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Robert Eichert: DIE LOBAU

26.07.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Robert Eichert
DIE LOBAU
Eine historische Bilderreise durch die Natur- und Kulturlandschaft der Wiener Lobau
120 Seiten, Edition Winkler-Hermaden, 2023   

„Drunt’ in der Lobau“ kann jeder Wiener mitsummen, und nichts verankert einen Ort besser im kollektiven Bewusstsein als ein Wienerlied. „Lobau-süchtig“ ist der laut Selbstdefinition „Lobau-Indianer“ Robert Eichert, heute Lokalhistoriker und bester Kenner der Region. Einst hat ihm sein Onkel erzählt, dort liefen „die Nackerten“ herum, was das Interesse des jungen Robert weckte. Lebenslanges Durchstreifen der Gegend, die heute ein Teil (genauer gesagt: fast ein Viertel) des Nationalparks Donau-Auen ist, hat Kenntnisse und Material zusammen getragen, die nun Eingang in das Buch „Die Lobau“ fanden.

Das breitformatige Büchlein (wie stets im Verlag Winkler-Hermaden) ist eine lokalhistorische Fundgrube. Es gibt alte Stiche, historische und jüngere Fotos, Pläne, Plakate, Zeitungsausschnitte, Dokumente. All das fügt sich zu einem faszinierenden Spaziergang durch eine lange Geschichte, die man bis ins Mittelalter verfolgen kann – damals zählte dieses Stück der Donau-Auen zum Besitz des Gutes Ebersdorf, später waren es Jagdgründe der Habsburger, die für die Öffentlichkeit gesperrt waren. Was Napoleon nicht hinderte, mit seinen Kampfhandlungen auch hier zu agieren…

Die lebhafte „Wiener“ Geschichte der Lobau beginnt mit dem „Roten Wien“, das der Bevölkerung dieses Stück Donau-Natur öffnete. Und weil Ausflugsgebiete, die man geschickt anlegte (und sogar Eintritt verlangte!) in Wien nie ohne „Jausenstation“ abgehen, gab es ein reiches Angebot von Einkehr-Möglichkeiten.

Während des Zweiten Weltkriegs hätte Göring hier gerne wieder gejagt, musste aber den Zwangsarbeitern Platz machen, die für den Donau-Oder-Kanal abgestellt wurden. Zu all diesen Ereignissen, die der Autor bunt durcheinander,  lebhaft, mit vielen plastischen Geschichten und Geschichterln, schildert, gibt es faszinierendes Bildmaterial.

Bevor man den Nationalpark Donau-Auen etablierte, der heute in der Lobau einen eigenen Eingang hat, gab es viele Turbulenzen und Proteste (etwa als die Gefahr einer Autobahn durch das Gebiet bestand): Man sieht auch – noch jünger und damals Chef der „Grünen“ – den heutigen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen samt Gattin unter den Protestierern… Heute rühmt man sich, mit den Donau-Auen eine der letzten Au-Landschaften Europas zu besitzen. Und die Wiener können tatsächlich stolz darauf sein, dass die Rettung des Gebietes (wie etwa auch des Wienerwaldes) auf ihre Initiative zurück geht!

Und das Büchlein kann als wunderbare Huldigung der Lobau und ihrer Geschichte gelten.

Renate Wagner

 

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