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SALZBURG: DIE ZAUBERFLÖTE – öffentl. GP –

25.07.2012 | KRITIKEN, Oper

SALZBURGER FESTSPIELE: DIE ZAUBERFLÖTE  – Öffentliche Generalprobe am 25. 7.2012

Vom Dirigenten Nikolaus Harnoncourt erwartet man immer außergewöhnliche Vorstellungen. Wenn man sich auf seine Interpretation einlässt, erlebt man sie auch. Bei ihm gibt es keine soft-weichspülerischen Klänge. Er lässt sehr pointiert aufspielen, aber er findet ebenso leise, zarte, gefühlvolle Töne. Der Concentus Musicus ist seit Jahrzehnten mit ihm verbunden und folgt willig seiner Deutung. Die Qualität der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Einstudierung Ernst Raffetsberger,  ist leicht herauszuhören.

Die Sängerbesetzung war durchwegs sehr gut, es gab keinen Ausfall, aber auch keine sensationelle Entdeckung. Bernard Richter als Tamino gefiel dem Rezensenten am stärksten. Sein Tenor hat ein helles warmes Timbre, er formt schöne Gesangslinien und wirkt sympathisch. Durch die Flötenarie „bändigte er eine Meute von Wölfen, die von Sarastros Vasallen auf ihn losgelassen wurden. Pamina war Julia Kleiter mit hübscher, ansprechender Stimme. Sie musste in einer Schuluniform herumrennen. Zur Feuer- und Wasserprobe hatte Tamino „natürlich“ in Unterhosen herumzugehen, sie in einem Nachthemdchen. Leider ging ihre g-moll-Arie recht beiläufig vorbei.

Die Königin der Nacht war Mandy Fredrich anvertraut. Sie hat die nötige Virtuosität, alle Koloraturen und hohen Töne. Ihre drei Damen waren mit Sandra Trattnig, Wiebke Lehmkuhl und Anja Schlosser gut besetzt.

Sarastro ist der Chef eines Laboratoriums, die Wissenschaftler gehen im weißen Kittel. Eiskalt und bedenkenlos werden Menschenversuche durchgeführt. Es ist die kalte Welt von Experten. Georg Zeppenfeld sang den Sarastro. Die tiefen Töne gelangen ihm und wirkten mühelos. Sein Sklavenaufseher wurde von Rudolf Schasching mit etwas Mühe gesungen. Die Sklaven saßen in kurzen Hosen in Schulbänken. Vielleicht machen sie einen Kurs in Menschenverachtung? Übrigens, im Finale raufen Sarastro und die Königin der Nacht sich auf dem Boden wälzend um den Apparat, mit dem man Menschen steuern kann. Tamino gibt diesen einem Baby im Kinderwagen. Denn Tamino, Pamina, Papageno und Papagena fahren jeweils mit einem Kinderwagen herum. Zu Sarastros Sphäre gehört noch der Sprecher, von Martin Gantner zufriedenstellend gesungen. Die Geharnischten und Priester waren noch Lucian Kraszner, Andreas Hörl.

Tölzer Sängerknaben waren für die 3 Knaben aufgeboten, sie hatten bereits eine „Weisheitsglatze“. Die Stimme des Papageno/Markus Werba würde ich nicht als Kavaliersbariton ansehen, denn sie ist etwas rau und nicht so elegant. Aber er macht es gut und eine größere Karriere dürfte ihm bevorstehen. Eine Sängerin, die als Papagena keinen Erfolg hat, mit der kann es nicht weit her sein. Elisabeth Schwarz war zuerst wie ein Roboter gesteuert, nach der Verwandlung aber lieb und lebendig.

Der Regisseur Jens Daniel Herzog und sein Team kamen nicht vor den Vorhang. Ich kann mir vorstellen, wenn sie das bei der Premiere tun, es zu Missfallensäußerungen kommen kann. Die Deutung des Regisseurs ist sehr eigenartig, wie bereits im Artikel beschrieben. Die Bühne von Mathis Neidhardt nimmt die Arkaden der Felsenreitschule nicht wirklich zur Kenntnis. Die Kostüme sind eine Mixtur, nur die Königin der Nacht und ihre Damen sind schön angezogen. Auf der Bühne stehen 6 verschiebbare Bauten mit je 3 Badekabinen (?). Diese werden immer wieder neu gruppiert. Zum Anfang öffnet sich Taminos Schlafzimmer, die 3 Damen werfen eine Schlange auf ihn herab, um ihn „retten“ zu können, er fällt aber vor Schreck in Ohnmacht, worauf sie ihn  mit Hilfe des Leintuches  aus dem Bett werfen, so dass er erwacht.

Es gab viel Schlussbeifall, für die Hauptsolisten viele Bravos, aber Harnoncourt übertraf darin alle anderen.

Martin Robert BOTZ

 

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