Köstliche Operettenproduktion der Kammeroper München: „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppé und „Häuptling Abendwind“ von Jacques Offenbach (Vorstellung: 24. 1. 2012)
Die österreichische Sopranistin Elisabeth Pratscher als schöne Galathée…
… und als Atala mit Maximilian Nowka im „Häuptling Abendwind“ (Fotos: Helena Meyer)
Die Kammeroper München, die seit Jahren immer wieder mit interessanten Produktionen aufwartet, brachte am 8. Jänner 2012 in ihrem „Winterquartier“, dem Münchner Künstlerhaus, zwei Operetteneinakter heraus, die vom Publikum mit besonderer Begeisterung aufgenommen wurden: „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppé (Arrangement: Vladimir Genin) und „Häuptling Abendwind“ von Jacques Offenbach (Arrangement: Alexander Krampe).
Regisseur Dominik Wilgenbus – in Wien durch seine Inszenierung von Kálmans Herzogin von Chicago an der Volksoper bekannt – gelang mit der Kombination der beiden Operetten, deren Texte er bearbeitete beziehungsweise übersetzte, ein äußerst unterhaltsamer Abend.
Der Inhalt kurz zusammengefasst: Nach zweitausend Jahren treibt die berühmteste Statue der Mythologie nun im Paris des 19. Jahrhunderts ihr frivoles Spiel mit Männern. Zum Leben erweckt, verlangt sie von ihrem Schöpfer Pylargon ein frugales Mahl, will vom jungen Faktotum Gérard fortwährend geküsst werden und lässt sich vom reichen Kunstmäzen Midou mit Juwelen beschenken. Als die Situation eskaliert, wünschen sich die Männer Galathée wieder als wehrloses Standbild. Ihre Verwandlung in ein abstraktes Kunstobjekt bedeutet schließlich das Ende. – Nach der Pause wollen die beiden Menschenfresser-Häuptlinge Abendwind und Hasenzahn, die einander gegenseitig die Ehefrauen verspeist hatten, ihre Feindschaft beilegen, indem die Tochter Atala des einen mit dem Sohn Arthur des anderen, der seinem Vater als Festmahl vorgesetzt wird, vermählt werden soll. Da der Chefkoch Abendwinds listig genug ist, kommt es zu keiner Familientragödie.
Die beiden Operetten wurden von fünf Solisten auf einem schrägen Holzpodest (Bühne: Peter Engel) aufgeführt, neben dem das zwölfköpfige Orchester der Kammeroper München unter der Leitung von Nabil Shetata mit Esprit und Witz zünftig aufspielte. Als schöne Galathée und Häuptlingstochter Atala begeisterte die junge österreichische Sopranistin Elisabeth Pratscher das Münchner Publikum. Ihr komödiantisches Spiel, gepaart mit tänzerischer Leichtigkeit und herrlich tönender Stimme, die auch in der Höhe eine tolle Wortdeutlichkeit aufweist, war eine Wonne für Augen und Ohren. Ein Versprechen für die Zukunft in Operette und Oper!
Ausgezeichnet agierte der Operetten- und Musicaldarsteller Maximilian Nowka als Faktotum Gérard und Häuptling Abendwind, der als Schauspieler komisch-pfiffige Szenen hatte. Gut auch die weitere Besetzung mit dem Münchner Tenor Mathias Frey in den Rollen des Bildhauers Pylargon und Häuptlingssohns Arthur und mit dem Leipziger Tenor Georg Führer als Kunstmäzen Midou und Häuptling Hasenzahn. Für witzige Momente sorgte der Puppenspieler Moritz Trauzettel, der als Schmusehund Glou-Glou und als Abendwinds Chefkoch auftrat.
Einfallsreich die Choreographie von Caroline Finn, die das Ensemble immer wieder über die Bühne wirbeln ließ und die Kostüme von Uschi Haug, die im ersten Stück im französischen Stil des 19. Jahrhunderts gehalten waren und im zweiten durch farbenfrohe Buntheit die ferne Südsee darzustellen versuchten.
Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Szenenapplaus und bejubelte am Schluss alle Akteure minutenlang, wobei auch ein paar verdiente „Brava“-Rufe für die schmucke Galathée- und Atala-Darstellerin Elisabeth Pratscher zu hören waren.
Udo Pacolt, Wien – München
PS: Ein Hinweis für die Operettenfreunde: noch zwei Mal spielt die Kammeroper München die beiden Operetteneinakter im Münchner Künstlerhaus, und zwar am 31. 1. und am 1. 2.!