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MÜNCHEN/ BAYERISCHE STAATSOPER: DIE WALKÜRE

07.01.2013 | KRITIKEN, Oper

MÜNCHEN, Bayerische Staatsoper, Richard Wagner, „DIE WALKÜRE“, 6.1.2013

Nun also eine neue Ring-Runde mit einigen neuen Sängern nach der Premierenserie im letzten Jahr. Das Regiekonzept von Andreas Kriegenburg finde ich im Gegensatz zu seiner ‚Rheingold‘-Arbeit weder erhellend noch hilfreich: Der Beginn mit einer Schattentanz-Schlacht nötigt Respekt ab – für die eleganten Bewegungen der Statisten. Dass Sieglinde offenbar über reichlich Personal verfügt, ist auch erfreulich, doch was sollen die Leichenwäscherinnen im Hintergrund, die blessierte Helden für die letzte Reise vorbereiten? Ähnlich ungereimt der ohne Orchester dargebotene Stampftanz junger Statistinnen zu Beginn des 3. Akts. Einem „Stop it“ von den Zuschauerrängen wurde leider nicht stattgegeben. Wenn Wotan als vielbeschäftigter Manager vor dem Gespräch mit seiner Gattin noch rasch einige Papiere unterzeichnet, nun ja – der anschließende Griff zum Speer wirkt dann aber schon wieder komisch. Da jedoch über diese und andere regieliche Seltsamkeiten bereits ausführlich berichtet wurde (Merker 4/2012), können wir uns dieses Mal vor allem der musikalischen Seite zuwenden.

Hier geschah ein „hehrstes Wunder“ in Gestalt der Sieglinde von Petra Lang. Mit herrlicher Mitte und Tiefe (sie begann als Mezzo) und strahlenden Höhen, einem schier unglaublichen Atem, mit dem sie herrliche, unendliche Bögen singen kann, wird aus der frustrierten Ehefrau schließlich die inbrünstig jubelnde Liebende. Da darf man gespannt sein, ob hier nicht eine wunderbare Brünnhilde heranwächst. Leider war ihr Simon O’Neill als Siegmund so gar nicht ebenbürtig. Freilich, er verfügt über heldisches Material und die „Wälse“-Rufe kommen gigantisch, doch kann ihm nicht jemand sagen, dass Wagner auch Piano-Stellen und sehr lyrische Passagen komponiert hat? Bei O’Neill wichen nicht die „Winterstürme dem Wonnemond“ sondern eher der Wonnemond den Phonstärken und Stentortönen aus seiner Kehle. Welche Frau lässt sich bitteschön in einer Liebesszene anbrüllen?? O’Neill sang mit stahlharter, monochromer Stimme in Einheitslautstärke. Und an seiner Wortdeutlichkeit wäre auch noch dringend zu arbeiten.

Wie man es anders und besser macht, zeigte Hunding Hans-Peter König. Welch‘ eine profunde Bassstimme, die flüstern, grollen und gebieten kann . Welch‘ eine Bühnenpräsenz: Wenn dieser Hunding den Raum betritt, den Kopf wendet, bevor er noch irgendeinen Ton gesungen hat, dann ist das ein Ereignis. Man tut dem Sänger wohl nicht Unrecht, wenn man sich bei seinem Auftritt einen Moment an die beiden großen Alten im Bassfach, Moll und Salminen, erinnert fühlt.

Im 2. Akt noch jammernder Knecht Frickas gewann Thomas J. Mayer als Wotan im 3. Akt an Statur, ein Verzweifelter, der sein liebstes Kind aufgeben muss und mit seinem Schicksal hadert. Das kühne, herrliche Kind ist bei Evelyn Herlitzius eine jauchzende, übermütige Maid, die schließlich angesichts des Abschieds vom Göttervater zu Reife und Größe findet. Elisabeth Kulman ist eine kühle, schicke Fricka, mit klarem Mezzo, der die Männer nach nur einem Fingerschnippen gehorchen.

Die Walküren Helmwige (Susan Foster ), Gerhilde (Karen Foster), Ortlinde (Golda Schultz), Waltraute (Heike Grötzinger), Grimgerde (Okka von der Damerau), Siegrune (Roswitha C. Müller), Rossweiße (Alexandra Petersamer) und Schwertleite (Anja Jung) sind zu bewundern, dass sie trotz Peitschengeknall und Seilspielen so präzise und stimmschön sangen.

Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester durchschritten tapfer die Wagnerschen Wogen und entfachten am Schluss noch einen blechglänzend prunkenden Feuerzauber.

Ein vielstimmiges Bravo nach dem letzten Ton und lauter, langanhaltender Applaus für alle.

Jakobine Kempkens

 

 

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