MET IM KINO: „LA CENERENTOLA“– 10.5.2014 – Village Cinemas Landstrasse
Wie immer vor gut gefülltem Auditorium präsentierte die Metropolitan Opera Live in HD ihre Samstagsnachmittagsaufführung.
Am Pult des turbulenten Rossini-Werkes stand der in Wien lang und schmerzlich vermisste Fabio Luisi. Er dirigierte seine erste „Cenerentola“ und das in einer atemberaubenden Qualität. Spritzig und witzig perlten die Töne, vom Maestro mit einer Genauigkeit geschlagen, wie man es selten hört. An seinem Gesicht sah man, wieviel Spaß es ihm machte, dieses Werk aufzuführen. Das blendende Orchester folgte ihm mit Freude und Leichtigkeit, so dass den Sängern ein Teppich aus Perlen bereitet wurde, der ihnen das Singen in rasenden Tempi leicht machte. Aber auch die Lyrismen kamen nicht zu kurz, Luisi reagiert höchst flexibel auf die Sänger. Der glänzend aufgelegte Chor sang und spielte hervorragend.
Joyce diDonato sang nach eigenem Bekunden ihr letztes Aschenputtel. Welch ein Verlust für die Opernwelt! Der bildhübschen Sängerin lacht der Schalk aus den Augen und ihre Beweglichkeit prädestiniert sie für diese Rolle. Die dunkle, aus Kontraaltregionen kommende Stimme hat eine Agilität, die ihresgleichen sucht. Jede noch so kleine Note wird ausgesungen und die leichten und lichten Höhen kontrastieren reizvoll zur fülligen Tiefe. Ihr zur Seite der geborene Rossini-Tenor Juan Diego Florez als Don Ramiro. Wie ein Florett schnellt die Stimme in die Höhe, die einen unglaublichen Glanz hat. Das auch in der Tiefe und der Mittellage höchst farbenreiche Material, das in diesem Fach sehr selten ist, begeistert. Die jungenhaft-schlanke Figur und sein äußerst sympathisches Wesen machen ihn zu einem idealen Prinzen. Pietro Spagnoli zeigt einen hübschen lyrischen Bariton und spielt den in seiner Prinzenrolle angeberischen Kammerdiener köstlich. Don Magnifico in der Darstellung von Alessandro Corbelli ist eine gefährliche, fast schon zum Sadismus neigende Figur. Sein Bass ist nicht sehr groß, beherrscht aber das Parlando perfekt. Alidoro, der weise Lehrer des Prinzen, ist als Person zwischen Himmel und Erde angelegt, er tritt Angelina (nach seinen Auftritt in Bettler-Verkleidung) als Engel entgegen. Luca Pisaroni spielt die Rolle sehr ernst und lässt seine angenehme Bassstimme hören. Patricia Risley und Rachelle Durkin spielen als böse Schwestern zwei köstliche Frauenzimmer, ihr Minenspiel ist höchst bemerkenswert. Manches wirkt allerdings leicht überzogen.
Die Inszenierung von Cesare Lievi in Bühnenbild und Kostümen von Maurizio Balo schwebt zwischen Märchen und Realität. Wohltuend ist, dass keine gewollten Modernismen die Handlung stören. Die Sänger können sich gut bewegen und sind zu keinen sängerfeindlichen Aktionen gezwungen, was sicherlich erheblich zu den glanzvollen gesanglichen Leistungen beiträgt.
Für den Wiener Opernbesucher wurde an diesem Abend leider klar, dass bei diesem Rossini -Werk Welten zwischen New York und Wien liegen. Sowohl von der Regie als auch vom musikalischen Bereich und von den Sängern her bleibt Wien deutlich an zweiter Stelle.
Johann Schwarz