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RIGA/ Lettische Nationaloper: VALENTINA von Arturs Maskats. Uraufführung/ 2. Reprise

18.12.2014 | Allgemein, Oper

RIGA: Kurzbericht VALENTINA – 2. Reprise der UA – 18.12.2014

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Schlussapplaus, in der Mitte Dirigent Modestas Pitrenas, Komponist Arturs Maskats und Sopranistin Inga Kalna. Foto: Dr. Klaus Billand

 Das war ein Abend, der wahrlich unter die Haut ging! Einer der bekanntesten lettischen Komponisten, Arturs Maskats (1957) hat für die Lettische Nationaloper (LNO) in Riga die zweiaktige Oper „Valentina“ komponiert. Muskats erhielt mehrfach den Great Music Award von Lettland und war von 1996-2011 selbst künstlerischer Direktor der LNO. Außerhalb Lettlands hat er in Russland, Finnland, Schweden, Island, Kanada, Mexiko, Israel, Estland u.a. gearbeitet. Seine Kompositionen sind gekennzeichnet durch eine intensive musikalische Sprache und Ausdruckskraft, wobei eine zeitgenössisch romantische Lesart dominiert. Das wurde mit der „Valentina“, die erst am 5. Dezember hier ihre Uraufführung erlebte, auf das Eindrucksvollste dokumentiert. Das Stück handelt von den wesentlichsten Lebensereignissen der legendären Theater- und Filmkritikerin Valentina Freimane im Lettland zwischen 1939 und 1944, also der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, zu dessen Ausbruch und während der aufeinander folgenden Besetzungen des Landes durch die Rote Armee der Sowjetunion und dann durch Nazi-Deutschland, sowie die Flucht der Nazis 1944. Valentina Freimane lebt heute in Berlin.

In einem unglaublich intensiv erzählten und dramaturgisch packenden Kaleidoskop erleben wir alle Themen, die in diesem Kontext sowohl in der globalen wie in der persönlichen Sphäre von Bedeutung sind. Da ist zunächst die alles erdrückende politische Wende zum Krieg, die Tragödie der jüdischen Familie Valentina Freimanes, deren Eltern erst ins Getto und dann in die Gaskammer gehen. Da ist die auch unter diesen Umstanden zunächst glückliche Beziehung zwischen Valentina und Dima, die angesichts der kommenden Gefahren heiraten – aber auch ihre Zerstörung durch die Nazi-Schergen durch Erschießung Dimas, als er Valentina vor ihnen versteckt. Es gibt aber auch eine Eifersuchtsdrama um Dima, ebenso wie eine große Männerfreundschaft, die durch den Krieg in Gefahr gerät. Bei all der Handlungsdichte wirkt das Stück niemals oberflächlich. Es gibt große Momente innerer Spannung, aber auch solche mit bewusst hohlem Pathos. Es ist erstaunlich, wie Regisseur Viesturs Kairiss (er inszenierte auch den sehenswerten Rigaer „Ring“ ab der „Walküre“) mit der Bühnenbildnerin und Kostümdesignerin Ieva Jurjane und der Lichtregie von Nicol Hungsberg in nur drei Stunden mit einer Pause diesen enormen Handlungsbogen schlüssig und mit einer immer direkt am Geschehen orientierten Tonsprache zeigt. Ein ganz großer Wurf der LNO, die schon seit langem mit unkonventionellen und gekonnt zeitgenössisch gestalteten Interpretationen des klassischen Opern-Kanons beeindruckt!

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Inga Kalna umarmt den Komponisten. Foto: Dr. Klaus Billand

 Es sang bis auf eine Nebenrolle die Besetzung der UA. Inga Kalna war eine emphatische Valentina mit ausdrucksvollem Sopran, Janis Apeinis eine prägnanter Dima. Mihails Culpajevs gab den Alexey mit gutem tenoralem Material, Rihards Macanovskis den Valdis mit klangvollem Bariton. Kristine Zadovska beeindruckte durch eine Elsa mit auf Wagner weisenden dramatischem Aplomb. Ljubov Sokolova, aus St. Petersburg als Gast eingeladen, war mit ihrem farbenreichen Alt eine Luxusbesetzung für Valentinas Mutter. Den Vater gab zeitweise berührend Armands Silins.

Modestas Pitrenas leitete das Orchester der LNO mit großer Hingabe und Souveränität bei einer recht komplexen Partitur. Er konnte immer wieder eindrucksvoll die vielen Steigerungen herausarbeiten, die auf dramatischen Wendungen des Geschehens hinführten. Stets war der Spannungsbogen zwischen Graben und Bühne intakt, und es gab auch ein Reihe interessanter Soli, insbesondere der 1. Violine, der Flöten und Klarinetten. Auch in der dritten Aufführung der „Valentina“ zollte das Publikum im fast vollen Haus begeisterten Applaus, zu dem auch der Komponist auf die Bühne gerufen wurde.

 Detaillierte Rezension folgt.

Klaus Billand aus Riga

 

 

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