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NÖ / Schloßhof: MARIA THERESIA zum Dritten

18.03.2017 | Ausstellungen, KRITIKEN

Maria Theresia  Schlosshof  xx~1
Alle Fotos: Heiner Wesemann

NÖ / Schloßhof:
300 JAHRE MARIA THERESIA
„STRATEGIN MUTTER REFORMERIN“
Bündnisse und Feindschaften
Vom 15. März 2017 bis zum 29. November 2017

Maria Theresia Ungarische Krone x~1 Maria Theresia Kriegsfahne x~1

Kriege und Krönungen

Seit Prinz Eugen von Savoyen sie 1725 im gleichen Jahr erwarb, befinden sich die beiden Marchfeldschlösser Schlosshof und Niederweiden stets unter „einer“ Hand: Maria Theresia kaufte sie von der Erbin des Prinzen, Schlosshof – an sich schon eine ungewöhnlich große Anlage – wurde noch erweitert, Niederweiden vom Hofarchitekten Nikolaus Pacassi umgestaltet. Nach einigem Hin und Her (später bedeuteten die Schlösser den Habsburgern nicht mehr so viel, und die Republik wusste nicht viel damit anzufangen) stehen sie heute unter der Verwaltung der Schloß Schönbrunn Kultur-und Betriebsges.m.b.H., die es allerdings noch nicht geschafft hat, die Marchfeld-Schlösser zu einer ähnlichen Touristenattraktion auszubauen wie etwa die Loire-Schlösser (obwohl das Potential vorhanden wäre). Jedenfalls sind Schlosshof und Niederweiden heuer Schauplätze von zweien der vier Maria Theresia-Ausstellungen, die Schönbrunn und KHM veranstalten. Behandelt man in Wien eher die „private“ Seite Maria Theresias, so geht es in Niederösterreich um Politik – Außen- und Innenpolitik. Allerdings hat Gestalter Karl Vocelka dem Thema eine überaus sinnliche und fassbare Aufbereitung angedeihen lassen.

Von Heiner Wesemann

Krieg und Frieden Es waren zwei große Kriege, die Maria Theresia auszufechten hatte, der erste, später so genannte „Österreichische Erbfolgekrieg“, begann unmittelbar nach ihrem Regierungsantritt 1740 und dauerte bis 1748. Und es ging dabei nicht nur um die Ansprüche der (verschwägerten) Bayern und Sachsen auf die Habsburgischen Länder, sondern auch um jenen Krieg, den Friedrich II. von Preußen um Schlesien führte – und eine Landkarte zeigt, wie sehr ihm dieses reiche Gebiet vor der Nase lag und seinen Großmachtbestrebungen entgegen kam. Es gibt nicht übertrieben viele Schlachtenbilder, aber man sieht die Ausstattung auch der preußischen Soldaten, man denkt an das Elend der Krüppel und Verwundeten, die digital projiziert werden – nur die Säge, mit denen man verletzte Gliedmaßen abschnitt, ist echt…

Maria Theresia Karte Schlesien x~1

Frieden und Krieg Der zweite Krieg, später der „Siebenjährige“ genannt, 1756 bis 1763 geführt, fand dann schon auf breiterer Ebene statt, Preußen hatte sich mit England (das auch in Amerika Krieg führte) zusammen getan, Maria Theresia hatte erfolgreich Bündnisse mit Frankreich, Russland und anderen deutschen Staaten geschlossen. Damals wurde anlässlich der siegreichen Schlacht von Kolin 1757 der Maria Theresien-Orden gestiftet, aber das Kriegsziel wurde verfehlt, Schlesien blieb preußisch, die Verluste waren gewaltig. Als prachtvolles Dokument kann man die Ratifikation des Friedens von Hubertusburg betrachten, der nichtsdestoweniger für Österreich nichts gebracht hat.

Maria Theresia Verwundete Soldaten x~1

Die Multi-Kulti-Monarchie Tatsächlich konnte Maria Theresia bedeutende Gebietserweiterungen am Verhandlungstisch gewinnen: Das türkisch geschriebene Dokument, das nach wieder einmal einer Polnischen Teilung den Erwerb der Bukowina bestätigt, ist ebenso in der Ausstellung zu sehen wie Stücke kostbarer dortiger Folklore: Der Vielvölkerstaat der Habsburger wurde immer bunter. Als man Bayern das Innviertel abgewann – ein prächtiges bayerisches Zollamtschild zeugt von früheren Grenzen – , war kein wirklicher Krieg nötig: Da hat Maria Theresia mit Friedrich II. (die beiden sind einander allerdings nie begegnet) den Frieden von Teschen ausgehandelt.

Maria Theresia Erbhuldigung x~1

Die großen Krönungen „Außenpolitik“ ist auch, was sich an Imperialem in Österreich begab, denn es richtete sich letztendlich an die Umwelt: die Pragmatische Sanktion, die Erbhuldigung, die Krönung in Ungarn, die Krönung in Böhmen, und die Krönungen von Gatten und Sohn: Franz Stephan von Lothringen wurde 1745 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Maria Theresias ältester Sohn Joseph schon 1764 „römischer König“. So hielten sich in Maria Theresias 40 Regierungsjahren, in denen sie die Zügel auch als Witwe nicht aus der Hand gab, die Niederlagen und Erfolge gewissermaßen die Waage: Jedenfalls hatte Habsburg sein Bestehen gesichert und seine Zukunft als Haus Habsburg-Lothringen auf feste Beine gestellt (wenn auch nur bis 1918, wie allerdings erst die Nachwelt weiß).

Maria Theresia Schlafzimmer in Schlosshof  x~1

Schloßhof als Witwenresidenz Die Ausstellung in Schlosshof bezieht sich nicht allein auf die zahlreichen Räume, die das „Bündnisse und Feindschaften“-Thema in vielen Details und teils spektakulären Objekten aufsplittern. Man kann anschließend auch das Schloß selbst mit den Prunkräumen besichtigen, die von Prinz Eugen eingerichtet und von Joseph II. teils umgestaltet wurden. Maria Theresia, die das Schloß so sehr liebte, dass sie die Hochzeit ihrer Lieblingstochter Marie Christine mit Albert von Sachsen-Teschen hier ausrichtete, hat sich ein Witwen-Appartment einrichten lassen, gedämpfte Farben, klassizistisch, mit einem riesigen Himmelbett. Und in einem Raum ist in vier Riesengemälden die Nachkommenschaft versammelt – Leopold in der Toskana mit seinen Kindern (darunter der später Kaiser Franz II./I.), Marie Antoinette in Frankreich, Maria Carolina in Neapel-Sizilien, Maria Amalia in Parma mit Gatten und Kindern. Maria Theresia hat keine ihrer ins Ausland verheirateten Töchter je wieder gesehen.

Schloßhof: „Maria Theresia – Bündnisse und Feindschaften“
Bis 29. November 2017, täglich 10 bis 18 Uhr

 

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