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PALERMO/ Teatro Massimo: LE NOZZE DI FIGARO. Premiere

22.05.2018 | Allgemein, Oper


Foto: Teatro Massimo Palermo

PALERMO/ Teatro Massimo: LE NOZZE DI FIGARO von W.A. Mozart am 18.5.2018 (Premiere)

Nach der “ Entführung aus dem Serail“, „Don Giovanni“ und der „Zauberflöte“ hat das Teatro Massimo in Palermo jetzt mit den „Nozze di Figaro“ seinen Mozart-Zyklus fortgesetzt .

Um es gleich vorwegzunehmen: in die Geschichte der Mozart-Interpretationen wird diese Aufführung eher nicht eingehen. Aber es war eine sehr ordentliche Produktion, die vor allem auf zwei tragenden Säulen ruhte: zuvörderst auf dem musikalischen Direktor des Massimo, Gabriele Ferro, der das hauseigene Orchester durch die gefährlichen Untiefen dieser schwierigen Partitur souveränst mit grosser Umsicht und nie nachlassender Spannung steuerte. Nun ist ja Ferro kein Unbekannter, sondern im Gegenteil eigentlich immer ein Garant für höchste Qualität, insofern kam seine Leistung nicht unerwartet.

Die zweite Stütze der Nozze hingegen kam  total unerwartet und als riesige Überraschung. Denn Maria Mudryak war nicht nur ihrem Rezensenten, sondern auch allen seinen Kritikerkollegen bislang völlig unbekannt gewesen. Aber was für eine Entdeckung ! Was für eine Naturereignis ! Die blutjunge, zierliche Kasachin singt und spielt die Partie der Susanna mit einer solchen Leichtigkeit, Energie und Transparenz, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Das einzige Problem an ihrer Darbietung: von ihr wurden alle ihre Kolleginnen und Kollegen hoffnungslos in den Schatten gestellt. Obwohl sie durch die Bank solide und mehr als achtbare Leistungen erbrachten: Simone Alberghini (Graf), Mariangela Sicilia (Gräfin), Alessandro Luongo (Figaro), Paola Gardina (Cherubino), Laura Cherici (Marcellina) oder Emanuele Cordaro (Don Bartolo).


Foto: Teatro Massimo Palermo

An einem anderen Ort und zu einem anderen Zeitpunkt wäre sie alle heftigst umjubelt worden. Aber neben dieser Supernova Mudryak verblassten sie leidet ein wenig…

Kommen wir zur Regie: dass die Personenführung hervorragend, detailliert und feinfühlig war (fast jeder Sänger wurde mit einem eigenen Repertoire an Gestik und Mimik ausgestattet) verwundert angesichts des „Vorlebens“ von Chiara Muti als brillanter und erfolgreicher Theater- und FIlmschauspielerin mitnichten. Problematischer hingegen der ästhetische Rahmen, den Ezio Antonelli (Bühne) und Alessandro Lai ihr dazu lieferten: Warum die Handlung, die doch bis auf den letzten Akt ausschließlich in Innenräumen angesiedelt ist. hier auf eine Art Pawlatschenbühne im Innenhof eines ein wenig heruntergekommenen Schlosses angesiedelt wurde, erschließt sich selbst dem aufmerksamen Beobachter bis zum Schluss nicht. Den Kostümen, die aussehen, als wären sie en bloc einem Theatermuseum entliehen worden,  ist in der Hauptsache vorzuwerfen, dass sie vollkommen unerotisch sind – und das in einem Stück, in dem es um nichts anderes als um Erotik geht. Alle Darsteller – ob Männlein oder Weiblein – werden von Anfang bis Ende von Kopf bis Fuß in alles verhüllende wallende Gewänder gesteckt. Bei den Verrkleidungsszenen kommt dann halt noch eine Lage dazu. Warum ? Weshalb ? Wieso ? Man weiß es nicht…


Foto: Teatro Massimo Palermo

Die älteren unter uns mögen sich an diesem Abend allerdings schlagartig komplett verjüngt gefühlt haben: denn alles erinnerte irgendwie nahezu 1:1 an kindliche Hochzeit des Figaro – Erlebnisse in der Wiener Staatsoper der 50er oder 60er Jahre…

Robert Quitta, Palermo

 

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