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REBEL ARTISTS

22.04.2020 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Kari Herbert
REBEL ARTISTS
15 Malerinnen, die es der Welt gezeigt haben
144 Seiten, Verlag C.H.Beck, 2019

Frida Kahlo ziert das Titelbild dieses Buches, und sie ist wohl auch die prominenteste der 15 Künstlerinnen, die Autorin und Illustratorin Kari Herbert hier zusammen gebracht hat, um „widerständige“ Frauenschicksale darzustellen – wobei nicht alle von ihnen hart um ihre Berufung kämpfen mussten, aber eines ist ihnen gemeinsam: Sie gingen ihren Weg und setzten sich durch (auch wenn man hierzulande nicht alle Namen kennen mag).

Tatsächlich – natürlich ist Frida Kahlo, die ihren körperlichen und seelischen Schmerz so überzeugend in Bilder verwandelt hat, jedem ein Begriff. Wohl auch die große, eigenwillige Amerikanerin Georgia O’Keefe, die man „die Mutter der Moderne“ nennt, Deutschlands Gabriele Münter, Frankreichs Suzanne Valadon. Die anderen sind von einer Buntheit in Herkunft, Schicksal und persönlichem Kunstausdruck, dass man wirklich den Eindruck hat, die Autorin wollte vor allem auch die Dritte Welt und die weniger Privilegierten einbeziehen.

Etwa gleich zu Beginn die Inuit-Künstlerin Kenojuak Ashevak aus Kanada, geboren in einem Iglu, die ihre Tradition zu gestalten begann, als ein kanadisches Ehepaar sie „entdeckte“. Oder Emily Kame Kngwarreye, die den australischen Aborigines angehört und deren „Traumwelten“ gestaltet. Oder Amrita Sher-Gil, eigenwillige Mischung aus einer Mutter, die eine bekannte ungarische Opernsängerin war, und einem Vater, ein adeliger Sikh aus Nordindien. Sie musste sich ihr Künstlertum nicht erkämpfen, aber sie ging nicht den leichten Weg, ein pittoreskes Indien darzustellen, sondern machte Armut und Leid zu ihrem Thema. Die Japanerin Yayoi Kusama, die mit ihrer Moderne Amerika faszinierte und sich selbst an den Rand des Wahnsinns brachte, ist neben Faith Ringgold (Jahrgang 1930) die einzige, die hochbetagt (Jahrgang 1929) noch lebt…

Faith Ringgold und Alma Thomas, die Afroamerikanerinnen, hatten für ihr Künstlertum die doppelte Hürde zu überwinden, Frauen zu sein – und schwarz, aber Ringgold machte daraus eine Tugend, als sie sich jenen Quilts zuwandte, die ihre Urgroßmutter noch als Sklavin hergestellt hatte. Als sie sich damit – Decken mit eingewebten politischen Botschaften – durchgesetzt hatte, resümierte sie: „Du kannst nicht dasitzen und darauf warten, dass dir jemand anders sagt, wer du bist. Du musst selbst schreiben, selbst malen, es selbst tun. Daher kommt die Kunst. Sie ist ein sichtbares Bild des Menschen, der du bist. Darin liegt die Macht des Künstlers.“

Gewissermaßen haben sich alle Frauen, die in dem Buch behandelt werden, daran gehalten – die Deutsche Hanna Höch, die den Dadaisten angehörte und lernte, mit Collagen die Welt neu zu sehen; die Finnin Tove Jansson, die mit ihrer Karikaturen-Familie der „Mumins“ Welterfolg hatte; die Britin Barbara Hepworth, die die Löcher im Stein entdeckte, um durch die Dinge zu sehen; die Russin Ljubow Popowa, die nach der Revolution einer neuen Gesellschaft Kunst in Gebrauchsgegenständen schaffte; und die Amerikanerin Corita Kent mit dem besonders originellen Schicksal, dass sie als Nonne Pop-Art-Kunst schuf – bis die Kirche sich von ihr trennte…

Es sind 15 ganz besondere, gleichnishafte Schicksale, die die Autorin (als ihre eigene, eigenwillige Buchgestalterin) in einer Form darbietet, die sich vermutlich an junge Leser wendet, wohl vor allem an Mädchen im Teenager-Alter, die zur künstlerischen Selbstsuche inspiriert werden sollen, getreu der Aussage von Georgia O’Keefe: „Ich möchte nur das tun, was ich wirklich tun will.“

Die gewisse Schlichtheit in der textlichen und auch graphischen Gestaltung ist Konzept, heißt aber nicht, dass nicht auch der erwachsene Kunstfreund Gewinn aus dem Buch zieht, zumal vermutlich jeder daraus Neues erfahren und lernen kann.

Renate Wagner

 

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