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MÜNCHEN/ Bayerische Theaterakademie: LA VIDA BREVE von M. de Falla. Premiere

17.03.2012 | KRITIKEN, Oper

Bayerische Theaterakademie in München:„La vida breve“ von Manuel de Falla (Premiere: 16. 3. 2012)

 Statt der ursprünglich geplanten Produktion von Vivaldis “L’Amfiparnaso” brachte die Bayerische Theaterakademie August Everding gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Theater im Prinzregententheater in München die Oper “La vida breve” von Manuel de Falla in einer Fassung für Kammerensemble zur Aufführung. Ob die Idee gut war, die Oper in spanischer und deutscher Sprache singen zu lassen, darf bezweifelt werden, da die Wortdeutlichkeit bei einigen Studenten doch zu wünschen übrig ließ. Die Wahl für de Fallas „drama lirico“ in zwei Akten, das 1913 in Nizza uraufgeführt wurde, hatte wohl für die Akademie den Vorteil, die Tanzleistungen ihrer Studentinnen und Studenten dem Publikum zu präsentieren.

 Manuel de Falla wählte für die Teilnahme an einem Wettbewerb um ein spanisches Musikdrama, den die Madrider Akademie der Schönen Künste im Jahr 1904 ausgeschrieben hatte, eine Erzählung von Carlos Fernández Shaw aus, der sich auch bereiterklärte, das Textbuch zu verfassen. Obwohl sein Werk den Preis errang, kam es erst 1914 in Madrid zur spanischen Erstaufführung. Durch die Vermittlung von André Messager wurde die Oper knapp neun Monate vorher in französischer Sprache als La vie brève in Nizza uraufgeführt, wofür de Falla die Instrumentation überarbeitete, das Stück in zwei Teile teilte und die Tänze einbaute.

 Die Handlung, die in Granada um 1900 spielt, kurz zusammengefasst: Salud, ein Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, wartet sehnsüchtig auf ihren Geliebten Paco. Als er endlich erscheint, beteuern sie einander ihre Liebe. Als ihr Onkel Sarvaor erfährt, dass Paco am nächsten Tag ein anderes, wohlhabendes Mädchen heiraten wird, will er sich an ihm rächen, wird aber von Abuela, der Großmutter Saluds, zurückgehalten. – Salud ist über die Hochzeit Pacos mit Carmela verzweifelt und will Paco zur Rede stellen und geht mit ihrem Onkel zum Fest. Auf der Hochzeit bezichtigt Salud Paco der Untreue und des Verrats. Als er sie verleugnet, bricht sie tot zusammen.

 Renate Ackermann, Professorin der Studiengangsleitung Musiktheater, legte in ihrer Inszenierung der gekürzten Fassung der Oper, die wie eine Generalprobe ablief, eindeutig den Schwerpunkt aufs Tanzen. Es gelang ihr, die Welt des Flamencos auf die Werkstattbühne des Prinzregententheaters zu zaubern und so für das notwendige spanische Ambiente zu sorgen. Ein Kompliment den Tänzerinnen Tizia Hilber und Dorothea Koch, aber auch der gesamten Statisterie und dem Gesangsensemble zu ihren zum Teil exzellenten Tanzleistungen (Choreographie: Gisa Michelón). Für die Bühne – ein Klavier und zahlreiche Stühle vor effektvoll wirkenden Spiegelwänden – und die Kostüme, bei denen die Damen klar bevorzugt waren,  zeichnete Anika Söhnholz verantwortlich.

 Mit ihrem strahlenden Sopran war Aline Lettow als Salud die positive Erscheinung des Abends. Es gelang ihr, sowohl stimmlich wie darstellerisch die Rolle der Liebenden und schwer Enttäuschten gleichermaßen hervorragend darzustellen. Ihre getanzte Todesszene war eine interessante und gelungene Variante. Auf ihre künftige Karriere darf man gespannt sein! Ihr am nächsten kam die Mezzosopranistin Florence Losseau als Abuela. Statt eine Großmutter darzustellen, agierte die junge und attraktive Studentin als Freundin Saluds, war mimisch ausdrucksstark und tänzerisch hochbegabt. Als Paco gab der Tenor Mauro Peter einen feschen Macho mit gut geführter Stimme ab. Seine Braut Carmela wurde von der Mezzosopranistin Dorothea Spilger ein wenig farblos gespielt.

 In der Rolle des Sängers wartete Gustavo Castillo Estrada mit einer klangschönen Baritonstimme auf, als Sarvaor zeigte der Bass Peter Cismarescu mehr schauspielerische Qualitäten, während der Bariton Marios Sarantidis als Carmelas Bruder Manuel einen eher hilflos agierenden Regisseur darzustellen hatte. Als Stimme in der Ferne war der Tenor Sungmin Song zu hören.

 Das Kammerensemble – bestehend aus den zwei Gitarristen Lucas Brar und Jacob Kellermann, dem Akkordeonspieler Alexander Kuralionok und dem Schlagzeuger Thomas Hastreiter – wurde von Joachim Tschiedel, der auch die musikalische Einrichtung besorgte, sehr umsichtig geleitet. Trotz der kleinen Besetzung kamen die atmosphärisch dichten spanischen Klänge der Partitur de Fallas gut zur Geltung.

 Das Publikum reagierte begeistert mit dem für München so typischen „Trampeln“ und mit  lang anhaltendem Beifall für alle Mitwirkenden und für das Leadingteam.

 Udo Pacolt, Wien – München

 

 

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