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PARMA/ Teatro Regio: ANDREA CHENIER

07.04.2019 | Allgemein, Oper


Foto: Michael Tanzler

PARMA/ Teatro 5.04. 2019 : „ANDREA CHENIER“

Nach zwanzig Jahren kehrte an diesem Abend die Tenor-Oper „Andrea Chenier“ endlich wieder an dieses traditionsreiche Haus zurück. Und mit Martin Mühle war ein Protagonist aufgeboten, der die hohen Ansprüche großteils erfüllen konnte. Ein bronzenes, dunkles Timbre, das nötige Volumen, die oben aufgehenden Spitzentöne, den dramatischen Aplomb – mit all dem konnte der Deutsch-Brasilianer, der in den letzten Jahren zunehmnend im heldischeren italienischen Fach reüssieren konnte und vielbeschäftigt ist auch aufwarten. Das „Improvviso“, die Ausbrüche im zweiten Akt, das bravourös geschmetterte „Si, fui soldato“ waren besondere „Highlights“ seiner Darbietung, die unterstützt durch seine Bühnenpräsenz und seiner Aktion regelrecht zündeten. Ein wenig schienen im die Tempi zu langsam, denn er neigte ein wenig zum „davonlaufen“…doch das, und ein kleines Mißgeschick im Finalduett konnten jedoch nicht den – verdienten ! – Jubel am Ende des Abends bremsen: eine tadellose Leistung. Auch Claudio Sgura als Gerard erfüllte seine Aufgaben bestens: der baumlange Sänger wußte genau seine Höhepunkte zu setzen, natürlich mit „Nemico della patria“  abzuräumen, und sein kerniges Material auch effektvoll im Duett mit Maddalena einzusetzen. Diese in Gestalt von Teresa Romano war für mich die große Überraschung. Nach ihrem kometenhaften Aufstieg ( sehr jung und gleich im schweren Fach) war sie einige Zeit verschwunden – und jetzt technisch stark verbessert wieder da! Ihr sehr persönlich timbrierter, aber jetzt in allen Lagen bestens geführter Sopran mit Wiedererkennungswert strömt prächtig, besitzt Höhenstrahl und kann auch mit gefühlvollen piani aufwarten. Dazu kommt sie ungemein sympathisch, mit Herz über die Rampe – brava!

       Positiv zu erwähnen noch die ( junge) Madelon der Antonella Colaianni, aber auch die durchschlagskräftige Bersi von Nozomi Kato. Von den weiteren Nebendarstellern sei noch Stefano Marchisio als Roucher und Alfonso Zambuto als Incredibile genannt. Der Chor mit dem endlosen Namen „Associazione Coro Lirico Terre Verdiane – Fondazione Teatro Comunale di Modena“ unter Stefano Colo war sanges- und spielfreudig dabei, das „Orchestra Dell`Emilia Romagna Arturo Toscanini“ – wie immer, möchte ich einfügen – ein ausgezeichneter Klangkörper, der von Giovanni Di Stefano zu einer spannenden Wiedergabe der Partitur des Meisters aus Foggia angespornt wurde.

       Ja und in stimmungsvollen Bühnenbildnern ( sukzessive wandelte sich das Bild geschickt von anfangs adeliger Szenerie immer mehr zur Symbolen der Revolution) , die Justin Arienti geschaffen hatte, die historisierenden Kostüme von Edoardo Russo passten da ideal dazu, ließ Nicola Berloffa die Geschichte glaubwürdig, spannend, und ohne irgendwelche Mätzchen ablaufen – dies ist wohl heute schon als großes Kompliment zu werten!  Erfreulich , daß diese gelungene Produktion bereits davor und danach auch das Publikum in Modena, Piacenza, Reggio Emilia und Toulon beglückt hat , bzw. wird!   Viel Applaus und Bravi!

 Michael Tanzler

 

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