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NAXOS: Mario Castelnuovo-Tedesco Violinkonzerte mit Tianwa Yang und dem SWR

02.04.2015 | Allgemein, cd

NAXOS: Mario Castelnuovo-Tedesco Violinkonzerte mit Tianwa Yang und dem SWR

Spätromantische italienische Raritäten geadelt durch sublimes Geigenspiel

 Hand aufs Herz: Wer kennt schon italienische Instrumental- und Orchestermusik abseits von Vivaldi, Paganini, oder später Respighi? Sehen Sie, ich kenne zwar ein paar weitere Namen der Generation Castelnouvo- Tedescos, wie Busoni, Martucci, Pizzetti, Casella oder Malipiero, aber nicht deren Werke. Nun legt also NAXOS nach den Einspielungen der Shakespeare Ouvertüren und des ersten Klavierkonzerts dieser florentinischen Nachtigall die beiden Violinkonzerte in einer mustergültigen Aufnahme aus dem SWR mit der talentierten chinesischen Virtuosin  und Echo Preisträgerin Tianwa Yang vor. Beim Concerto Italiano Op. 31 handelt es sich gar um eine Weltersteinspielung.

 Die Musik des Castelnouvo-Tedesco ist ein wahrer Ohrenschmaus. Kulinarisch strömt diese romantisch-mediterrane Musik (komponiert 1924 und 1931) beinahe wie Filmmusik ins Wohnzimmer. Dass der Komponist sich dabei eher an den Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts orientiert, als an experimentelleren Komponisten des 20. Jahrhunderts (wie etwa Karol Szymanovski), bezeugt nur die reiche Palette des musikalischen Schaffens der Zwischenkriegszeit. Castelnuovo-Tedesco, der selbst Pianist war und auch sechs Opern komponierte, ereilte als jüdischer Künstler das schreckliche Schicksal des Ausgestoßenwerdens und des Exils. Mit dem Aufkeimen des Faschismus verschwanden Castelnouvo-Tedescos damals verständlicherweise sehr beliebte Werke von den Konzert- und Radioprogrammen in Italien. Im kalifornischen Exil arbeitet der italienische Meister ab 1940 an über 250 Filmmusiken mit, auch nach Kriegsende riss der Schaffensfaden nicht. 

 Die hier nun vorliegenden Violinkonzerte sind voller Lyrismen, ungestümem Schwung in liedhafter Textur, gepaart mit einem virtuos bis leichtgängigen, fast schon verspielt-verträumt zu nennenden Solopart. Die Kadenzen werden von der auf einer „Guarneri de Gesu“ spielenden Tianwa Yang, die schon mit 13 Jahren die 24 Capricen von Paganini auf CD einspielte,  höchst geschmackvoll ausgekostet und prächtig leuchtend serviert. Der in  Frankreich lebende, junge niederländische Dirigent Pieter-Jelle de Boer, begleitet mit dem SWR Sinfonieorchester Baden Baden und Freiburg jugendlich voller Elan und Tempo, immer auf Augenhöhe mit der lebensfrohen Musik und als sensibler Begleiter der chinesischen Solistin.

 Eine erfreuliche Entdeckung für Liebhaber spätromantischer Konzertliteratur.

 Dr. Ingobert Waltenberger

 

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