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NEW YORK/ WIEN: Die Met im Kino: CARMEN – ohne Stars

02.11.2014 | KRITIKEN, Oper

Wien/ CINEPLEXX-KINO  LANDSTRASSE/ MET IM KINO: CARMEN OHNE STARS (1.11.2014)

 Diesmal dominierte der Routine-Met-Alltag. Und es gab wenig Spektakuläres. In der Titelrolle lernte man die aus Georgien stammende Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili kennen – eine allzu „üppige“ Carmen mit viel Mittellage und Tiefe, allerdings  mit etwas zu scharfer Höhe und mit einem ausgeprägten Hang zum Klischee. Da werden Röcke gehoben und  Beine gespreizt, es wird mit dem Busen gewackelt und lasziv gelächelt. Wer wissen will, welche „Gipsy-Klischees“ in den USA aktuell zu finden sind, diesmal wurden sie vollständig dargeboten. Stimmlicher Höhepunkt ist die „Todes-Karten-Arie“, leider ist der Schluss-Ton „verwackelt“, und auch der Tenor-Gegenspieler, der aus Riga stammende Aleksandrs Antonenko ist darstellerisch  ebenfalls total überfordert. Er meistert die schwierige Rolle stimmlich durchaus passabel, aber die Wandlung vom „Muttersöhnchen“ zum rasenden Eifersuchts-Mörder nimmt man  ihm in keiner Weise ab. Die vielen Nah-Aufnahmen sind in diesem Fall entlarvend. Und das gilt für die ganze Carmen-Reprise.

Mit Pablo Heras-Casado steht ein Dirigent am Pult, der auf Tempo setzt, aber sich vor den Solisten fürchten dürfte. Die Regie von Richard Eyre (Bühnenbild Rob Howell) ist pseudo-aktuell und verlegt die Oper von Bizet in die Franco-Ära. Leider strotzt sie voller hilfloser Chorszenen, die bei dieser Vorstellung besonders stören. So kann man  diese Oper heute nicht mehr anbieten. Und so kommt es, dass Michaela und Escamillo vom Publikum mehr beklatscht werden als Carmen und Don José. Anita Hartig – die Wahlösterreicherin aus Rumänien – punktet vor allem mit  der großen Arie und Ildar Abdrazakov macht als Escamillo gute Figur (in jeder Hinsicht). Bleiben noch die beiden köstlichen Carmen-Freundinnen zu erwähnen : Jennifer Johnson Cano und Kiri Deonario  verfügen über  jene Ausstrahlung, die den Hauptdarstellern weitgehend  fehlt. Keith Miller ist ein passabler Zuniga und zweimal treten Tänzer als Verstärker der Sänger auf. Maria Kowaski und Martin Harvey agieren als anmutiges  „Liebes-Paar“. Und lassen die angehäufte Hilflosigkeit kurz vergessen. Alles in allem – eine Met-Reprise zum Vergessen!

Peter Dusek

 

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