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NÖ / Schloß Hof und Schloß Niederweiden: WARUM ISST DIE WELT, WIE SIE ISST?

17.03.2018 | Ausstellungen, KRITIKEN

NÖ / Schloß Hof und Schloß Niederweiden:
WARUM ISST DIE WELT, WIE SIE ISST?
Vom 15. März 2017 bis zum 18. November 2018

Man ist, was man isst

Die alte Erkenntnis, man ist, was man isst, wird in einer groß angelegten Ausstellung im Marchfeld gezeigt. Allerdings wird die Frage andersgestellt – warum man isst, wie man isst? Die Entscheidung steht ja niemandem völlig frei, weil man von dem abhängig ist, was angeboten wird. Ein Riesenthema, das man in den Marchfeldschlössern Schloß Hof und Schloß Niederweiden auf drei Jahre angelegt hat. Der erste Teil „Aus der Erde, auf den Teller“ thematisiert, woher die Lebensmittel, die unser „tägliches Brot“ sind, eigentlich kommen, eine Frage, die viel zu wenig gestellt wird. Die Folgeüberlegungen sind: Wie wird damit umgegangen, wie werden die „Lebens-Mittel“ verarbeitet? Die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. als Veranstalter widmet sich diesem Thema anschaulich und detailreich.

Von Heiner Wesemann

Was die Erde bietet Ohne die Erde – nicht metaphorisch, sondern im vollen Wortsinn – geht es nicht. Dort wachsen Getreide, Gemüse, Obst und Pflanzen, die für die Ernährung von Tieren nötig sind. Wenn diese Erde zerstört wird, ist das auch das Ende der Menschen. In diesem Rahmen erfährt man interessante Details, man nehme nur das Beispiel Kaffee: Hat man sich vorstellen können, dass in Wien allein täglich 44 Tonnen (!) Kaffee verbraucht werden. Auch die Preisaufschlüsselung der Güter erstaunt: Bei Kaffee erhält der Produzent – der Bauer, der Kaffee anpflanzt und erntet – weniger als zehn Prozent des Endpreises. Dazwischen liegen Transportwege und Verpackungen, Zwischenhändler , sowie Steuern und Abgaben. Von den 44 Tonnen Kaffee rinnt nur ein Prozent in die Tasse, der Rest bleibt als Kaffeesatz übrig – mittlerweile versucht man, diese Reste auch biologisch zu nutzen. Eine Pilzfarm etwa setzt den mineralienreichen Kaffeesatz als Nährboden ein, die kreative Nutzung eines vermeintlichen Abfallprodukts.

„Originale in der Minderheit“ Die wenigsten Produkte, die aus der Erde kommen, gelangen „roh“ an den Endverbraucher – am ehesten noch Obst und Gemüse, wie man sie auf den Märkten findet, aber auch da liegen viele Arbeitsgänge (Pflücken, Verpacken, Transportieren, Anbieten) dazwischen. In diesen Bereichen der höchst „modern“ aufbereiteten Ausstellung geht es dann um die Lebensmittelindustrie, die die Rohprodukte verarbeitet – ein Großteil etwa des Gemüses landet in Konserven oder Verpackungen für die Tiefkühltruhe. Wichtig ist dabei, die Dinge haltbar und auch schmackhaft zu machen.

Die Zukunft der Ernährung „Innovative Produktionskonzepte“ ist das Stichwort für die Zukunft. So möchte man den Anbau vom Land in die Städte verlegen, schon um die Transportwege zu reduzieren. So wie man Hochhäuser baut, um viele Menschen auf relativ kleiner Grundfläche unterzubringen, gibt es „vertikalen Anbau“, der in die Höhe baut und so neue Areale schafft. Ähnlich kann man bei der Fischzucht vorgehen – Fische und Pflanzen können richtig zusammen gebracht einen idealen biologischen Kreislauf ergeben.

Man isst mit Augen, Nase, Ohren… Wie wichtig die optische Aufbereitung von Essen ist, wissen alle Verkaufsprospekte, Kochbücher und Restaurants. Im kleinen Schloß Niederweiden, das immer mit seiner „Jagdküche“ prunkt, wird das dargestellt. Dass die Dinge „sinnlich“ duften sollen, versteht sich. Aber es gibt auch ausführliche Untersuchungen darüber, welche Geräusche zum Verzehr anregen – richtig knackendes Popcorn macht Appetit, das Knallen eines Sektkorkens steht für Festlichkeit…

Erkenntnisse Die Erde besitzt an sich genügend Ressourcen, um die Menschen auf der ganzen Welt locker satt zu machen. Es wäre nur eine Frage der besseren Einteilung und Verteilung, die allerdings nicht immer im Interesse des Kapitalismus und seiner Maximaloptimierung liegt. Das müsste politisch geregelt werden, wobei man weiß, dass die Politik – auch aus welchen (bekannten) Gründen auch immer – sich scheut, sich mit der Macht der Ernährungsproduzenten anzulegen… Folglich besteht die Realität darin, dass ununterbrochen neue, riesige Areale für die Landwirtschaft erschlossen werden müssen, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Probleme wie Energie- und Wasserverbrauch stehen ebenso drohend im Raum wie der Anbau großer Monokulturen mit Reduzierung der Artenvielfalt. Und stets im Hintergrund lauert die Frage der Treibhausgasemissionen.

Die nächsten beiden Jahre geht’s weiter 2019 wird es in den beiden Schlössern um „Das Spiel mit dem Essen“ gehen, die Reise vom Produzenten zum Konsumenten, wobei dann auch Esskultur und –Sitten eine Rolle spielen. 2020 heißt es dann: „Was vom Essen übrig bleibt“. Da geht es nicht nur darum, was im Müll landet, sondern auch darum, was gewisses Essen in unseren Körpern anrichtet.

Schloss Hof, Schloss Hof 1, 2294 Schloßhof
Schloss Niederweiden, Niederweiden 1, 2292 Engelhartstetten
Aus der Erde auf den Teller
Bis 18. November 2018, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr

 

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