Rainer Krenstetter: Initiator und Visionär
Aus einer Wiener Tänzerfamilie stammend, machte Rainer Krenstetter internationale Karriere als Tänzer: nach seinem ersten Engagement im Wiener Staatsopernballett wechselte er zwei Jahre später ins Staatsballett Berlin, das damals von Vladimir Malakhov geleitet wurde und avancierte dort zum Ersten Solotänzer. In dieser Position tanzte er auch viele Jahre anschließend an seine Zeit in Berlin im Miami City Ballet (MCB) in Florida.
Rainer Krenstetter verkörperte alle Hauptpartien in Ballettklassikern wie „Schwanensee“, „Giselle“, „Don Quixote“, „Le Corsaire“, „Der Nussknacker“, „Coppèlia“, „Onegin“, „Dornröschen“, „Romeo und Julia“, „La Sylphide“ , „Cinderella“ oder „La Bayadère“. Weiters trat er in zahlreichen zeitgenössischen Werken von Choreografen wie u.a. George Balanchine, Jerome Robbins, Roland Petit, Maurice Béjart, Uwe Scholz, Hans van Manen, Alexei Ratmansky, Clarke Tippet, Jiří Kylián und William Forsythe auf.
Gastauftritte führten ihn als Tänzer nach Europa, Australien, Südamerika und Asien. 2016 erhielt er den Miami Life Award als „Bester klassischer Tänzer“ und 2023 wurde er mit dem „Fonteyn Legacy Centenary Award“ ausgezeichnet.
Rainer Krenstetter als Prinz Siegfried in „Schwanensee“ mit dem Staatsballett Berlin © Yan Revazov
Seit seiner Abschiedsvorstellung in Miami widmet sich Rainer Krenstetter nun vollends seinen zahlreichen Projekten. Seit 2020 ist er künstlerischer Direktor der japanischen Compagnie UNBLANCHE. Außerdem hat er auch die künstlerische Leitung der Margot Fonteyn Academy of Ballet in Arizona inne.
Bei einem kurzen Aufenthalt in Wien stellt er seine neuesten Projekte vor. Er ist immer noch weltweit viel unterwegs, wird zu namhaften Ballettwettbewerben eingeladen – z.B. war er im Vorjahr beim Prix de Lausanne in der Jury – diesen bedeutenden Preis in der Ballettwelt hat er 1999 als erster Österreicher selbst gewonnen gehabt. Er unterrichtet vielerorts wie kürzlich in Monte Carlo die dortige Compagnie oder das Ensemble von Karl Schreiner in München. In Sidney gab er bei Lisa Cullum, die dort seit dem Vorjahr artistische Direktorin in der Tanya Pearson Academy ist und die damit an ihre Ausbildungsstätte zurückkehrte, einen Balanchine Workshop. Für seine japanische Company UNBLANCHE bereitet er als Organisator den ersten Ballettwettbewerb vor, der im kommenden Jahr stattfinden wird.
Ein besonderes Anliegen ist ihm die Förderung des Ballettnachwuchses. Er hat selbst nach seinem Erfolg beim Ballettwettbewerb in Lausanne erlebt, wie wichtig die Unterstützung für junge Tänzer ist. Daher gibt er gern Training oder hält Workshops in Ballettschulen und hilft mit, Vorstellungen für die jungen Tänzerinnen und Tänzer zu ermöglichen. Mit dem Europaballett und Michael Fichtenbaum hat sich eine langjährige Zusammenarbeit etabliert. So gibt Rainer Krenstetter da gern im Sommer Ballettunterricht bei den dortigen internationalen Ballettworkshops, die bereits zum 12. Mal abgehalten werden – St.Pölten hat sich hier als Ballettdrehscheibe profiliert. Als Ergebnis dieser Trainingstage findet wie bereits in früheren Jahren erneut eine Ballettaufführung statt: unter dem Titel „ Internationales Ballettmeeting“ werden die jungen Talente am 6. Juli im „Sommer Theater Park“ ein abwechslungsreiches Programm mit klassischen wie zeitgenössischen Auftritten präsentieren.
Auftritte bei Galaabenden stehen für Rainer Krenstetter immer wieder auf dem Programm, darunter kürzlich u.a. in Cuba beim 28th Festival Internacional de Ballet de la Habana – Alicia Alonso. In Arizona in den USA gab es bereits mehrere Male Gala-Vorstellungen von „Rainer and Friends“. Jetzt kommt dieses Tanzereignis erstmals nach Österreich: am 10. Juli tritt er mit zahlreichen internationalen Gästen bei „Sommer Theater Park“ in St.Pölten auf. Er freut sich sehr über die Möglichkeit zu dieser Premiere seiner Ballettgala als Open Air-Veranstaltung und vor allem ist er glücklich, dass so viele renommierte Tänzerkollegen seiner Einladung hierher folgen. So schwärmt er: „Es gibt hier eine große Bühne, das Ambiente ist sehr schön und die Zuschauer haben von der Tribüne aus eine sehr gute Sicht auf die Bühne, außerdem gibt es eine Schlechtwettervariante, falls es mit dem lauen Sommerabend nicht klappen sollte.“
Seine Leidenschaft für den Tanz ist ungebrochen. Am liebsten vermittelt er nun als Pädagoge sein Wissen und seine Erfahrungen der Ballettjugend, um so die nächste Generation an Tänzerinnen und Tänzern für die Bühne vorzubereiten und zu coachen. Weil er so viel unterwegs ist, genießt er dann die Tage daheim in Florida mit Mann, den beiden Hunden Itch und Scratch, die er aus dem Tierheim gerettet hat sowie den Pferden im Gestüt ganz besonders, um dort mit Muße im Ruhepol Energie für die jeweils kommenden Aktivitäten zu tanken.
Portrait Rainer Krenstetter © Jason Ashwood
Nach seinem Wienbesuch war er nun wieder auf dem Weg zum Flughafen für sein nächstes Ziel Japan, wo er eine Gala-Vorstellung seiner Compagnie UNBLANCHE vorbereitet hat. Von dort ging es zurück in die USA, denn er ist in der Jury für den Dance America Grand Prix.
Ein Wiedersehen mit Rainer Krenstetter gibt es dann im Juli in St.Pölten. Seinem Motto ist er treu geblieben: „Mache das Beste aus jeder Situation. So ist das Leben.“
Ira Werbowsky