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Pierre Emme: WÜRSTELMASSAKER

20.07.2020 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Pierre Emme
WÜRSTELMASSAKER
Ein Palinski-Krimi
284 Seiten, Gmeiner Verlag, Neuauflage 2020

 

Krimi-Schnüffler haben ihn im Jahr 2005 schnell entdeckt: Einen Wiener Autor, der sich Pierre Emme nannte und den „kriminalistischen Berater“ Mario Palinski erfunden hat, ohne den die Polizei offenbar keine Chance hat, gruselige Morde aufzuklären. Bis 2010 erschienen nicht weniger als ein Dutzend Romane um diesen sympathischen lockeren Helden, die man – ehrlich gesagt – damals wirklich verschlungen hat. Tatsache ist aber leider, dass Vielschreiber Emme 2008 verstorben ist, und nachdem man die letzten Bücher aus seinem Nachlaß geholt hat, ist leider nichts Neues mehr zu erwarten.

Wenn aber der Gmeiner Verlag die alten Bücher jetzt – für eine neue Leserschaft – in Neuauflagen wieder hervorholt, merkt man erst, wie gut man sich vor eineinhalb, vor einem Jahrzehnt mit Palinski unterhalten hat. Der gute Mann ist in allen Gesellschaftsschichten mit seinen Mitmenschen auf Du und Du, nicht nur mit Würstelmännern, sondern auch mit den höchsten Beamten in den Ministerien. Nebenbei hat er Probleme mit Wilma, mit der er (trotz zwei Kindern) seit 24 Jahren schon nicht verheiratet ist, und in diesem Fall führt er auch noch einen pfiffigen Polizeischüler namens Florian in die Feinheiten der Recherche ein… und der bewährt sich! Auch als er sich später mit einem flotten Kollegen auf ein Motorrad schwingt, um einen neuen Mord zu verhindern.

Wien kann sich im „Würstelmassaker“ schaurig-wohlig fürchten, gibt es doch einen verrückten Täter, der Leichenteile über Döbling verstreut und zuerst einmal keine Spuren hinterlässt. Aber Palinski hört auch seiner energischen Tante im Altersheim zu (natürlich in Döbling), die den Täter möglicherweise gesehen hat, und hat der Bösewicht mit chirurgischen Fähigkeiten nicht beim Würstelmann seine Würste geradezu hingerichtet? Und so ergeben die Hinweise langsam ein Mosaik, und am Ende erkennt man als Leser, dass man den Täter gekannt hat. Man ist nur zu spät drauf gekommen. Na ja, für die Lösung der Fälle ist ja Palniski zuständig.

Und ehrlich, man nimmt sich vor, in die eigene Ecke mit den gelesenen Romanen zu hechten und zu schauen, ob man die anderen Palinski-Krimis nicht noch findet. (Und vermutlich wird Gmeiner weitere Neuauflagen nachschieben.) Man kann einen schlimmen Corona-Sommer nicht besser bekämpfen als mit Büchern, die mit so viel Schwung und Humor geschrieben sind.

Renate Wagner

 

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