik die Zeit scheinbar stehen blieb, vermittelte sich den Anwesenden nicht eine Hauch von Unendlichkeit? Wenn Töne im „Nichts“ verhallen – ist das nicht der eigentliche „Event“?

Vertieft wurde die Stimmung durch die Atmosphäre der spätmittelalterlichen Schlosskirche. Die Beleuchtung mit Kerzen vertiefte den Eindruck  – zugegebenermaßen „außermusikalische“ Markenzeichen der Serie.     

Anton Cupak

 

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