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NÜRNBERG/Meistersingerhalle: Richard Wagner/Loriot: DER RING AN EINEM ABEND

Richard Wagner/Loriot: DER RING AN EINEM ABEND – Nürnberg, 28. Jänner 2024

Wer den Namen Bülow hört, denkt als kunst- und kulturliebender Mensch zunächst vermutlich an den Dirigenten Hans von Bülow (1830 – 1894), der eng mit dem Schaffen Richard Wagners verbunden war und die Uraufführungen von dessen „Tristan und Isolde“ und „Die Meistersinger von Nürnberg“ dirigierte. Ein Verwandter und ebenso dem alten Adelsgeschlecht der Bülows entstammend ist Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot. Es mag diese Familienbande sein, die Loriot nicht nur zu einem begnadeten Humoristen und Zeichner werden ließ, sondern ihn auch zur Musik führte. Seine Inszenierungen von „Der Freischütz“ für die Festspiele in Ludwigsburg und „Martha“, für die Staatsoper in Stuttgart entstanden und an verschiedenen Opernhäusern nachgespielt, haben Kultstatus erlangt (der Schreiber dieser Zeilen hat „Martha“ im Gärtnerplatztheater in München mehrmals gesehen). Die indirekte Verbindung zu Richard Wagner hat zu einem Meisterwerk der musikalischen Satire geführt – „Der Ring an einem Abend“.

Eine Aufführung dieses Werkes mit teils auch in Wien bekannten Solisten und der wagnererprobten Staatskapelle Weimar in der Meistersingerhalle in Nürnberg lockten zu einem Besuch in de fränkischen Metropole. Dass Nürnberg nur eine knappe Autostunde von Bayreuth entfernt ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Trotz des jubelnden Publikums in der praktisch ausverkauften Meistersingerhalle konnte die Aufführung nicht restlos begeistern. Vielleicht war der Platz im linken Block der 22. Reihe für die Saalakustik nicht optimal gewählt, vielleicht war das Dirigat von Heiko Mathias Förster an mehr als einer Stelle unsensibel, vielleicht hatten die Musiker auch zu wenig Zeit (oder Gelegenheit), sich auf den Saalklang einzustellen. Wie auch immer – die Klangbalance zwischen Orchester und Sängern war immer wieder von deutlichem Optimierungspotential geprägt; im Klartext – die Solisten wurden von den Klangmassen des Orchesters häufig zugedeckt. Da fallen dann die nicht nur vereinzelt hörbaren Probleme der Blechbläser nicht mehr ins Gewicht.

Mit Fabian Hinrichs gab der Kommissar des Nürnberger Tatort den Sprecher (und der Gast aus Wien erinnerte sich wehmütig an Robert Meyer vor ein paar Jahren in der Volksoper zurück), für den Loriots hintergründige Humor merklich nicht zur regelmäßigen Beschäftigung zählt.

Nicht leicht fällt eine wenigstens einigermaßen gerechte Beurteilung der Solisten, waren sie wegen der Lautstärke des Orchesters doch immer wieder nur schwer zu hören. Nimmt man die orchestralen Pianostellen als Basis, dann zählen – in der im Programmheft genannten Reihenfolge – Sorin Colibran (Hagen), Cornel Frey (Mime/Loge), Brit-Tone Müllertz (Sieglinde/Gutrune) und die Rheintöchter Catalina Bertucci, Davia Bouley und Christina Sidak (vor allem in ihrem Auftritt in luftiger Höhe neben der Orgel) zu den Pluspunkten des Abends. Nicht wirklich überzeugen konnten hingegen Björn Waag (Alberich/Gunther) und vor allem Thomas Mohr (Siegmund/Siegfried). Den Sptzenplatz am fiktiven Podest ersangen sich, nicht nur als Göttervater Wotan und Lieblingstochter Brünnhilde der Hierarchie  geschuldet, Aris Argiris (in passendem Umfeld würde ich von ihm gerne einen kompletten Wotan hören) und Annemarie Kremer.

Michael Koling

 

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