München: Bayerisches Staatsballett: „NUSSKNACKER“, 20.01.2012:
Zwei Rollendebuts machten die Vorstellung am 20.01. besonders interessant: Maxim Chashchegorov war zum ersten Mal als Günther zu sehen, Javier Amo Gonzales als Drosselmeier. Auch ein Blick auf die Besetzung der übrigen Solistenrollen versprach einen spannenden Abend. Das Publikum wurde nicht enttäuscht. Maxim Chashchegorov besticht durch seine natürliche Eleganz und seine vornehme, aber nie pathetische Ausstrahlung. Jede Bewegung ist stilistisch perfekt, ohne einstudiert zu wirken. Er ist ein vollendeter Danseur noble des 21. Jahrunderts. Technisch bewältigte er die anspruchsvolle Partie ohne Mühe, so dass es eine große Freude war, ihm zuzusehen. Auch Javier Amo Gonzales konnte bei seinem Debut als Drosselmeier mit einer neuartigen, interessanten Interpretation überzeugen. Er war weniger die blasierte Berühmtheit, die vor allem im ersten Bild ihren Starallüren freien Lauf lässt, sondern eher ein eleganter, vornehmer Herr, der völlig in seiner Liebe zum Tanz aufgeht und dabei die Menschen um sich herum gar nicht richtig wahrnimmt. Seine Bühnenfigur war einem sehr sympathisch, vielleicht ein wenig zu sehr. Ein bisschen mehr Großspurigkeit ist in der Partie schon angelegt. Tänzerisch beeindruckte er vor allem mit seinen fließenden, eleganten Sprüngen und seiner schönen Linie. Ekaterina Petina war nach ihrem Debut am 06.01. zum zweiten Mal als Luise zu sehen. Auch sie ist eine sehr vornehme Erscheinung mit viel Stilbewusstsein. Besonders schön, ihre weichen Port de bras. Ekaterina Markowskaja war wieder eine reizende Marie voller kindlicher Neugier und Unbefangenheit. Auch die übrigen Solisten tanzten auf sehr hohem Niveau. Besonders bemerkenswert die kollegiale Geste von Lukáš Slavický, derzeit führender Erster Solist, der sich als vierter Mann in der „Variation des hommes“ ganz in den Dienst des Ensembles stellte. Valery Ovsianikov leitete das manchmal etwas schwerfällig spielende Bayerische Staatsorchester. Wunderschön dagegen das Violin-Solo, gespielt von Konzertmeister David Schultheiß.
Gisela Schmöger