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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: L’ELISIR D’AMORE

31.12.2011 | KRITIKEN, Oper

München, Bayerische Staatsoper, Gaetano Donizetti, „L’ELISIR D’AMORE“, 30.12.2011

Die Stimmung am Tag vor dem Jahreswechsel war heiter bis ausgelassen – sowohl auf der Bühne als auch im ausverkauften Haus. Die bunte Inszenierung, spielend in einer modernen Zeit, von David Bösch lässt viel Raum für sängerische Entfaltungsmöglichkeiten und Spielfreude. Dass Belcore und seine Mannen dabei als eher heruntergekommene Soldateska ständig mit Pistole und Maschinengewehr herumfuchteln, sich auch fast an Adina vergreifen oder das ganze Dorf mit der Waffe bedrohen – nun, das ist keine komische Oper mehr, sondern bittere Realität, wie wir sie im Tagesfernsehen leider immer wieder sehen müssen. Alle anderen szenischen Ideen und Gags sorgen jedoch für viel Spaß bei Publikum und Protagonisten.

Allen voran das Paar Adina-Nemorino. In diesem Fall trafen sich zwei Landsleute: Die seit 2004 am Slowakischen Nationaltheater Bratislava engagierte Adriana Kucerová und der ebenfalls aus der Slowakei stammende Münchner Publikumsliebling Pavol Breslik. Adriana Kucerová ist eine bildhübsche junge Frau mit weiblicher Ausstrahlung, einem strahlenden, warmen Sopran, die mit viel Koketterie und listiger Schläue den Tolpatsch Nemorino schießlich doch erhört. Pavol Breslik schien sich in seiner ersten Arie „Quanto e bella, quanto e cara“ noch ein wenig warm zu singen. Doch in den Ensembleszenen und natürlich bei „Una furtiva lagrima“ wurde er bejubelt. Zu Recht: Die Stimme schlank und strahlend in der Höhe und ja, mit dem gewissen Etwas und gerade bei „Una furtiva…“ der slawischen Träne in der Stimme. Auch seine Wandlung vom schüchternen Jüngling in ausgebeulten Hosen zum begehrten Hochzeiter spielt er mit viel Lust und Liebe, wobei sein „Strip“ viel Hallo und Jubel auslöste (und so manch einer oder eine mag sich gewünscht haben, dass er bei der Unterwäsche nicht Halt machte…).

Weniger elegant, aber sehr treffend in diesem Regie-Konzept, Levente Molnár als Belcore. Ein schmieriger, brutaler Soldat, der sich bei Bedarf nimmt, was er haben will. Da war keine Raffinesse des Salonsergeanten, der ins Manöver zieht, zu spüren. Stimmlich hörte man bereits das Grollen des „Donner“ (der Sänger wird im neuen Ring diese Rolle interpretieren), aber er verfügt glücklicherweise noch immer über die nötige Flexibilität und Geschmeidigkeit für Donizetti. In jedem Fall ein schöner Gegenpart zu Nemorino.

Putzig und komisch wie ein pubertierendes Mädchen die Giannetta von Tara Erraught. Weniger glücklich war ich mit Ambrogio Maestri als Dulcamara. Dass er über beeindruckende stimmliche Mittel verfügt, wussten wir, aber muss er deshalb alle „niedersingen“? Von der Statur her und vom Spielwitz ist er allerdings eine ausgezeichnete Besetzung für den Quacksalber.

Im Graben waltete Dan Ettinger mit dem Wetter angemessener Sturmfrisur, zu Beginn ein wenig zu laut, aber im Verlaufe des Abends fand er zu temporeichem, federndem,  wohltemperiertem Musizieren mit dem Bayerischen Staatsorchester.

Viel Beifall und Jubel für Adriana Kucerova und Pavol Breslik.

Jakobine Kempkens

 

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