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Neue CD: Richard Wagner „Der fliegende Holländer“ bei Naxos

10.10.2025 | Allgemein, cd

Neue CD: Richard Wagner „Der fliegende Holländer“ bei Naxos

Zauber der Zeitlosigkeit

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Die Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner geht auf Wilhelm Hauffs Märchenerzählung „Der fliegende Holländer“ zurück, die der Komponist im Jahre 1838 als Kapellmeister in Riga gelesen hatte. Die weitere Sage berichtet von einem holländischen Seefahrer, der für das Gelingen einer stürmischen Umseglung seine Seele dem Teufel verschrieben hat. Der Unglückliche darf alle sieben Jahre an Land gehen, und wenn er dort eine Frau findet, soll dies seine Erlösung sein. Durch Senta wird der Holländer in Wagners Oper schließlich erlöst, beide werden im gemeinsamen Tod vereint. Wagner verstand den „Holländer“ als dramatische Ballade, was auch auf der vorliegenden Aufnahme mit dem Netherlands Radio Choir sowie dem Hong Kong Philharmonic Chorus and Orchestra deutlich wird. Der Holländer erscheint hier in der Darstellung von Brian Mulligan durchaus als faustischer Charakter, der als ein mit dem Teufel im Bund stehender Untoter erscheint. Der Dirigent Jaap van Zweden macht das Motiv der rastlos suchenden Irrfahrt mit dem Ensemble überzeugend deutlich. In einem düsteren Monolog schildert der Holländer dann seine Seelenqualen. Und die buffoneske Szene mit Daland, der seinen schlafenden Steuermann weckt und dann den Holländer entdeckt, sticht bei dieser Aufnahme deutlich hervor.

Der zweite Akt spielt in der Spinnstube im Hause Dalands, der von Ain Anger (Bass) durchaus robust interpretiert wird, wobei des Basses Grundgewalt manchmal noch stärker sein könnte. Die Sopranistin Jennifer Holloway singt die Senta dabei mit ihren leeren Quinten und dem Ruf „Johohoe!“ voller Emphase, auch wenn der Gesang sich in der Höhe zuweilen noch kräftiger entfalten könnte. Weber und Marschner klingen deutlich an – und auch der heiße dramatische Atem kommt nicht zu kurz. Das lodernde Feuer sollte allerdings bei manchen Passagen noch elementarer sein! Die Verzweigung der thematischen Motive gelingen bei dieser Aufnahme jedoch meistens überzeugend. Das Holländermotiv mit dem unheimlichen Klang der leeren Quinten und das von g-Moll zu B-Dur wechselnde Erlösungsmotiv haben eine ergreifende Wirkungskraft. Auch die motivische Verwandtschaft vom Matrosenchor und dem Spinnlied der Mädchen leuchtet in sphärenhafter Weise hervor. Die dramatische Steigerung des großen Duetts von Holländer und Senta gewinnt Schwung und Leuchtkraft, wobei auch hier die Dynamik zuweilen etwas zu kurz kommt. Der von Bryan Register mit fulminantem Tenor verkörperte Erik kann seine Verzweiflung als verlassener Verehrer gut artikulieren, der „Traumbericht“ besitzt berührende Intensität. Maya Yahav Gour (Mezzosopran) erkennt als Mary glaubhaft entsetzt, dass Senta sich für den Holländer wirklich opfern will. Dies unterstreicht ebenso der Frauenchor. Und auch der dritte Aufzug mit dem berühmten Matrosenchor „Steuermann, lass‘ die Wacht!“ fesselt mit rhythmischer Kraft und Klarheit. Das Schiff des Holländers liegt immer noch in absoluter Dunkelheit und Stille. Durch immer stärkeren Übermut der Norweger provoziert, eskaliert die Situation auch bei dieser zuweilen packenden Aufnahme trotz mancher Defizite. Der gespenstische Chor der Untoten besitzt dabei eine unheimliche Intensität hinsichtlich der Intonation und Artikulation. Richard Trey Smagur als Dalands Steuermann passt sich dieser Klangwelt gut an

. Als der Sturm schließlich zu heulen beginnt, entfalten sich die dämonischen Mächte! Senta wird von Erik ein letztes Mal zur Rede gestellt – dann kommt es zur Katastrophe und das Gespensterschiff versinkt. „In weiter Ferne entsteigen beide in verklärter Gestalt dem Meer; der Holländer hält Senta umschlungen“, so lautet Wagners Regieanweisung. Diese Szene gelingt bei der Aufnahme bestens. Man hört die Details heraus. Hier entfaltet sich der geheimnisvolle Zauber der Zeitlosigkeit. 

Alexander Walther               

 

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