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RUNDUMADUM: GEHEIMNISSE DER INNEREN STADT

27.07.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Maria Mustapic / Günter Fuhrmann
RUNDUMADUM:
GEHEIMNISSE DER INNEREN STADT
VERBORGENE ORTE IM ALTEN WIEN
176 Seiten. KRAL Verlag, 2023 

„Rundumadum“ ist ein anheimelnder Wienerischer Ausdruck – dem KRAL-Verlag dient er als Übertitel  für eine Buchreihe, die Regionalia von Wien und Umgebung näher betrachtet. Nun ist vor allem das Feld der Wien-Geschichten ziemlich abgegrast, aber, wie dieser Band zeigt, der sich die „Innere Stadt“ vorgenommen hat – man kann immer noch ein bisschen mehr wissen. Hier wird man mit einer Unmenge von Informationen gefüttert.

Die Kulturwissenschaftlerin Maria Mustapic kann  als Wiener Fremdenführerin vermutlich nie alles erzählen, was sie weiß, also tut sie es hier. Sie und der Kulturmanager Günter Fuhrmann haben sich zusammen gefunden, um in Einzelkapiteln besondere Geschichten zu erzählen. Dabei ist es ein Schwergewicht von Fuhrmanns Forschung, sich mit dem Koháry-Zweig des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha zu befassen, folglich erfährt man über dieses Palais mehr, als man je gewusst hat.

Fest gemacht an örtlichen Schwerpunkten der Inneren Stadt, gehen die Autoren bis ins alte Vindobona zurück, wissen so manches über das Mittelalter, und kaum je hat man so viel etwa über die „Studentenplage“ Wiens erfahren, die mit der Gründung der Universität durch Rudolf den Stifter „herein brach“. Weniger bekannte Persönlichkeiten stehen gelegentlich im Mittelpunkt und interessieren besonders, etwa jene Enkelin von Kaiser Karl V., die kurzfristig Königin von Frankreich wurde, dann nach Wien zurück kehrte und hier eine Sühnekirche für die Verbrechen der französischen Bartholomäusnacht gründete…

Natürlich braucht es auch bekannte Persönlichkeiten in einem Buch wie diesen, sie reichen von Kolschitzky, der die Wiener zu Kaffeetrinkern gemacht hat, bis zu Billy Wilder, der bekanntlich am Fleischmarkt gewohnt hat. Ohne die Habsburger geht es nicht, wobei jeder, der sich auskennt, zustimmen wird, dass Franz Stephan von Lothringen nicht nur als Kindsvater von Maria Theresias 16 Nachkommen zuständig, sondern auch ein hoch interessanter Mann mit vielen Interessen war.

Franz Joseph ist mit seiner – eher ziemlich bekannten – Affäre mit Anna Nahowski vertreten, wobei die Geschichte geschickt „von hinten“ aufgerollt wird: mit dem noch ziemlich neuen Alban Berg-Denkmal vor der Wiener Staatsoper. Berg war bekanntlich mit der Nahowski-Tochter und illegitimem Habsburg-Sproß verheiratet. Berg ist nicht der einzige Komponist, dem man begegnet, Mozart wird wieder einmal als Freimaurer beschworen.

Wenn man die Geschichte eines Hotels (des Hotel Royal) erzählt, kommen über die Jahrhunderte eine Menge Promis zusammen, und auch andere Orte, vom Stock im Eisen bis zum Akademischen Gymnasium bieten ungewöhnliche Einzelheiten.  Und schließlich ist es immer amüsant, auf den Spuren des so herrlich bissigen Mark Twain zu wandern, der im Wiener Parlament noch das „Affentheater“ der Reichsratsabgeordneten erlebt hat…

Manches Bekannte und überraschend viel Neues, alles eng mit Adressen verwoben, so dass man das Buch auch als privaten Spazier-Führer durch den Ersten Bezirk nehmen kann  – wer sich für Wiener Stadtgeschichte interessiert, wird bestens bedient.

Renate Wagner

 

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