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Neue CD: „Segovia“ – Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

29.05.2025 | Allgemein, cd
Neue CD: „Segovia“ – Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics
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Melodischer Zauber
Neue CD mit der Gitarristin Carlotta Dalia bei Berlin Classics/ 
Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia gebaut wurde. 1923 traf Segovia Hermann Hauser, dem er seine Gitarren des spanischen Gitarrenbauers Manuel Ramirez zeigte. Gemeinsam entwickelten sie die Bauweise weiter. Die Hauser-Gitarre aus dem Jahre 1939 ist der krönende Abschluss dieser Zusammenarbeit. Sie hat einen Korpus aus brasilianischem Palisander und eine feine Fichtendecke. Dadurch wird die Resonanz verbessert, und sie verknüpft deutsche Präzision mit dem warmen, vollen Klang der spanischen Tradition. Carlotta Dalia wurde 1999 in der Toskana geboren und hat bereits als Zwölfjährige ihr erstes Solokonzert gegeben. Sie hat inzwischen über 40 nationale und internationale Wettbewerbe gewonnen. Für „Segovia“ hat Carlotta Dalia Werke ausgesucht, die Segovia favorisiert hat. Darunter sind sogar Kompositionen des legendären Gitarristen selbst – nämlich „Estudio sin luz“ sowie „5 Anecdotas“. In diesen Stücken überrascht vor allem Segovias Sinn für kunstvolle thematische Bearbeitung. Formale Raffinessen und kontrapunktischer Feinschliff lassen sich auch bei „From Greeting Cards“ op. 170 sowie „Tonadilla on the name of Andres Segovia“  von Mario Castelnuovo-Tedesco erkennen. Die neoklassizistischen Reize stechen dabei deutlich hervor.  „Pagina Romantica“ und „Guiterreo“ von Carlos Pedrell bestechen aufgrund ihrer akribischen kompositorischen Kunstfertigkeit, die der Gitarre hier ein unverwechselbares Klangbild verleiht. „Alba“ von Hans Haug fesselt ebenfalls aufgrund feiner klanglicher Differenzierungen. „Francoise“ von Jacques Ibert versteckt hinter einem ironischen Lächeln tiefere Gefühle und Ausdrucksnuancen, die Carlotta Dalia stilvoll hervorhebt. Ein Höhepunkt auf dieser CD ist sicherlich die Sonatina von Federico Moreno Torroba, wo intensive Kantilenen mit robusten Akkorden in elektrisierender Weise  korrespondieren. Da gewinnen auch kleine Motive plötzlich eine große Bedeutung. Feuer und Grandezza besitzt ferner die „Fantasia Sevillana“ op. 29 von Joaquin Turina, deren melodischer Zauber den Zuhörer sogleich umgarnt. Die „5 Anecdotas“ beweisen ebenfalls Segovias besonderen Sinn für raffinierte Klangfarben und Effekte, die sich ständig verdichten. Dies zeigt sich insbesondere auch beim „Fandango della Madrugata“. Ein weiteres Glanzstück  auf dieser  CD ist das Auftragswerk des italienischen Komponisten, Dirigenten und Cellisten Enrico Melozzi mit dem Titel „Re-Birds da un frammento di J.P. Rameau“. Dieses Werk hat er speziell für Carlotta Dalia komponiert. Die Schlagkraft der thematischen Erfindung sowie die Schärfe und Treffsicherheit der Charakteristik besitzen hier eine erstaunliche Leuchtkraft.  Verzierungen wie Triller, Doppelschlag, Mordent, Vorschlag oder Arpeggio werden hier facettenreich verwandelt. So gewinnt die ornamentale Belebung der melodischen Linie eine sphärenhafte Leichtigkeit.
 
Alexander Walther

 

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