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NÖ / Operette Langenlois“ :EIN WALZERTRAUM

 NÖ / Schloß Haindorf /
„30 Jahre Operette Langenlois“ :
EIN WALZERTRAUM
24.Juli 2025

Vor der malerischen Kulisse des barocken Schloßes Haindorf im lieblichen Langenlois im Kamptal wird nun seit 30 Jahren Operette gespielt, seit 2020 unter Leitung von Christoph Wagner-Trenkwitz. Nun, die Jubiläumsproduktion machte dem Anlaß alle Ehre, verband „alte Operettenseligkeit“ mit einer neuen, heutigen Art der „Aktualisierungen“ in der Prosa, wo manche das eine oder andere Mal wahrscheinlich „schlucken“ mußten, die aber rundum als kurzweilig, pointiert und sehr gut gelungen bezeichnet werden darf.

Der Herr Intendant hatte gemeinsam mit der Regisseurin Isabella Gregor die Fassung und die Texte geschaffen – die zeitweise ein wahres Gag-Feuerwerk an Wortwitz, Anspielungen und auch „Wahrheiten“ enthielten, wofür der Ausdruck „genial“ durchaus verwendet werden darf, da nicht mit dem Holzhammer agiert wurde, sondern genau der richtige Spagat zwischen „was geht noch“ und was nicht, gefunden worden ist.

Die Spielleiterin ließ im Bühnenbild von Roland Tscherne – wobei da bloß einige, sehr gelungene Applikationen vor der „Naturkulisse Schloß“ ja reichen – und in phantasievollen, bunten Kostümen – mit Ausnahme der beiden Leutnante, die fielen leider völlig heraus !(Anna-Sophie Lienbacher), die Handlung im Reich der Flausenthurner spritzig ablaufen und jeder, der auch unvorbereitet zum Spielort kommt, kann mühelos erkennen, worum es geht! Dieses Kompliment kann man leider sehr vielen der heutigen Kollegen von Frau Gregor nicht mehr machen…Die „musikalische Einrichtung“ erfolgte durch den Dirigenten des Abends

Lorenz C. Aichner, der sehr schwungvoll und mit Esprit das ambitionierte „Strauss Festival Orchester Wien“ ( ja richtig, Strauss mit zwei „ss“!) dirigierte. Es ist bei Operetten nach der „Goldenen Zeit“ ja durchaus üblich, auf verschiedene Art an so ein Werk heran zu gehen.  Als ich den „Walzertraum“ – Oscar Straus` von seinen zahlreichen Operetten wohl bekanntestes Werk – vor Jahrzehnten das letzte Mal sah, war das in Triest, und Jose Cura gab damals sein Europa-Debut als Niki (!!) – da wurde das Stück (mit den italienischen Opern/Operettenlegenden Daniela Mazzucato und Max-Rene Cosotti) sehr „opernhaft“ und großbesetzt gegeben. Hier in Niederösterreich war eine „schlankere“ Version in Richtung „Revue“ zu erleben.

 Ein durchaus gelungenes Ensemble war mit Spielfreude und großem Engagement bei der Sache – da konnte auch der die ersten Minuten fallende, leichte Regen nicht stören. An der Spitze ist die souveräne Franzi Steingruber zu nennen: die Kärtnerin Nicole Lubinger, die ihren Akzent – auch bewußt und gewollt – gekonnt in ihre Prosa einbaute, könnte auch in einer „opernhaften“ Version  reüssieren. Ihr angenehm timbrierter, fülliger Sopran strömt, wird differenziert eingesetzt! Auch als Person agiert sie gewinnend, überzeugend und hat Präsenz! Danach muß ich gleich die Oberkammerfrau Friederike erwähnen, die durch Cornelia Horak mit ausgezeichneter Diktion, ihrem eindringlichen Mezzo (sie ist meines Wissens ja eigentlich Sopran, begeisterte aber durch eine natürliche, nie abgedunkelte, tiefe Lage!) und selbstbewußtem Auftreten enorm aufgewertet wurde! Sehr sympathisch und unter anderem auch mit seinem tirolerisch punktend,

Paul Schweinester als Leutnant Niki, dessen gut geführter Tenor nur leider in der Höhe ein wenig „eng“ klang ( vielleicht auch zum Teil der Tonanlage geschuldet?). Sein Freund, Leutnant Montschi, wurde von Erwin Belakowitsch wie ich vernahm ein „Stammgast“ vor Ort, verkörpert, der mich ein wenig an Adi Hirschal erinnerte. Mit seinem lyrischen Bariton brachte er gemeinsam mit Niki die Paradenummer des Stückes „Leise, ganz leise“ in der hier gewählten Art gut über die Rampe. Köstlich und für zahlreiche Lacher  sorgend Fürst Joachim XIII. – Jens Claßen – ein absoluter Gewinn! Sein Töchterlein Prinzessin Helene, die am Schluß doch ihren Niki behalten durfte, war bei  Domenica Radlmaier gut aufgehoben, die mit angenehmem Sopran, Esprit und sympathischem Spiel gefallen konnte. Auch Graf Lothar – gut charakterisiert durch Andre Bauer – und Sigismund – Julian Weninger konnten positiv auffallen. Last, but not least eine speziell nachdrückliche Erwähnung der beiden köstlichen, deftig – sympathischen und feschen Musikerinnen aus Franzis Kapelle: Tschinellen Fifi – Kerstin Grotrian  und Geigerin Annerl- Steffi Rieger!  Der „Chorus Alea“ (Einstudierung: Matthias Schoberwalter)war nicht nur akustisch, sondern auch optisch – tänzerisch durchaus eine  Ohren – und Augenweide und trug zum Gelingen dieses Abends bei.

Noch sieben Mal wird im Kamptal heuer vom Walzer geträumt, 2026 wird „Hallo Dolly“ am Programm stehen. Dem Publikum hat es ausgezeichnet gefallen – so soll heiteres Musiktheater im Sommer sein!

Michael Tanzler

 

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