Copyright: Teatro Massimo Palermo
PALERMO/ TEATRO MASSIMO : I PURITANI von Vincenzo Bellini am 18.4.2018
Jedesmal, wenn man eine Oper von Vincenzo Bellini hört, stellt sich unweigerlich ein Gefühl der Wehmut ein.Wieviel herrliche, überirdisch schöne Musik hätte der Grossmeister des Belcanto noch schreiben können, hätte ihm nicht sein Darm-und Leberleiden(oder eine Vergiftung ?) im Alter von 34 Jahren einen endgūltigen Strich durch die Rechnung gemacht…
Besonders unerträglich wird dieser Schmerz, wenn man seiner letzten Oper I Puritani beiwohnen darf, denn sehr viel Sublimeres hat die Musikgeschichte weder vor noch nach ihm hervorgebracht.
Im Teatro Massimo in Palermo konnte man dieses melancholischen Glücks jetzt wieder einmal teilhaftig werden, und das fast ganze vier Stunden lang – denn man hatte hier in verdienstvollster Weise die ungekürzte Fassung der Pariser Uraufführung auf die Bühne gebracht.
Um es gleich vorwegzunehmen: die Aufführung gestaltete sich zum vollen Erfolg. Denn nicht nur war das riesige Haus bei allen Vorstellungen ausverkauft, das sehr kritische Palermitaner Publikum blieb auch ausnahmsweise ausnahmslos (das ist hier wirklich nicht immer so) bis zum Ende. Und belohnte dazu noch das gesamte Ensemble mit 10minütigen Ovationen…
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Hauptarchitekt des Triumphes war zweifellos der junge norditalienische Dirigent Jader Bignanimi, der sowohl Orchester als auch Sänger mit großer Übersicht, Energie und Durchsetzungsvermögen durch den langen Abend führte.Von den drei alternierenden Besetzungen erlebten wir Ruth Iniesta als Elvira, Giorgio Caoduro als Riccardo, Shalva Mukeria als Arturo, Anna Pennisi als Enrichetta und Antonello Ceron als Bruno. Und man muss ehrlicherweise sagen, dass gesanglich eigentlich keine Wünsche offenbleiben. Lauter gewiefte Hochleistungsartisten ihres Faches, auf ihre Kollegen sensibel eingehend und reagierend.
Das riesige Wermutsfass, in dem diese Ereignisse fast ertranken, war die 10 Jahre alte, absolut unerträgliche Inszenierung von Pierluigi Pier’Alli (in seinen eigenen Bühnenbildern und Kostümen noch dazu). Düster, statisch, schlecht abstrakt, ausschließlich rampenorientiert. Ein Steinzeitgraus ohne den leisesten Versich einer Personenführung oder gar einer Interpretation. Nicht zum Anschauen.
Wer aber die Augen schloss und nur seinen Ohren vertraute, durfte sich im siebten Belcanto-Himmel wähnen….
Robert Quitta, Palermo