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PERCHTOLDSDORF/Kulturzentrum: PETER UND PAUL IM SCHLARAFFENLAND

19.11.2012 | KRITIKEN, Oper

Kulturzentrum Perchtoldsdorf:  „Peter und Paul im Schlaraffenland“ am 18.11.2011

 Dass Franz Lehár seinerzeit ein Zaubermärchen für Kinder komponiert hat, ist selbst bei eingefleischten Musikkennern weniger bekannt. Umso interessanter war es, das diese schon lang in Vergessenheit geratene Weihnachts-Kinderoperette, durch die Initiatorin und Sängerin Mag. Maria Una-Vieböck der Franz Lehár Gesellschaft, zur Aufführung gelangte.

Das Buch von Fritz Grünbaum und Robert Bodanzky ist originell, witzig, und pädagogisch gut durchdacht.

Die Pflegekinder Peter und Paul leben bei einem Schusterehepaar, wo sich der Schustermeister Kneip ständig betrinkt, und wo es mit seiner Frau ständig zu Streitigkeiten kommt. Doch nicht nur allein das ist das Übel, denn auch Peter und Paul bekommen ständig ihre Hiebe, wobei die beiden beschließen als Wanderburschen die Welt zu erobern.

In einer unbekannten Ortschaft, wo gerade ein Fest gefeiert wird, bitten sie um Quartier für eine Nacht, und erfahren vom dortigen Wirt über die Geschichte eines Schlaraffenland, aus dem er geflüchtet ist, weil ihm die Faulheit und die Fresserei auf Dauer doch zu langweilig war. Peter und Paul jedoch sind durch diese Erzählung neugierig geworden, und wünschen sich nichts sehnlichster als dieses Schlaraffenland kennen zu lernen, wo einem die gebratenen Tauben sozusagen ins Maul fliegen. Im Schlaraffenland angekommen genießen sie Essen, Müßiggang und Spiel. Ein Wettessen wird durch den König veranstaltet, wo beiden durch die übermäßige Völlerei am Ende speiübel wird  und sie letztendlich die Wette verlieren und somit die Flucht ergreifen müssen.

Außerdem müssen sie erkennen, dass auch die Faulheit und Völlerei nicht der eigentlich Sinn des Lebens ist. So sehnen sie sich wieder zu ihren Pflegeeltern zurück und können mit Hilfe durch Laborosa,  der guten Fee,  wieder dem Schlaraffenland entkommen. Wieder zurückgekehrt ins traute Heim führt das Schusterpaar inzwischen ein glückliches Leben und sie bereuen,  Peter und Paul jemals geschlagen zu haben. Sie schließen sie mit einer Entschuldigung überglücklich in die Arme. Gemeinsam und friedlich miteinander lebend feiern sie Weihnachten, wo sie  –  Ende gut alles Gut – gemeinsam ein wunderschönes Weihnachtslied singen.

Das Thema ist simpel aber erzielt doch selbst in unserer heutigen Zeit noch immer seine Wirkung. Wenn man bedenkt,  wie viele Kinder auch heute noch geschlagen und missbraucht werden. Natürlich wird diese Situation in diesem Buch von Fritz Grünbaum relativ verharmlost und auch in der Inszenierung von René RUMPOLD doch eher kindgerecht und weniger auf den eigentlichen Sinn gesetzt. Doch Melodramatik ist in diesem Werk auch gar nicht angesagt, denn hier geht es um lustige und pure Unterhaltung für Kinder. Und Kinder wollen nicht über das Übel und Fehlentscheidungen von Eltern nachdenken, sondern lachen und sich vergnügen. Nun,  den Kindern und ebenso auch den Erwachsenen hat diese so spritzige und mit bunten Kostümen gut bestückte Inszenierung gefallen.

 René RUMPOLD ist gleich in 3 Rollen (Schustermeister, Wirt, König) zu sehen, überzeugte mit einer schauspielerisch humorvollen und gesanglich überzeugenden Leistung.

Peter und Paul,  gespielt von Maria UNA-VIEBÖCK und Doris LANG sorgten für unvergleichbaren und spritzigen Humor. Merte Saskia KRAMMER als energische,  aber auch gutmütige Schustergattin,  fiel ebenso gesanglich als auch darstellerisch angenehm auf. Franziska TREML und Helmut WIESINGER verkörperten das Gute und das Böse, wo schließlich doch das Gute siegt –  so wie in jedem Märchen.

 Entzückend die Volkstanzgruppe Kikeriki die in der Palastszene, wo Debütanten/innen ihre ersten tänzerischen Erfahrungen zum Ausdruck brachten. Auch der Regieeinfall mit der Volkstanzgruppe und der Kindersinggruppe aus dem „Schlosskindergarten“ Baden, belebten das Gesamtbild dieser Kinderoperette. Die Zusammenarbeit mit einer Laiengruppe erinnert zwar einerseits an eine Schulaufführung, die aber durch die Professionisten und durch die  professionelle Inszenierung durchaus reüssieren konnte.

 Kompliment auch an das Franz Lehár Orchester unter dem Dirigat von Prof. Gabriel PATÓCS, der Lehárs Kompositionen mit einer kleinen Orchesterbesetzung mit Fingerspitzengefühl leitete und somit der Kinderoperette neuen musikalischen Ausdruck gab.

 Wenn man bedenkt dass für diese Produktion nur ein geringes Budget zur Verfügung stand, so ist doch auf der anderen Seite hier eine tolle Inszenierung gelungen, die den Ansprüchen der Kinder und der Erwachsenen durchaus gerecht wird.

 Viel Applaus für ein aus der Taufe gehobenes Lehár Werk, bei dem selbst Erwachsene wieder zu Kinder werden.

 Manuela Miebach

 

 

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