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ODERZO/TREVISO: „IL TROVATORE“ – „OPERA IN PIAZZA GIUSEPPE DI STEFANO“

14.07.2018 | Allgemein, Oper

ODERZO/TREVISO – „OPERA IN PIAZZA GIUSEPPE DI STEFANO“
13.7. 2018 „IL TROVATORE“

Bildergebnis für oderzo treviso il trovatore
Copyright: Opera in Piazza

Der Tenor und Schüler von Carlo Bergonzi, Miro Solman, dessen Idol allerdings immer Giuseppe di Stefano war, gründete zusammen mit seiner Frau Maria Grazia Patella vor rund 20 Jahren die Initiative „Opera in Piazza“. Eine Idee, die der große di Stefano immer sehr befürwortete und auch immer gerne darin aktiv auftrat. 2004 besuchte der bereits greise Künstler eine dieser Aufführungen und niemand dachte damals, dass dies sein letzter öffentlicher Auftritt sein würde. Einige Tage später trat er seine Reise nach Kenia an, wo dieser brutale  schreckliche Raubüberfall geschah, an dessen Folgen er 2008 verstarb.

Am 13.7. war die erste Aufführung des „Trovatore“ in sehr enger Zusammenarbeit mit dem Operntheater Maribor, dessen Mitglied Miro Solman ist. Der Chor, Ballett und Orchester kommen aus diesem Haus sowie natürlich auch die gesamte szenische Umsetzung. Als Ensemblemitglieder dieses Hauses hörte man Renzo Zulian als Manrico, an beiden Abenden, Jure Pockaj war Conte di Luna am 13.7. und für dem 14. war Irena Petkova als Azucena vorgesehen. Ebenso war für den 14.7. für die Rolle des Conte di Luna Paolo Rumetz von der Wiener Staatsoper vorgesehen. Diesen Abend hat es aber leider gründlich verregnet, und es musste alles am 15.7. nachgeholt werden.  

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Copyright: Opera in Piazza

Die Plätze auf der große Piazza vor dem Dom waren restlos ausverkauft, die umgrenzenden Bars schlossen mit Aufführungsbeginn ihren Betrieb und nahmen ihn in der Pause und nach dem Ende um Mitternacht gewinnbringend wieder auf.

In einem schönen, einfachen Bühnenbild und mit sehr geschmackvollen historisierten Kostümen konnte man eine musikalisch gute Aufführung erleben, einzig die Verstärkung der Stimmen geriet manchmal doch zu heftig, so zugleich zu Beginn der Szene mit Chor den Ferrando. Den älteren Waffenträger der Familie Luna sang Francesco Ellero D ´Artengna,  eine Entdeckung Herbert von Karajans. Der sehr zum Forcieren neigende Künstler ist mittlerweile doch schon etwas kurzatmig geworden, und dies hört man dann stellenweise noch etwas mehr. Als Conte di Luna lernte man einen jungen Bariton aus Maribor kennen. Jure Pockaj hat ein sehr schönes Timbre, aber eine noch nicht ganz ausgereifte Technik. Aber er forciert kaum und kann schöne Piani bringen. Er ist eine absolute Hoffnung für die Zukunft. Der Manrico von Renzo Zulian wird sehr im Stile von Mario del Monaco, aus dessen Schule er kommt, umgesetzt. Also alles äußerst kraftvoll, manchmal schon zu sehr und erst gegen Ende der Oper zeigte er, dass er sehr wohl auch ein tadelloses Piano anbieten kann. Alisa Zijnovie war eine sehr lyrische Leonora, mit Anfangsnervosität und dadurch etwas viel Vibrato, das sich allerdings rasch gab. Die Stimme hat viel Volumen und scheint sehr tragfähig zu sein. Die Pianobogen in den Arien und den Ensembles kamen makellos. Die zierliche Koreanerin Kim Mooijn zeigte als Azucena sehr gute Höhen, schöne Mittellage, nur die etwas zu brustige Tiefe sollte noch verbessert werden. Darstellerisch konnte sie sehr überzeugen. Als Ines sehr stark agierte Dada Kladenik, Ruiz war Bruno Conda. Als alter Zigeuner war Sebastiano Celofiga und als Messaggero Bogdan Stopr zu hören.

Das Orchester spielte routiniert und sauber unter Loris Voltolini. Für die Kostüme sorgte Cristina Aceti, Für mich eine absolut neue Sache war das Ballett der Zigeuner, eine Komposition Verdis speziell für die Aufführungen an der Pariser Oper. Die Choreografin ist Blanka Bolic. Filippo Tonon gestaltete das Bühnenbild und führte Regie. Die Chorleitung lag in den Händen von Zsusza Budavari Novak für Teatro nazionale opera  Maribor und Maria Grazia Biancolin für Coro lirico opitergino per Oderzo Festival.

Am 14.7. um 1830 wurde noch bei Schönwetter das Erinnerungsdenkmal für den großen Giuseppe di Stefano enthüllt. Eine sehr interessante Arbeit, eine Fotografie wurde auf ein feines großes Mosaikbild umgearbeitet. Der als Ehrengast geladene KS Jose Carreras, dessen ganz großes Vorbild und väterlicher Freund Giuseppe di Stefano war, wurde mit der Enthüllung des Denkmals betraut. Als Ehrengäste konnte man  noch Adua Veroni Pavarotti und die aus Oderzo stammende Maria Chiara begrüßen. 

Leider verdunkelte sich der Himmel danach massiv und es kam ein gewaltiger Regen, der den zweiten Abend des „Trovatore“ verhinderte. So wurde beschlossen, die Aufführung am nächsten Abend, dem 15. 7. nachzuholen, eventuell auch in einem Saal, der natürlich viel weniger Menschen aufnehmen kann und natürlich auch in nur konzertanter Form. 

Miro Solman, der Organisator sang vor vielen Jahren auch in Österreich, sehr gut kann ich mich an seinen „Ernani“ in Klagenfurt erinnern mit den Partnern Sandra Pacetti, eine Pavarotti Entdeckung und Paolo Gavanelli. Als Organisator macht er seine Rolle mehr als nur sehr gut, er schafft es auch immer wieder, große Internationale Sänger für seine Idee, „la Lirica“ unter das Volk zu bringen zu begeistern und zu überzeugen. Bravo und dabei sollte man ihn auch tatkräftig unterstützen!

Elena Habermann

 

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