Gaetano Donizetti: LUCIA DI LAMMERMOOR mit Damrau und Calleja!!. Philharmonie am Gasteig München. 10. Juli 2013
Eine konzertante Aufführung von Donizetti’s Lucia di Lammermoor sorgte in der Philharmonie am Münchner Gasteig für Belcantowonnen und große Begeisterung.
Die Titelheldin war für das Münchner Publikum natürlich von besonderem Interesse, genießt Diana Damrau doch so etwas wie Heimvorteil vor einem bayerischen Publikum.
Und als Lucia-Interpretin ist die Sängerin derzeit zweifellos sehr gefragt. Zu recht, wie sich an diesem Abend zeigte. Denn Damrau verfügt über das ganze vokale und emotionale Spektrum, dass man mit dieser Figur assoziiert. Zärtliche Lyrik aber auch eine beachtliche Portion Dramatik ließ Damrau hören. Koloraturen und Spitzentöne meisterte sie sehr gut. Dazu sang sie mit viel Ausdruck.
Das etwas langsame Tempo in der Wahnsinnsarie behinderte Damrau’s Agilität etwas. Die Glasharmonika sorgte hier für einen mystischen, ja, fast unheimlichen Klang, der sehr gut zum Ort der Handlung passt.
Für Il dolce suono heimste Damrau den größten Szenenapplaus des Abends ein, und nach so einem Höhepunkt hat es wohl jeder Tenor schwer, das Publikum noch einmal in ähnlicher Weise mit seiner finalen Szene zu begeistern. Diesbezüglich muss man sich weniger Sorgen machen, wenn dieser Tenor Joseph Calleja heißt. Der maltesische Startenor gilt seit geraumer Zeit als der führende Edgardo der Welt. Und diesen Ruf unterstrich der 35-jährige Tenor auf eindrucksvolle Weise. Während er in der ersten Vorstellung, aufgrund einer Allergie, noch Schwierigkeiten hatte, und nicht imstande war, die Schlussszene zu singen, präsentierte er sich nun weitgehend gesundet. Doch selbst mit leichten Einschränkungen singt Joseph Calleja noch auf einem Niveau, von dem viele andere Tenöre nur träumen können. Sein geschmeidiger und doch viriler Tenor ist für den Edgardo wie geschaffen. Er sang mit prächtiger Tenorstimme, ausgezeichneter Phrasierung, stattete Fra poco a me ricovero mit berührender Melancholie aus, und sang das alles mit erstaunlicher Leichtigkeit. So muss Belcanto klingen! Zudem harmonierten die Stimmen von Damrau und Calleja ganz ausgezeichnet.
Ludovic Tézier konnte da nicht ganz mithalten, denn seinem Enrico fehlte es an manchen Stellen doch etwas an Kraft, und er verströmte zu wenig Italianità. In der Turmszene, die Calleja deutlich dominierte, blieb Tézier zu blass.
Nicolas Testé, der Ehemann von Diana Damrau, sang den Raimondo mit eleganter Bassstimme. Prominent war die Alisa mit Marie McLaughlin besetzt.
Jesus Lopez-Cobos leitete das Münchner Opernorchester mit robuster Hand, war aber den Sängern ein guter Begleiter.
Am Ende des Abends gab es großen Jubel, vor allem für die beiden Hauptrollensänger. Wobei Joseph Calleja in der Publikumsgunst – letztendlich gar nicht so überraschend – etwas vor Diana Damrau rangierte.
Fazit: Vor allem wegen Calleja und Damrau ein Hit.
Die Aufführung(en) wurde(n) mitgeschnitten und man darf sich auf eine CD-Veröffentlichung freuen.
Lukas Link