Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintette bei alpha classics
Mit unbändiger Musizierlust
Neue CD-Box: Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintette bei alpha classics mit dem Ensemble Spunicunifait /
„Spunicunifait“ ist eines der erfundenen Wörter, die Mozart seinem „Bäsle“ schrieb – und so nennt sich auch das Ensemble auf dieser besonderen CD-Box. Mancher sieht eine Verbindung zu Kaninchenhaaren. Die Mitglieder des Ensembles „Spunicunifait“ Lorenza Borrani (Violine), Maia Cabeza (Violine), Max Mandel (Viola), Simone von Rahden (Viola) und Luise Buchberger (Violoncello) sind international gefragte Kammermusiker, Solisten und Orchestermusiker. Die sechs hier vorgestellten Streichquintette Wolfgang Amadeus Mozarts gehören zu den größten und vielseitigsten Kammermusikwerken, die Mozart je geschrieben hat. Die Besetzung mit zwei Violinen, zwei Bratschen und Violoncello eröffnete ihm neue Ausdrucksmöglichkeiten. Opernhafter Stil, dramatisches Wechselspiel und harmonische Vielschichtigkeit dominieren auf eindrucksvolle Weise. Die Quintette zeigen Mozarts Entwicklung vom Salzburger Wunderkind bis zum reifen Wiener Meister. Eine Besonderheit bei dieser Aufnahme ist die doppelte Einspielung von Mozarts erstem Streichquintett KV 174. Dieses Werk existiert in zwei Fassungen aus dem Jahre 1773. Spunicunifait macht mit beiden Versionen deutlich, wie der Meister sein Werk weiterentwickelte. Diese Quintette offenbaren klare Bezüge zu Mozarts Opern und zu Joseph Haydn, seinem bedeutenden Mentor. Kammermusikalische, konzertante und serenadenhafte Züge finden sich aber nicht nur beim ersten Streichquintett KV 174. Ein akustischer Höhepunkt ist bei dieser Einspielung sicherlich das Streichquintett in C-Dur KV 515, dessen pochende Begleit-Achtel im ersten Satz ganz besonders markant hervorstechen. Über der pochenden Klangfläche verwandelt sich dabei das Klanggeschehen plötzlich nach Moll. Nach der motivverarbeitenden Überleitung folgt ein episodenhaftes Seitenthema, dessen intensiver Zauber nicht nachlässt. Auch das langsame Trillermotiv besitzt ungemeine Prägnanz. Kontrapunktische und motivisch-thematische Passagen blitzen hier in reizvoller Weise hervor! Das Menuett mit seinen Subito-p-Effekten gefällt auch mit innigen Oktavgängen. Erregte Zwiegespräche zwischen Violine und Viola bietet dann das Andante in F-Dur. Und kontrapunktischer Zauber überwältigt nochmals beim Sonatensatz-Rondo des Finales. Dynamische Kontraste zeigt hierzu das nächtliche Streichquintett in g-Moll KV 516, das Mozart im Mai 1787 komponierte. Die Themen des ersten Sonatensatzes beeindrucken aufgrund ihrer Ausdrucksvielfalt und ihrer sich motivisch klar entwickelnden Melodielinien. Das Menuett steigert sich in erregt vibrierenden Begleit-Sechzehnteln gleichsam wieder in Moll – und das Adagio schwelgt geradezu in b-Moll. Die langsame Dialog-Einleitung des Streichquintetts in D-Dur KV 593 gelingt dem Ensemble Spunicunifait ganz besonders gut. Sie kehrt vor Ende des ersten Sonatensatzes verzerrt wieder. Verhaltenheit und Leidenschaft kennzeichnet das G-Dur-Adagio, bei dem sich kleine Motivbestandteile voneinander lösen. Kontrapunktische Dichte fesselt wiederum beim Menuett, während die rasanten Fugato-Ansätze im Finale den Zuhörer verblüffen. Überzeugend ist ebenso die subtile Wiedergabe von Mozarts letztem Streichquintett in Es-Dur KV 614, dessen volkstümlicher Charakter bei dieser dezenten Einspielung nicht geleugnet wird. Die beiden antwortenden Elemente des Hauptthemas besitzen gesanglichen Zauber – und das Finalthema mit seinen Oktavsprüngen reisst den Hörer unmittelbar mit. Obwohl die akustische Qualität manchmal nicht optimal ist, kann man diese Einspielung sehr empfehlen.
Alexander Walther